Duisburg "Filmforum ist ein Kino mit Haltung"

Duisburg · Das Filmforum wurde am vergangenen Wochenende im Rathaus mit dem Kaisermünzenpreis geehrt. Die Laudatio hielt Hermann Kewitz, der Vorsitzende des Vereins Pro Duisburg, der die Bedeutung des kommunalen Kinos betonte.

 Der Kaisermünzenehrenpreis wurde im Duisburger Rathaus verliehen. Hermann Kewitz, Vorsitzender des Vereins Pro Duisburg, übergab den Preis mit OB Sören Link an Kai Gottlob, dem Leiter des Filmforums.

Der Kaisermünzenehrenpreis wurde im Duisburger Rathaus verliehen. Hermann Kewitz, Vorsitzender des Vereins Pro Duisburg, übergab den Preis mit OB Sören Link an Kai Gottlob, dem Leiter des Filmforums.

Foto: Andreas probst

Ein untrügliches Zeichen, dass das gesellschaftliche Leben der Stadt in ein neues Jahr startet, ist seit 1981 die Verleihung des Kaisermünzenpreises. Diese jeweils rückwirkend für das vergangene Jahr vom Verein "pro Duisburg" verliehene Auszeichnung ging am Sonntag an das "filmforum Duisburg". Mit dem Preis würdigt der Verein Menschen, Unternehmen oder Institutionen, die sich in besonderer Weise Verdienste um die Stadt Duisburg erworben haben.

In seiner Laudatio betonte der Vorsitzende des Vereins, Hermann Kewitz, die Bedeutung des kommunalen Kinos und der damit verbundenen filmhistorischen Sammlung der Stadt vor dem Hintergrund einer Zeit, in der "alles zum Video wird". Das "filmforum" setze der "Massenbildhaltung" von acht Sekunden dauernden Youtube-Videos einen 162 Minuten dauernden Film wie "Toni Erdmann" aus der "Freilandhaltung für wichtige Filme" entgegen. Das kommunale Kino schaffe den Spagat zwischen "füll' den Saal" und "muss man zeigen".

Die Geschichte des kommunalen Kinos reicht in eine Zeit zurück, als sich die Volkshochschule noch alleine mit dieser Art der Erwachsenenbildung befasste und Horst Schäfer (VHS) die Idee von einem kommunalen Kino entwickelte. Später war es Alt-Oberbürgermeister Josef Krings, der in seiner Zeit als Vorsitzender des Kulturausschusses mit dem Rat der Stadt in den 1970er Jahren den politischen Grundstein für das "filmforum" legte.

Seine Motivation, so der heutige OB Sören Link rückblickend, sei die Sorge um das kulturelle Niveau gewesen, seine Argumentation schlicht die Titel der Top 4 der damaligen Kino-Hits vom "Schulmädchenreport" bis "Wir hau'n die Pauker in die Pfanne". Das Ergebnis der späteren Abstimmung über die Einrichtung eines kommunalen Kinos war einstimmig. Der ehemalige VHS-Leiter Hans Walter Schuster und der erste Leiter des kommunalen Kinos, Horst Schäfer, halfen dem "filmforum" auf die Beine. Das "Studio M" in der Mercatorhalle wurde für lange Jahre die Alternative zum kommerziellen Kino.

1981 zog das "filmforum" an seinen heutigen Standort am Dellplatz. Es genießt in der Branche einen "ausgezeichneten Ruf als Vermittler und Förderer der Filmkultur", sagte der Oberbürgermeister. Die Duisburger Filmwoche, das Doxs-Festival, das Sommerkino im Landschaftspark Nord, die historischen Filme über Duisburg — alles habe seinen Ursprung in der Idee, in Duisburg ein "kommunales Kino" einzurichten.

Dass es aber das "filmforum" heute überhaupt noch gibt, lag nicht zuletzt an dem bürgerschaftlichen Engagement des Fördervereins: Im Jahr 2010 drohte der Einrichtung eine 50-prozentige Etat-Kürzung, was wohl das Ende des ersten kommunalen Kinos der Bundesrepublik bedeutet hätte.

Hermann Kewitz stellte in seiner Laudatio besonders heraus, dass die Verleihung der Kaisermünze vor allem ein Publikumspreis sei, den die Duisburger Bürgerschaft "an ihr Kino vergibt". Es sei ein "Kino mit Haltung, der Freiheit der Meinung, gegen die Ausgrenzung von Minderheiten und für das Nachforschen." Mit Ausdauer und guten Ideen hätten Kai Gottlob und sein Team das Sommerkino zum Erfolg gebracht: "Das Kino am Dellplatz ist für Duisburger ein Stück Heimat, das Sommerkino ein Stück Urlaub", so Hermann Kewitz.

Kai Gottlob gab das Lob an seine Mitarbeiter weiter. Und in Erinnerung an die drohende Schließung im Jahr 2010 sei die Verleihung der Kaisermünze "ein Tag, von dem wir damals nicht einmal geträumt hätten".

In einer Zeit, in der durch die technischen Möglichkeiten des Internets immer mehr bewegte Bilder auf die Menschen einströmten, sei es Aufgabe des "filmforums", die "Magie der Bilder zu entschlüsseln" und aufzuzeigen, wann man diesen Bildern trauen könne und wann man ihnen misstrauen müsse: "Das filmforum ist mehr als nur ein Kino!"

(awin)
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