Rp-Serie Mein Tierisches Revier Fasziniert von der Vogel-Vielfalt

Duisburg · Andreas Uterhardt leitet die Fasanerie im Zoo. Zurzeit ist dort alles anders als sonst. Neue Voliere im nächsten Jahr.

In der Fasanerie des Duisburger Zoos spielt sich das bunte Leben zurzeit nur hinter den Kulissen ab. Die Vogelgrippe führt nicht nur bei den landwirtschaftlichen Betrieben zu bitteren Konsequenzen. Auch am Kaiserberg sind alle Vögel aus den Außenvolieren und von den Freiflächen verschwunden. Schon bevor die Stadt Duisburg eine "Aufstallpflicht" für alle Geflügel vorordnete, hatte der Duisburger Zoo vorsorglich seinen gesamten Vogelbestand in hintere Räumlichkeiten untergebracht, zu denen das Publikum keinen Zutritt hat.

"Natürlich ist das sehr schade, aber nur so können wir unseren Bestand vor der hochansteckenden Seuche bewahren", sagt Andreas Uterhardt, Revierleiter der Fasanerie im Zoo. Er rechnet damit, dass die Zoo-Vögel noch bis April aus der Öffentlichkeit verbannt sein müssen - bis zum Ende der Zugvögelsaison. Wenn man jetzt einen Reiher oder Enten auf den Freiflächen sieht, handelt es sich um "Gäste" des Zoos.

Ohnehin ist in der Fasanerie zurzeit alles anders als sonst. Die meisten Vögel hat der Duisburger Zoo nämlich abgegeben. Von den mehr als 30 Vogelarten, die normalerweise in den Volieren gehalten werden, sind jetzt nur noch acht in Duisburg. Der Grund ist ein schöner: Im Duisburger Zoo soll eine ganz neue Fasanerie aufgebaut werden, mit neuen größeren Volieren und neuen Steinbauten, wo die Vögel bei extremen Witterungen oder bei Ausnahmesituationen, wie es jetzt die Vogelgrippe ist, untergebracht werden. Auch die Futterküche, wo die Vogelmahlzeiten zubereitet werden (von Hirse bis Hackfleisch), wird erneuert. Im Herbst, wenn der Besucherstrom erfahrungsgemäß etwas abebbt, sollen die Baumaßnahmen beginnen. Ostern 2018 soll dann alles fertig sein. Dann wird man wieder 30 Vogelarten in der Fasanerie finden. Hauptsponsor für den Neubau ist der Förderverein des Zoos, der 400.000 Euro zweckgebunden überweist.

 Der Tierpfleger auf Streifzug durch sein Revier, das durch die zur Zeit grassierende Vogelgrippe von außen verwaist erscheint.

Der Tierpfleger auf Streifzug durch sein Revier, das durch die zur Zeit grassierende Vogelgrippe von außen verwaist erscheint.

Foto: Zoltan Leskovar

Natürlich ist Andreas Uterhardt, der seit elf Jahren in der Fasanerie arbeitet und seit zweieinhalb Jahren dort Revierleiter ist, an der Neugestaltung der Fasanerie beteiligt. Er kennt schließlich die Bedürfnisse, Verhaltensweisen, Vorlieben und vermeidbaren Widrigkeiten seiner Vögel besser als jeder andere im Zoo.

Der 35-jährige Tierpfleger versteht sein Metier besser, als man es von ihm arbeitsrechtlich erwarten muss. Andreas Uterhardt nimmt regelmäßig an Vogelpflegertreffen teil und ist Mitglied im Berufsverband der Zootierpfleger. Dieser Verband gibt eine Fachzeitschrift heraus, für die Uterhardt auch schon Beiträge geschrieben hat.

Übrigens ging es dabei nicht immer nur um Vögel, sondern auch das Kirkdikdik. Das ist die kleinste Antilopenart, die, man staune, auch zur Fasanerie des Duisburger Zoos gehört. Der einfache Grund: Die Kirkdikdiks, auch Windspielantilopen genannt, leben in Gemeinschaft mit den großen Trappen, den schwersten flugfähigen Vögeln. Andreas Uterhardt hat in einem Aufsatz seine Erfahrungen von dieser Gemeinschaftshaltung beschrieben.

 Ein Schild macht auf den Umbau aufmerksam.

Ein Schild macht auf den Umbau aufmerksam.

Foto: Zoltan Leskovar

Dass er so etwas kann, merkt man, wenn man mit dem begeisterungsfähigen Tierpfleger spricht. Andreas Uterhardt ist ein genauer Beobachter, nicht unbedingt der Typ Tierliebhaber, der die ihm anvertrauten Geschöpfe streicheln oder knuddeln möchte; etwas, was Vögel nicht mögen. "Die bunte Vielfalt der Vogelwelt, ihre Verhaltensweisen und Überlebensstrategien", haben mich bereits als Jugendlicher fasziniert, sagt er.

 Andreas Uterhardt am Pfauengehege in "seiner" Fasanerie, die demnächst vollkommen umgestaltet wird.

Andreas Uterhardt am Pfauengehege in "seiner" Fasanerie, die demnächst vollkommen umgestaltet wird.

Foto: Zoltan Leskovar

Schon als Kind sei er gerne in den Zoo gegangen. Als er in der neunten Schulklasse war, absolvierte Andreas Uterhardt im Duisburger Zoo ein Praktikum, das ihm so gut gefiel, dass er sich in den folgenden Ferien für ein freiwilliges Praktikum bewarb. Offenbar hinterließ er bei den Revierleitern und dem damaligen Zoodirektor Frese einen so guten Eindruck, dass er jene Empfehlungen bekam, die nötig sind, um einen der begehrten Ausbildungsplätze im Zoo zu bekommen.

Die Ausbildungszeit hat Andreas Uterhardt in guter Erinnerung. Der Wechsel von theoretischer Ausbildung in Düsseldorf und praktischer Ausbildung im Duisburger Zoo hätten sich gut ergänzt. Mittlerweile wisse er allerdings, dass nicht alles, was in Büchern steht, stimme.

Einen Lieblingsvogel hat Uterhardt nicht. Ob Waldrapp, Hottentotten-Ente, Gurrtaube, Weißbrauenkuckuck, Lachender Hans (das ist ein Eisvogel), Wellensittich, von denen es im Duisburger Zoo 57 Exemplare gibt, oder Schnee-Eule: fast jeder Vogel sei auf seine Art interessant, meint er. Als Beispiel erzählt er vom Hammerkopf, ein schlichter brauner Vogel, der ganz unspektakulär wirkt, der aber grandiose Nester von eineinhalb Metern Durchmesser baut. "Es ist einfach toll zu beobachten, wie dieser Vogel Äste, Blätter, Gestrüpp und andere Materialien mit großem Eifer verbaut", sagt der Vogelkenner.

Zu Hause halten Andreas Uterhardt und seine Ehefrau übrigens keine Vögel in einem Käfig, sondern in zwei Terrarien Schlangen; genauer: Kornnattern. "Das sind doch auch faszinierende Tiere", sagt der Tierpfleger gut gelaunt.

(pk)
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