Duisburg Gedenktafel erinnert an Johann Esser

Duisburg · Auf dem Trompeter Friedhof wird eine Gedenktafel für den ehemaligen KZ-Häftling in Börgermoor und Dichter des Moorsoldatenliedes, Johann Esser, aufgestellt. Esser lebte und arbeitete lange in Rheinhausen und starb 1971 in Moers.

 Mit der Gedenktafel (v.l.): Bärbel Likar (Vorstand "Erinnern für die Zukunft"), Wolfgang Esser (Enkel von Johann Esser) und Dr. Bernhard Schmidt (Vorstand "Erinnern für die Zukunft").

Mit der Gedenktafel (v.l.): Bärbel Likar (Vorstand "Erinnern für die Zukunft"), Wolfgang Esser (Enkel von Johann Esser) und Dr. Bernhard Schmidt (Vorstand "Erinnern für die Zukunft").

Foto: Klaus Dieker

"Endlich erfährt Johann Esser, der Dichter des uns so liebgewordenen Liedes der Moorsoldaten, auch bei uns in seiner niederrheinischen Heimat eine deutliche Würdigung", freut sich Dr. Bernhard Schmidt, Vorstandsmitglied des Moerser Vereins "Erinnern für die Zukunft". Der Verein wird den 1896 in Wickrathhahn, einem Dorf im heutigen Stadtgebiet von Mönchengladbach, geborenen ehemaligen Bergarbeiter, Gewerkschafter und im KZ Börgermoor einsitzenden Kommunisten Esser mit einem Festakt am kommenden Sonntag auf dem Friedhof Trompet ehren.

Gleichzeitig hat Essers Familie den bisherigen Grabstein erneuert; er wird zusammen mit der Gedenktafel feierlich seiner Bestimmung übergeben. "Seit der Beerdigung des Großvaters 1971", sagt Enkel Wolfgang Esser, "wurde an dem Stein nichts mehr gemacht. Nun war es an der Zeit, die Inschrift 'Esser-Trinczek' zu erneuern." Elfriede Trinczek war Essers zweite Frau und somit Wolfgangs Stiefgroßmutter. Sein Vater Hans, der 2012 starb, stammt zusammen mit seinen Geschwistern Gertrud, Irmgard und Hermann, der am Sonntag als Angehöriger ebenso dabei sein wird, aus Johann Essers erster Ehe.

Es war schon ein bewegtes kämpferisches Leben, das sein Großvater führte. In einer ehemaligen Gestapo-Akte befindet sich ein Lebenslauf von ihm. Darin heißt es stark gekürzt zitiert aus einem Aufsatz von Dr. Schmidt über Johann Esser auf dem Internet-Portal "Rheinische Geschichte" des Landschaftsverbands Rheinland: "Von meinem 6. bis zu meinem 14. Lebensjahr besuchte ich die katholische Volksschule in Rheydt. Einen Beruf habe ich nicht erlernt, sondern ich ging gleich nach meiner Schulentlassung zur Spinnerei und habe dort als Aufstecker gearbeitet. Den Feldzug (im Ersten Weltkrieg) habe ich an der Ostfront mitgemacht. 1917 wurde ich durch ,Dum-Dum-Geschosse' an beiden Unterschenkeln schwer verwundet. 1919 verzog ich nach Rheinhausen und habe dort bis zum Jahre 1931 auf der 'Zeche Diergardt' als Bergmann gearbeitet. Von 1924 bis zur Machtübername (der Nationalsozialisten) war ich Mitglied der kommunistischen Partei. Da ich mich im Jahre 1931 an einem wilden Streik beteiligt habe, wurde ich entlassen. Wegen meiner früheren politischen Tätigkeit wurde ich am 1.3.1933 festgenommen und ein Strafverfahren wegen Vorbereitung zum Hochverrat gegen mich eingeleitet. (So kam ich am 1.8.1933 ins KZ Börgermoor.) Vom Oberlandesgericht in Hamm wurde ich am 28.7.1934 freigesprochen und daraufhin nach Rheinhausen entlassen."

In Moers lebte Esser von 1950 bis zu seinem Tod 1971. Bekannt wurde er hauptsächlich durch die Dichtung des weltbekannten Moorsoldatenliedes, die von keinem geringeren als dem Theatermann Wolfgang Langhoff, der ebenso wie Esser und der Komponist des Liedes, Rudolf Goguel, 1933 im KZ Börgermoor einsaß, textlich überarbeitet wurde. Das Lied entstand dort im August 1933. Es wurde zu einer Hymne der Arbeiterbewegung ebenso wie der Friedensbewegung und setzt ein Fanal gegen jegliche menschliche Unterdrückung. Interpreten wie Ernst Busch, Joan Baez, Pete Seeger, Hannes Wader oder Die Toten Hosen trugen zu seinem zeitlosen, weltweiten Erfolg des Moorsoldatenliedes bei.

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