Duisburger Helios Klinikum Flüchtling als Krankenhaus-Praktikant

Duisburg · Majed Hawa musste wegen des Bürgerkrieges seine Heimat Syrien und damit auch sein Ingenieursstudium hinter sich lassen. In Deutschland angekommen, begeistert ihn eine Variation seines früheren Traums: die Medizintechnik.

Thomas Wojciechowski (links) und Majed Hawa beim Check eines Monitoringgerätes im Schockraum der Notaufnahme. Die medizinischen Großgeräte haben es dem Syrer angetan.

Thomas Wojciechowski (links) und Majed Hawa beim Check eines Monitoringgerätes im Schockraum der Notaufnahme. Die medizinischen Großgeräte haben es dem Syrer angetan.

Foto: Helios

Als Praktikant am Helios Klinikum wirft der 24-Jährige deshalb einen Blick hinter die Kulissen von Tomografie, Röntgenstrahlen und Ultraschall. Als Majed Hawa und seine Familie das syrische Homs im Winter 2012 in Richtung Libanon verließen, rollten bereits die Panzer durch das Land. Der damals 19-Jährige weigert sich zunächst, mit seinen Eltern zusammen zu fliehen.

Er hatte gerade das Abitur gemacht und einen der begehrten Studienplätze für Bauingenieurwesen ergattert. Doch seine Mutter gab nicht nach, und schließlich stieg Majed zu seinen vier Geschwistern ins Auto. Es sollte nur eine Flucht auf Zeit sein. Im Libanon versuchten sie sich mit Jobs durchzuschlagen. Majed arbeitete als Verkäufer, mal in einer Bäckerei, dann im Bekleidungsgeschäft: "Ich habe alles verkauft. Hauptsache, ich konnte arbeiten und ein bisschen Geld für uns verdienen", erzählt er. Zwei Jahre versucht die Familie vergeblich, Fuß zu fassen.

Im Februar 2014 landete sie in Hannover und reiste von dort weiter nach Duisburg - zunächst in einer Unterkunft, inzwischen in einer eigenen Wohnung in Rheinhausen. Majed lernte schnell die Deutsche Sprache. "Mein erster vollständiger deutscher Satz war 'Ich möchte das hier abgeben'", schmunzelt er. Über das Jobcenter bekam er seinen ersten Praktikumsplatz beim Unternehmerverband. Sein Betreuer dort brachte ihn auf die Idee, dass die Medizintechnik etwas für ihn wäre. Er suchte alles zum Thema zusammen, fasste sich ein Herz und bewarb sich für einen Studienplatz an der UDE. Voher wollte er aber noch ein weiteres Praktikum machen, diesmal im Krankenhaus, genauer am Helios Klinikum Duisburg.

Seit drei Wochen schnuppert Majed nun schon Klinikluft. Für den jungen Syrer ist besonders der Blick ins Innerste der Großgeräte wie in den Computertomografen und das MRT oder in die sensible Technik im Schockraum der Notaufnahme spannend: "Ich bekomme einen ganz anderen Eindruck von den Abläufen in einem Krankenhaus und wie komplex die Strukturen dahinter sind. Mir juckt es zudem in den Fingern, selbst neue Verfahren oder Geräte zu entwerfen." Als freiwilliger Sanitäter in Syrien hatte er viele schlimme Verletzungen gesehen. Bombenopfer mit abgerissenen Arme oder Beinen, Kinder mit Granatsplittern im Gesicht und den Augen und vieles andere. Majed darf am Helios Klinikum mit anfassen. In der Werkstatt der Medizintechnik probiert er sein Geschick aus, schraubt an stillgelegten Maschinen oder schaut den Spezialisten über die Schulter. "Ich wünsche mir sehr, dass es mit dem Studienplatz klappt. So kann ich vielleicht all das, was ich in Deutschland an Hilfe und Unterstützung erfahren habe, eines Tages zurückgeben."

(RP)
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