Serie: Innenansichten Finger weg von meinem Eigentum!

Duisburg · Den Männern und Frauen vom KK 14 wird wohl die Arbeit leider niemals ausgehen. Sie ermitteln immer dann, wenn im Stadtgebiet ein Einbruch gemeldet worden ist. Die Polizei kennt unterschiedliche Tätergruppen.

Klaus Engler, Leiter des Kriminalkommissariats 14, ist Experte im Kampf gegen den Einbruchsdiebstahl. Er weiß: Einbrecher bevorzugen Wohnungen in den oberen Etagen. Häufig sind Wohnungsinhaber auch einfach zu leichtsinnig und lassen Fenster auf Kipp stehen.

Klaus Engler, Leiter des Kriminalkommissariats 14, ist Experte im Kampf gegen den Einbruchsdiebstahl. Er weiß: Einbrecher bevorzugen Wohnungen in den oberen Etagen. Häufig sind Wohnungsinhaber auch einfach zu leichtsinnig und lassen Fenster auf Kipp stehen.

Foto: Christoph Reichwein

Im Schnitt fünf Mal am Tag schellt bei Klaus Ernst und seinen Kollegen das Telefon. Am anderen Ende: schockierte, aufgebrachte, aufgeregte Bürger. 1670 Duisburger wurden im vergangenen Jahr Opfer von Wohnungseinbrüchen. Die Bestohlenen müssen meist nicht nur den Verlust von Wertsachen verschmerzen, sondern haben auch das Sicherheitsgefühl in ihren eigenen vier Wänden verloren. Die Vorstellung zum Beispiel, dass irgendein Junkie die Wäsche im Schrank durchsucht haben könnte, löst bei manchen Opfern derart Ekel und Panik aus, dass sie später therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen müssen.

Klaus Engler, Leiter des KK 14, erlebt das immer wieder. Auch solche Eindrücke tragen dazu bei, dass er und seine Kollegen alles daran setzen, Einbrechern das Handwerk zu legen - obwohl die Erfolgsaussichten nicht sonderlich groß sind. Im vergangenen Jahr wurde noch nicht einmal jeder siebte Fall aufgeklärt. Denn die Täter sind schnell und mobil, die Spurenlage ist oft dünn, und die Wahrscheinlichkeit für einen gefassten Täter, zu einer empfindlichen Haftstrafe verurteilt zu werden, ist nicht sehr groß.

Gerade mal 30 Sekunden reichen einem erfahrenen Einbrecher, um eine nicht besonders gut gesicherte Türe zu öffnen. Minutensache ist es für ihn, das wirklich Wertvolle in der Wohnung aufzustöbern, mitzunehmen und unterzutauchen. "Zwischen der Bettwäsche im Schrank und unter der Matratze schauen sie meist zuerst nach", sagt Engler. Und wer seine Kostbarkeiten in einem Möbeltresor aufhebt, der kann sie eigentlich direkt draußen liegen lassen.

"Die bieten zumeist überhaupt keinen Schutz." Engler erinnert sich gut an einem Fall, in dem ein Hausbesitzer einen Tresor in die Wand hat einbauen lassen. "Doch zwischen dem Putz und der Wand des Geldschranks war ein schmaler Spalt." Der habe dem Täter gereicht, um den Tresor samt Inhalt herauszuhebeln und mitzunehmen.

Werden Engler und seine Kollegen zu einem Tatort gerufen, so treffen sie fast immer nur auf die Opfer. "Denn Einbrecher legen auf eine Begegnung mit den Bewohner überhaupt keinen Wert." Den erfahrenen Beamten genügt meist schon ein Blick, um zu sehen, wie es der Täter geschafft hat, sich Zugang zu verschaffen. Wenn möglich werden Spuren, Fingerabdrücke und DNA-fähiges Material gesichert (anhand von Datenbanken gelingt es im besten Fall, den Einbrecher zumindest namentlich zu ermitteln). Die Polizei spricht mit Nachbarn und anderen möglichen Zeugen und lässt sich vom Opfer auflisten, was gestohlen wurde. Je genauer die Angaben, desto größer der Erfolg, seinen Besitz zurückzubekommen. Schmuck zum Beispiel sollte immer fotografiert werden, obwohl gerade hier die Wahrscheinlichkeit gering ist, ihn jemals wiederzusehen. Die Täter bringen diese Beute zu dubiosen Händler oder lassen das Edelmetall ganz schnell einschmelzen. Gibt es Bilder von den Ketten, Armbändern und Ringen, liefern sie der Polizei dennoch eine gute Grundlage für die weiteren Ermittlungen. Bei Kameras, Fernsehern und elektronischen Geräten steht auf der Rückseite inzwischen fast immer eine Identifikationsnummer, die man sich notieren sollte, so dass man sie im Falle eines Diebstahls an die Polizei weitergeben kann. Konjunktur haben die Einbrecher übrigens weniger in den Sommermonaten als im Herbst und Winter. Dann reisen ganze Banden ausländischer Straftäter quer durch Deutschland und halten nach lohnenswerten Zielen Ausschau. Die liegen oft in Stadtteilen, in denen es nach "reich" aussieht und die vor allem verkehrsgünstig sind. Eine andere Tätergruppe sind Junkies, die mit dem Verkauf der Beute ihre Sucht finanzieren und meist in ihrem Umfeld aktiv sind. Das gilt auch für lokal auftretende - häufig ausländische - Tätergruppen, die durch Stadtteile laufen und günstige Gelegenheiten nutzen. Nach "günstig" sieht beispielsweise ein auf Kipp gestelltes Fenster aus, und das muss sich nicht unbedingt im Erdgeschoss befinden.

"Wir hatte einen Einbrecher, der schaffte es, an der glatten Fassade bis zu einem offenstehenden Fenster im zweiten Stock hochzuklettern", erzählt Klaus Engler. Ein Kinderspiel sei das, wenn sie über Balkone nach oben klettern könnten. Einbrecher bevorzugen Wohnungen in den oberen Etagen (die Gefahr, aufzufallen, ist geringer) oder in Geschäftsgebäuden, in denen die Haustüren meist nicht verschlossen sind.

In Einfamilienhaus-Siedlungen sind freistehende Gebäude oft das Ziel oder auch die Eckhäuser in einer Reihenhaussiedlung. "Für die Täter ist es wichtig, beim Einsteigen nicht gesehen zu werden. Darum sind aufmerksame Nachbarn auch Gold wert." Manchmal würden er und seine Kollegen sich aber schon wundern, wie leichtsinnig mancher Wohnungsbesitzer ist. "Wer ein Fenster auf Kipp offen lässt oder die Wohnungstüre nur zuzieht, statt sie abzuschließen, der macht es den Einbrechern wirklich leicht."

Auch unverriegelte Kellerschächte würden gerne genutzt, um einzusteigen. Aufgebrochene Haustüren finden die Einbruchspezialisten der Polizei hingegen eher selten vor. "Denn dabei macht man Krach", sagt Engler.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort