Fusion von Thyssenkrupp und Tata Steel Tausende Stahlarbeiter wollen in Bochum demonstrieren

Duisburg · Die IG Metall und der Betriebsrat von Thyssenkrupp setzen weitere Protestaktionen gegen die geplante Fusion mit Tata Steel um. Zu einer Großdemonstration am Freitag in Bochum wollen tausende Stahlarbeiter aus Duisburg anreisen. Dazu legt die Frühschicht ihre Arbeit nieder.

 Die Hochöfen von ThyssenKrupp in Duisburg Bruckhausen, mit einer Drohne fotografiert.

Die Hochöfen von ThyssenKrupp in Duisburg Bruckhausen, mit einer Drohne fotografiert.

Foto: dpa, mg lof

Die Beschäftigten von Thyssenkrupp wollen die bevorstehende Fusion mit Tata Steel unter den vom Vorstand beschriebenen Bedingungen nicht hinnehmen. Betriebsräte und Gewerkschafter haben bereits weitere Aktionen angekündigt. Am Freitag wollen tausende Stahlarbeiter aus Duisburg zur Großdemo nach Bochum fahren.

Bereits am Mittwoch hatte sich erster Widerstand formiert. So blockierten rund 150 Stahlarbeiter symbolisch das Tor 1 des großen Stahlwerks in Duisburg-Hamborn. "Und am Werk im Duisburger Süden kamen sogar rund 400 Menschen draußen vor dem Tor zusammen", berichtet Dieter Lieske, Chef der IG Metall Duisburg-Dinslaken. Der Gewerkschafter, der in der geplanten Fusion einen "falschen Schritt" sieht, verspricht, dass die spontane Zusammenkunft vor den Toren der Werke nicht die letzte Maßnahme gewesen sein wird: "Wir wollen langfristig Flagge zeigen." So soll auch eine gute Basis für Verhandlungen geschaffen und verhindert werden, dass mindestens 4000 Menschen aus der Verwaltung und der Produktion ihren Job verlieren.

Die IG Metall treffe sich jetzt regelmäßig mit einem Aktionsteam, um kommende Maßnahmen zu besprechen und umzusetzen. "In den nächsten Monaten wollen wir unsere Position lautstark öffentlich machen", sagt Lieske. Am kommenden Montag treffen sich IG Metall und die Betriebsratsvorsitzenden der Stahlstandorte zu ihrem nächsten Sondierungsgespräch, in dem weitere Maßnahmen abgestimmt werden sollen.

Bereits am Freitag wollen IG Metall, Betriebsrat und Mitarbeiter ihre Forderungen bekräftigen. In Bochum, wo eines der größten Warmbandwerke von Thyssenkrupp steht, findet eine Großdemonstration statt. "Auch das Werk in Bochum ist von einer möglichen Schließung bedroht und wir wollen mit der Aktion zeigen, dass sich nicht alles um den größten Standort Duisburg dreht", sagt der Chef der IG Metall Duisburg-Dinslaken.

Reaktion auf Stahlfusions-Pläne: Arbeitsniederlegungen bei Thyssenkrupp in Duisburg
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Arbeitsniederlegungen bei Thyssenkrupp in Duisburg

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Foto: Tim Harpers

Zu der Demonstration, die in den vergangenen zehn Tagen kurzfristig aus dem Boden gestampft wurde, erwartet Lieske mehr als 5000 Stahlarbeiter. Mehr als die Hälfte der Betroffenen sollen aus Duisburg anreisen. Ein Problem ist, dass nicht genügend Busse für die Fahrt nach Bochum organisiert werden können, da zu dieser Zeit viele Ausflüge und Schulfahrten stattfinden. "Wir haben 20 Busse gebucht, brauchen aber mindestens die doppelte Anzahl, um alle Duisburger unter zu bekommen", berichtet der Gewerkschafter. Im Notfall würden daher Fahrgemeinschaften gebildet werden. Für die Demonstration, die bis 12 Uhr angesetzt ist, würden Mitarbeiter der Frühschicht ihre Arbeit niederlegen und nach Bochum kommen, ergänzt Werner von Häfen, Betriebsratsvorsitzender im Werk Hüttenheim.

Der Betriebsratvorsitzende berichtet zudem über weitere Aktionen gegen die geplante Fusion. "Am Samstag werden Mitarbeiter aus den Betrieben des Stahlbereichs im Zuge der Aufsichtsratssitzung in Essen präsent sein", sagt von Häfen. Einige von den mehreren hundert Mitarbeitern wollen dann auch in den Raum der Sitzung gehen und Position bekennen.

Auch am Geburtstag des 2013 verstorbenen Berthold Beitz (26. September), der sich als Aufsichtsratsvorsitzender immer wieder für die Arbeitnehmerseite eingesetzt hat, wird es Proteste in Essen in direkter Nähe zum Konzernsitz geben. "Beitz hat immer hinter dem Stahlbereich gestanden und an diesem Tag wollen wir an ihn erinnern", sagt von Häfen.

Thyssenkrupp in Duisburg: Ein Blick in die Geschichte
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Ein Blick in die Geschichte von Thyssenkrupp

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Foto: RP-Archiv Köppen/Probst

Bei einem Treffen mit dem Vorstand um Heinrich Hiesinger, Vorstandsvorsitzender von Thyssenkrupp, am Mittwochabend sei die Situation nicht entschärft worden. "Es wurde keine Grundlage für eine Diskussion gelegt, weil immer die gleichen Zahlen zu Umsatz oder Standorten präsentiert werden", sagt von Häfen. "Die Themen, die für uns wichtig sind, also zum Beispiel Arbeitsplatzsicherung, wurden nicht angesprochen." So blieben viele Fragen offen und dem Personal könnten Stand jetzt keine Sicherheiten gegeben werden. Zu dem 40-minütigen Treffen waren Aufsichtsrat, IG Metall sowie Betriebsratsvorsitzende der Stahlstandorte eingeladen.

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