Duisburg Flexibel und mit Bürgern entwickeln

Duisburg · Die geplante Wedau-Bebauung wird die Stadt verändern. Beispiel dafür gibt es in Düsseldorf und Dortmund, wie deren Stadtplaner bei einer Veranstaltung in der Liebfrauenkirche erläuterten.

 Für das Bahngelände in Wedau gibt es große Pläne. Auch universitätsnahe Nutzungen sind hier künftig vorgesehen.

Für das Bahngelände in Wedau gibt es große Pläne. Auch universitätsnahe Nutzungen sind hier künftig vorgesehen.

Foto: Christoph Reichwein

Das Lob tat Planungsdezernent Carsten Tum und Bahnentwickler Thomas Lennertz (BEG) sichtlich gut. "Sie haben schon sehr viel richtig gemacht", urteilte Ruth Orzessek-Kruppa, Leiterin des Düsseldorfer Stadtplanungsamtes anerkennend nach der Einführung in das Projekt "Bebauung des ehemaligen Wedauer Bahngeländes". Der BEG-Geschäftsführer und Duisburgs Chef-Planer stellten das städtebauliche Mega-Bauvorhaben im Rahmen der Reihe "Stadtentwicklung im Dialog" in der Liebfrauenkirche vor. Das Interesse war recht groß, wie die vollbesetzten Reihen im Saal zeigten. Dazu trug mit Sicherheit auch das hochkarätig besetzte Podium bei. Neben der Düsseldorfer Planungsamts-Leiterin saßen dort noch Dortmunds Planungsdezernent Ludger Wilde, Prof. Dr. Thomas Kaiser von der Uni Duisburg und Gebag-Geschäftsführer Bernd Wortmeyer.

Nachdem Thomas Lennertz in einer kurzen Einführung die geplante Bebauung der insgesamt 90 Hektar großen Fläche im Bereich des ehemaligen Ausbesserungswerks und des alten Rangierbahnhofs vorgestellt hatte, berichteten Ruth Orzessek-Kruppa (Düsseldorf) und Ludger Wilde von in ihren Städten bereits realisierten städtebaulichen Großprojekten, die durchaus vergleichbar mit der geplanten Bebauung in Wedau sind. Auch in Düsseldorf - im Bereich Derendorf/Wehrhahn - wurde das Gelände des von der Bahn nicht mehr benötigten Güterbahnhofs bebaut. Vorgegangen sei man dabei wie in Duisburg, erläuterte Düsseldorfs Stadtplanerin. Auch dort gab es zahlreich Werkstatt-Verfahren, bei denen die Bürger einbezogen waren und bei den Planungen mitwirken konnten. Wichtig sei, dass das Gesamtkonzept "robust" sei und dass man auf geänderte Marktanforderungen "flexibel reagieren" könne.

Flexibel musste man bei dem Düsseldorfer Großprojekt schon sein, denn die ursprünglich angedachte überwiegende Vermarktung von Büroflächen ließ sich so nicht realisieren. "Wir haben den Anteil der reinen Wohnbebauung dann signifikant erhöht und zu einer gesunden Mischung gefunden", so Ruth Orzessek-Kruppa.

Dortmunds Planer Ludger Wilde berichtete von den Erfahrungen, die man bei der Entwicklung des neuen "Phoenix-Stadtquartiers" im Stadtteil Hörde gemacht hat. Dort ist auf dem Gelände des früheren Hoesch-Stahlwerks ein neuer Wirtschafts-, Arbeits- und Lebensraum entstanden. Mit dem neu angelegten Phoenix-Sees habe man zudem die Attraktivität bezüglich der Wohnlage erheblich erhöht. "Wir waren vor einigen Jahren noch eine schrumpfende Stadt und mussten neue Angebote schaffen", erläuterte Wilde. Die bereitgestellten Grundstücke waren schneller veräußert, als die Planer vermutet hatten, das Konzept konnte weit vor der vorgesehenen Zeit umgesetzt werden. "Wir haben darauf geachtet, dass hier kein "Reichen-Ghetto" entsteht, die Grundstückspreise wurden "gedeckelt" und die Grundstücke im Losverfahren vergeben.

Eines gab Dortmunds Planungsdezernent den Duisburgern mit auf den Weg: "Ich würde aus heutiger Sicht nicht mehr unbedingt Gewerbe und Wohnbereiche strikt voneinander trennen, eine moderate Mischung ist die bessere Lösung."

Thomas Kaiser von der Uni Duisburg-Essen freut sich über die neuen Möglichkeiten, die durch das geplante "Campus-Gelände" in Wedau gegeben sind: "Wir brauchen dringend Erweiterungsflächen, die Unis in Dortmund und Bochum sind uns da ein Stück voraus." Auf dem Wedauer Nord-Gelände sei nun die Möglichkeit zur Ansiedlung universitätsnaher Nutzungen gegeben. Zudem könnten Flächen für Existenzgründungen bereitgestellt werden. Ein "Pfund" ist in dem Zusammenhang die Nutzung der ehemaligen "Richthalle", die, entsprechend modular konzipiert, für diese Zwecke genutzt werden soll.

Gebag- Geschäftsführer Bernd Wortmeyer, dessen Unternehmen sich auch im Rahmen des Gesamtprojektes engagieren wird, sieht durchaus Bedarf an Wohnraum auch in dieser Größenordnung. "Es ist sehr viel Kapital auf dem Markt, der Investitionsdruck ist schon groß", so Wortmeyer. Natürlich will man dabei auch von den überhitzten Wohnungsmärkten in Düsseldorf und der Region profitieren. Nach dem Leerstand in Duisburg (fünf Prozent) befragt, antwortete der Gebag-Chef: "Das sind Wohnungen minderer Qualität, die werden nach und nach vom Markt verschwinden."

Alle Beteiligten betonten, dass die Anbindung an den Öffentlichen Nahverkehr unerlässlich ist. Aus diesem Grund muss alles daran gesetzt werden, dass es zu einer Neubelebung der "Ratinger Weststrecke" mit einer Anbindung nach Düsseldorf kommt.

(RP)
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