Duisburg Folkwang: Spielanweisung mit Worten statt Noten

Duisburg · "Frische Klänge extra" heißen die Semesterkonzerte der Module Neue Musik an der Folkwang-Universität der Künste (die RP berichtete). Jetzt war es im Kleinen Konzertsaal am Campus Duisburg wieder einmal so weit, nicht weniger als insgesamt 25 besonders begabte junge Menschen spielten neun spannende Stücke aus dem 20. und 21. Jahrhundert.

Das begann mit Jaroslav Irovic, Mihajlo Milosev und Mihailo Erakovic, sie präsentierten perfekt die Linien stiller Schönheit in "Mi-Ko" (2013) für Akkordeontrio von dem 1955 geborenen Toshio Hosokawa, der übrigens zu den Musikpreisträgern der Stadt Duisburg zählt. Etwas Besonderes war der Beitrag aus "Für kommende Zeiten" (1970) von Karlheinz Stockhausen (1928-2007), denn da gibt es keine Noten, nur eine Spielanweisung in Worten, hier sehr suggestiv umgesetzt von Jonas Prenzel und Lok Yin Chan (Horn), Natascha Ziegler (Harfe), Maximiliane Wilms (Violine) sowie Sirarpi Samvelyan und Barbara Maurer (Viola). Dabei wirkte eine prominente Musikerin mit, denn Barbara Maurer war bis vor wenigen Tagen Bratschistin im erstklassigen "ensemble recherche", übrigens seit dessen Gründung 1983, und nun hat sie neben Günter Steinke eine Folkwang-Professorenstelle für Neue Musik. Eine Deutsche Erstaufführung war das sinnliche "Calbuco" (2016) von der selbst erst 22 Jahre jungen Carlotta Joachim, ebenso klangschön wie aufmerksam dargelegt durch Itxaso Etxeberria (Klavier), Eunso Kwon (Violine), Angel Munoz-Vella (Viola) und Cécile Beutler (Violoncello).

Solche Sensationen sind aus der zweiten Konzerthälfte nach der Pause nicht mehr zu vermelden. Immerhin meisterten Emily Wittbrodt das vertrackte Cellosolo "Kottos" (1977) von Iannis Xenakis (1922-2001) und Tilman Wolf die Uraufführung der recht geordneten "Wirrungen" (2016) von dem 1987 geborenen Lucas Tobiassen, die das Klangpotenzial des Klaviers erkunden. Das zahlreiche Publikum war begeistert.

(RP)
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