Duisburg Flüchtlinge: Erklärungen stießen auf Verständnis

Duisburg · Bei der Bürgerveranstaltung in der Glückauf-Halle übten viel Anwesende zum Teil massive Kritik in Grenzen. Ebenso gab es aber auch Beifall für den Appell, menschlich mit den Asylbewerbern umzugehen.

Mehr als 400 Besucher, unter ihnen auch zahlreiche Lokalpolitiker sowie Duisburgs SPD-Bundestagsabgeordneter Mahmut Özdemir, füllten die Aula der Erich-Kästner-Gesamtschule in Hochheide bis auf den letzten Platz. Grund für das große Interesse war die Informationsveranstaltung zum Thema "Unterbringung von Asylbewerbern in der Glückaufhalle". Vertreter der Stadt Duisburg und der Düsseldorfer Bezirksregierung erläuterten dabei die Beweggründe für die kurzfristig vorgenommene Umwidmung der Homberger Mehrzweckhalle zur Flüchtlings- Notunterkunft und stellten sich den Fragen der Bürger.

Die Bezirksregierung Düsseldorf war durch den Vize-Regierungspräsidenten Roland Schlapka vertreten, für die Stadt Duisburg stand unter anderem Stadtdirektor und Sozialdezernent Reinhold Spaniel Rede und Antwort. Er erläuterte, dass es wegen der Kürze der Zeit - die Asylbewerber mussten vor einer Woche auf dringende Bitte der Bezirksregierung kurzfristig untergebracht werden - nicht möglich gewesen sei, im Vorfeld die Bürger entsprechend zu informieren. Die Ankündigung, die Veranstaltungshalle zu belegen, war quasi über Nacht bekannt geworden und stand in Zusammenhang mit der Auflösung des Walsumer Zeltlagers. Die Bezirksregierung hatte sie eigentlich als zentrale Unterkunft nutzen wollen, gewann aber nach wenigen Tagen den Eindruck, dass sie nicht winterfest und die nahe Stadtautobahn zu laut ist.

Roland Schlapka erläuterte, dass Notunterkünfte nur eine Übergangsunterbringung für Flüchtlinge seien, die nach ihrer Ankunft und Registrierung dort spätestens nach zwei Wochen auf andere Unterkünfte im Land verteilt werden. Die Glückaufhalle sei zunächst nur für sechs Monate als Notunterkunft vorgesehen. Er gab allerdings auch zu, dass eine Prognose für die Zeit danach nicht möglich sei.

Christoph Geitz vom DRK Düsseldorf, das die Glückaufhalle zur Asylbewerber-Notaufnahme hergerichtet hat und betreut gab Auskunft über den Stand der Dinge. Derzeit sind dort 176 Flüchtlinge untergebracht. Er zeigte sich mit der aktuellen Situation zufrieden ("alles läuft ruhig ab, keine Zwischenfälle").

Die Diskussionsrunde nutzten etliche Anwesende, um grundsätzlich und recht massiv ihren Unmut deutlich zu machen. Dabei ging es vielen nicht nur um den "ungeeigneten Standort" in Hochheide, sondern auch um grundsätzliche Kritik an der Flüchtlingspolitik der Bundesregierung. Reinhold Spaniel erläuterte, dass die Stadt oftmals ohne Vorlaufzeit Flüchtlinge, die Duisburg zugewiesen werden, unterbringen müsse: "Es geht erstmal darum, Obdachlosigkeit zu vermeiden." Dabei müsse man Standorte nutzen, die schnell beziehbar seien und die nötige technische Infrastruktur haben.

Bisher hat die Stadt rund 3.500 Flüchtlinge untergebracht. Spaniel erläuterte, dass sich bis zum Jahresende diese Zahl wohl auf 5.000 erhöhen wird. "Zu uns kommen derzeit monatlich 600 Personen, die wir unterbringen müssen."

Der Präsident der Homberger "KG Narrenzunft", Manfred Becker, brachte die Diskussion wieder auf das Thema "Belegung der Glückaufhalle" und befürchtet große Probleme bei der Durchführung geplanter Brauchtums-Veranstaltungen. Auch Franz Hering vom Duisburger Stadtsportbund sieht negative Auswirkungen für die Sportvereine, die die jetzt belegte Halle nicht mehr nutzen können. Aus Gründen der Akzeptanz hätten sich beide andere Lösungen gewünscht.

Bezirksamtsleiter Carsten Alberts kündigte an, dass man sich mit allen betroffenen Vereinen am 20. Oktober zusammensetzen werde. "Da werden wir Lösungen finden." Dass auch in Homberg von einer nach wie vor vorhandenen "Willkommenskultur" gesprochen werden kann, wurde gegen Ende der Veranstaltung deutlich, als es Wortmeldungen gab, in denen zu einen "menschlichen Umgang mit den Flüchtlingen" aufgerufen und dafür geworben wurde, "offenherzig zu sein und ethische Grundsätze ernst zu nehmen".

Der diesen Aussagen folgende starke Beifall zeigte, dass die bis dahin schweigende Mehrheit diese Meinung durchaus teilte.

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(pol)
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