Rp-Serie Duisburger Geschichte Und Geschichten Germanen kapern römisches Schiff

Duisburg · Diesmal wird ein kriegerisches Kapitel aus der Römerzeit aufgeschlagen. Schauplatz ist das heutige Mündelheim.

 Friedrich Tüshaus: Schlacht zwischen Germanen und Römern. Dieses Gemälde aus dem Jahr 1876 spiegelt das deutsche Nationalbewusstsein im 19. Jahrhundert wider.

Friedrich Tüshaus: Schlacht zwischen Germanen und Römern. Dieses Gemälde aus dem Jahr 1876 spiegelt das deutsche Nationalbewusstsein im 19. Jahrhundert wider.

Foto: rudolf wakonigg (Landesmuseum westfalen-Lippe, münster)

Duisburg-Mündelheim, 69 n.Chr.: Die Grenze der römischen Provinz Niedergermanien verläuft entlang des Rheins. Es herrscht anhaltende Dürre und Trockenheit. Der Rhein führt Niedrigwasser. Germanische Vorposten beobachten vom rechten Rheinufer aus die Truppenbewegungen der Römer. Deren Militärlager liegt auf der gegenüberliegenden Rheinseite vor der Siedlung Gelduba (Krefeld-Gellep).

Auf der linksrheinischen Seite haben die Römer eine dichte Postenkette aufgestellt. Sie befürchten, dass die Germanen bei dem niedrigen Wasserstand römische Versorgungsschiffe angreifen. Genau darauf warten die germanischen Vorposten zwischen Rheinheim und Mündelheim. "Fette Beute", flüstert Jorit seinem Kampfgefährten Argast zu. Er zeigt auf das sich langsam nähernde schwer beladene römische Getreideschiff. Argast kennt die Fahrrinne, die Rheininsel vor Gelduba und den Hafen genau. Ein Abweichen von der schmalen Fahrrinne führt unweigerlich zur Havarie. Dem römischen Schiffsführer gelingt es nicht, aus der Fahrrinne auf der rechten Rheinseite in den Hafenarm von Norden her einzufahren. Er gerät auf eine Sandbank in der Nähe des Ufers zwischen Mündelheim und Rheinheim. Mit fatalen Folgen.

In der Zwischenzeit haben sich um den Vorposten weitere Krieger gesammelt. Die kleine, aber kampferprobte Gruppe, nutzt die Gelegenheit für einen Überraschungsangriff. Kurz darauf stürzen sich die Angreifer mit wütendem Kampfgeschrei in den Rhein, um durch das seichte Wasser bis zu dem Getreideschiff der Römer zu gelangen. Es gelingt ihnen, die römische Besatzung zu überwältigen und das Schiff zu entern. Dann ziehen sie das Schiff an das Ufer bei Mündelheim. Die wenigen Überlebenden der römischen Schiffsmannschaft hoffen auf Unterstützung durch den römischen Kommandanten Gallus im linksrheinischen Gelduba (Nähe Gellep).

Tatsächlich rückt eine römische Kohorte aus, um das Schiff zurück zu erobern. Aber die zurückliegenden Verbände der Germanen - aus Serm und dem Raum zwischen Heidberg und Kesselsberg - haben inzwischen den Kampfplatz erreicht. So entwickelt sich aus einem Scharmützel eine wilde Schlacht. Die Formation der Römer agiert zögerlich in dem seichten Flussgelände. Die Speere der Germanen finden die Lücken zwischen den Schilden und durchbohren die Rüstungen und Kettenhemden der Römer. Die erleiden schwere Verluste und ziehen sich hinter die schützenden Wälle des Militärlagers in Gelduba zurück.

Die germanischen Krieger setzen wild entschlossen nach. Die Häuser der zivilen Siedlung Gelduba werden niedergebrannt. Die Germanen triumphieren; die erbeuteten Waffen der Verlierer werden den Göttern überlassen. Die Schmach der Niederlage wirkt sich verheerend auf die Disziplin der Legionäre aus. Hinzu kommt der auftretende Mangel an notwendiger Verpflegung. All das führt zur Meuterei. Die Legionäre geben dem Lagerkommandanten Herennius Gallus wegen seines mutlosen und zögerlichen Verhaltens die Schuld an dem Verlust des Schiffes. Voller Frust verprügeln sie ihn und kerkern ihn ein. Erst der zurückkehrende römische Heerführer Vocula kann wieder Ruhe und Ordnung im Römerlager herstellen. Die Meuterer werden zum Tode verurteilt.

Der dramatische Zwischenfall vor dem Militärlager Gelduba ist Teil des Bataveraufstands 69 n.Chr.

(RP)
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