Duisburg "Flüchtlingsschiff" ankert in der Kirche St. Joseph

Duisburg · Eine Skulptur, bestehend aus etwa 1000 kleinen Papierschiffchen, die selber eine große Schiffsskulptur bilden, hat gestern in der Kirche St. Joseph am Dellplatz ihren Ankerplatz gefunden. Entstanden ist das Werk während der Akzente. Die Künstlerinnen und Künstler Angela Schmitz, Havin Al-Sindy und Zeki Yildiz hatten von Januar an mit 30 Flüchtlingen aus unterschiedlichen Ländern an dem Werk gearbeitet, das eine Zeitlang im Ludwigturm im Garten der Erinnerungen ausgestellt war. Angela Schmitz hatte die Idee, das Werk in der Kirche St. Joseph auszustellen; Stadtdechant und Pfarrer Bernhard Lücking sagte gleich zu.

 Ein Schiff aus vielen Schiffchen: Die Skulptur in der St.-Joseph-Kirche am Dellplatz, auf die ihre Schöpfer mit Recht stolz sind.

Ein Schiff aus vielen Schiffchen: Die Skulptur in der St.-Joseph-Kirche am Dellplatz, auf die ihre Schöpfer mit Recht stolz sind.

Foto: Christoph Reichwein

Das eindrucksvolle Werk habe in der Kirche seinen rechten Platz, sagte Lücking gestern bei der Vorstellung vor der Presse. Ein Schiff habe einen großen Symbolwert. In diesem Fall drücke es aus, dass alle Menschen in der Kirche willkommen seien. Für die am Werk beteiligten Künstler, so sagten es gestern beim Pressegespräch einige stellvertretend, habe die Präsentation in einer Kirche einen hohen Wert, unabhängig davon, dass nur ein Teil von ihnen selber Christen seien. Die Religion werde nicht als Anlass für Ab- und Ausgrenzung gesehen, sondern als eine Glaubensgemeinschaft, in der menschliche Werte geachtet werden. Pfarrer Lücking hat angeboten, dass das Schiff einige Monate lang in der Kirche bleiben kann. Gewiss werde er häufig in seinen Predigten auf das Werk eingehen. Angela Schmitz berichtete gestern, dass die Arbeit an der Schiffsskulptur den Zusammenhalt unter den Flüchtlingen, die zum Teil in Turnhallen untergebracht sind, gefördert habe. Da seien im Laufe der wochenlangen Arbeiten Freundschaften unter Menschen unterschiedlicher Nationalitäten entstanden. Auf den kleinen Faltschiffchen kann man das zum Teil nachlesen.

Interessanterweise sind die auf Deutsch geschriebenen Wünsche zumeist von Kindern geschrieben worden, die ihre Deutschkenntnisse erst in den vergangenen Monaten in Kursen erworben haben. Häufig wird auf den Faltschiffchen der Wunsch nach Sicherheit, Frieden, Ruhe, Familienzusammenführung und Bildung geäußert. Nicht immer sind auf den Papierschiffchen Worte zu lesen, manchmal auch Zeichnungen, die erahnen lassen, wie gefährlich die Flucht nach Deutschland, die nicht selten über das Mittelmeer in unzulänglichen Booten geschah, gewesen sein muss. Angela Schmitz sagte gestern, dass das Schiffsprojekt für einige beteiligte Flüchtlinge die Chance bot, über ihre Erlebnisse berichten zu können.

Während der Akzente haben einige Ausstellungsbesucher die Aufforderung der Künstler befolgt und selber Schiffchen gefaltet und mit Sprüchen beschriftet. Das soll auch künftig in der St. Joseph-Kirche geschehen.

Zu lesen sind bislang skeptische Formulierungen und Zitate ("Kennst du das Land, wo die Kanonen blühen?"), aber auch Willkommensgrüße an die Menschen, die hier Zuflucht fanden.

(pk)
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