Duisburg Für ein gutes Klima im Krankenhaus

Duisburg · Wenn es Uneinigkeiten gibt, kann es zwischen Patienten, Ärzten oder Pflegern schon mal krachen. Doch auch bei harmlosen Beschwerden bringen ehrenamtliche Patientenfürsprecher die Parteien an einen Tisch.

 Am Neubau des Fahrner Krankenhauses (von links): Frank Radefeld (Qualitätsmanagementbeauftragter), Rita Eickhoff, Dr. Heinz Altena und Evelyne Gregorius.

Am Neubau des Fahrner Krankenhauses (von links): Frank Radefeld (Qualitätsmanagementbeauftragter), Rita Eickhoff, Dr. Heinz Altena und Evelyne Gregorius.

Foto: Andreas PRobst

Jedem Schritt der Ärzte zu folgen, die Krankheit und die Behandlung zu verstehen - nicht immer fällt es den Patienten leicht. "Durch die Krankheit sind die Menschen während ihres Aufenthalts im Krankenhaus oft unzufrieden mit ihrem Leben", sagt Heinz Altena, Koordinator der Arbeit der ehrenamtlichen Patientenfürsprecher in dem Evangelischen Klinikum Niederrhein. "Da ist es noch schwerer, die Leute zufriedenzustellen."

Wo auch immer der Schuh drücken mag, die Patientenfürsprecher setzen sich als Vermittler zwischen Krankenhaus und Patient ein. Schlagen Brücken, wo ein Arzt vielleicht mit zu hartem Tonfall angeeckt ist, oder ein Missverständnis zwischen Pflegern und Patienten im Raum steht.

Seit 15 Jahren sorgen Patientenfürsprecher in den Krankenhäusern des Klinikums für ein gutes Klima und einen engen Draht zwischen Patienten, Ärzten und Pflegern. "Ich bin immer erreichbar, auch zuhause", sagt Rita Eickhoff. Sie ist Patientenfürsprecherin am Evangelischen Krankenhaus in Dinslaken. Nicht immer handle es sich um schwerwiegende Fälle, wenn das Telefon bei ihr klingelt - jedoch finde sich auch für kleine Probleme die Lösung am besten Vorort. "Ein Patient hatte mich gerufen, woraufhin ich ins Klinikum kam", berichtet Eickhoff. "Beim Treffen erzählte er mir, dass er keinen Käse möge, diesen aber seit drei Tagen bekomme." Die Wogen waren schnell geglättet - ein kurzer Hinweis in der Krankenhaus-Küche, und die Sache war aus der Welt.

Derartige Beschwerden ernst zu nehmen sei nicht einfach, sagt Altena. Frank Radefeld, Qualitätsmanagementbeauftragter der Evangelischen Kliniken Niederrhein: "Wir haben mit der Zeit allerdings gemerkt, wie wichtig es ist, auch die kleinsten Beschwerden ernst zu nehmen und zu behandeln." Die Patientenfürsprecher suchen auch selbst das Gespräch, gehen von Zimmer zu Zimmer und horchen nach, wie die Patienten ihren Aufenthalt empfinden und bewerten.

Etwa 60 dokumentierte Beschwerden im Jahr gibt es in allen vier Häusern des Klinikums, von rund 135.000 Patienten. Zum Klinikum gehören das Evangelische Krankenhaus Duisburg-Nord, das Johanniter Krankenhaus Oberhausen, das Herzzentrum Duisburg und das Evangelische Krankenhaus Dinslaken. Jeweils ein Patientenfürsprecher ist für jedes Haus zuständig. "Kleinere Zwischenfälle werden nicht ausführlich dokumentiert", sagt Radefeld. Altena: "Knapp 70 Prozent der Beschwerden entstehen aufgrund mangelnder Kommunikation." Solche Missverständnisse seien "oft in kürzester Zeit" geklärt.

1998 wurde erstmals gesetzlich vorgeschrieben, dass Krankenhäuser Patientenfürsprecher einsetzen müssen. 2001 hatte das Evangelische Klinikum Niederrhein damit begonnen - Altena hat von Beginn an die Abläufe verwaltet. Knapp ein Drittel der Krankenhäuser in Deutschland hätten allerdings keinen Patientenfürsorger. Gesetzlich sei dies zwar vorgeschrieben, jedoch nicht zwingend, sagt Altena. Besondere Qualifikationen oder eine spezielle Ausbildung müssen die Ehrenamtlichen nicht mitbringen. "Es darf jeder mitmachen", sagt Radefeld. Ein Menschenfreund sollte man aber sein.

In den Häusern des Klinikums sei die Rückmeldung überwiegend positiv: "Bei dem Blick auf alle Beschwerden müssen wir erwähnen, dass es auch oft Lob gibt", sagt er. In den Krankenhäusern sind Briefkästen aufgestellt. "Wir nennen sie 'Kummerkästen'", sagt Eickhoff. Jedoch stimmt sie Altena zu - anstatt Kummer gebe es meist dankbare und freundliche Zeilen zu lesen.

Außerdem sei Prävention eine wichtige Aufgabe der Patientenfürsprecher, sagt Radefelder. Mit den Menschen das Gespräch zu suchen, bevor sich negative Erfahrungen anstauen können und es kracht, beuge Konflikten schnell vor. Eickhoff: "Mit einem kurzen Gespräch lässt sich oft so viel heiße Luft aus der Sache nehmen, dass es gar nicht erst zum Knall kommt."

Das Team des Klinikums Niederrhein sucht Verstärkung. Wer als Patientenfürsprecher tätig werden möchte, sollte Empathie und Lebenserfahrung mitbringen und redebewandt sein. Meldungen sind an Heinz Altena zu richten, Telefon 0208 605504.

(zuew)
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