Rp-Thema Flüchtlinge Glückauf-Halle ist nun Asyl-Unterkunft

Duisburg · Die Stadtteilhalle in Hochheide ist für Vereinssport und Bühnenprogramm ab sofort tabu. Wie lange sie Notunterkunft für Flüchtlinge sein wird, ist noch völlig offen. "Zwei Monate, oder sechs, oder länger", sagt Oberbürgermeister Sören Link.

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Die Stadtteilhalle in Hochheide ist für Vereinssport und Bühnenprogramm ab sofort tabu. Wie lange sie Notunterkunft für Flüchtlinge sein wird, ist noch völlig offen. "Zwei Monate, oder sechs, oder länger", sagt Oberbürgermeister Sören Link.

Es ging alles ganz schnell: Erst am Freitag hatte die Bezirksregierung Düsseldorf die Stadt Duisburg gebeten, kurzfristig weitere 200 Flüchtlinge unterzubringen. Und schon am frühen Abend trafen gestern die ersten Asylsuchenden in der Glückauf-Halle in Hochheide ein, die in wenigen Stunden in eine Notunterkunft umgewandelt worden war.

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Den logistischen Kraftakt möglich machten 75 Freiwillige der Feuerwehr, des Deutschen Roten Kreuzes, des Technischen Hilfswerkes, der Johanniter und der Malteser, die bis tief in die Nacht hinein Hand in Hand arbeiteten, um die notwendige Infrastruktur zu schaffen. 250 Feldbetten haben sie kurzerhand aus dem Bunker unter dem König-Heinrich-Platz in der Innenstadt nach Hochheide verfrachtet und in der Halle aufgebaut. Und sie haben Trennwände aufgestellt, um den Menschen dort wenigstens ein wenig Privatsphäre zu verschaffen. Decken, Bettwäsche und Kopfkissen hat sich die Stadt kurzfristig bei der Bundeswehr besorgt.

Die sanitären Anlagen der Halle, davon geht Stadtsprecherin Susanne Stölting aus, werden ausreichen. "Wenn nicht, stellen wir zusätzlich Dixiklos auf." Für die Verpflegung der Menschen werde das Deutsche Rote Kreuz zuständig sein. Für eine ärztliche Versorgung und psychologische Betreuung der Menschen sei ebenfalls gesorgt, versicherte Feuerwehrdezernentin Dr. Daniela Lesmeister. Sie sah sich gestern Mittag gemeinsam mit Oberbürgermeister Sören Link vor Ort um und dankte den freiwilligen Helfern für ihren Einsatz.

Diese Menschen helfen Flüchtlingen
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Warum die Wahl ausgerechnet auf die rege genutzte Glückauf-Halle fiel, beantwortete Link so: "Als die Anfrage kam, haben wir uns sofort zusammengesetzt und gemeinsam überlegt. Die Glückauf-Halle war von allen Standorten, die infrage kommen, derjenige, der kurzfristig in Betrieb genommen werden konnte." Wie lange in der Veranstaltung- und Sporthalle tatsächlich Flüchtlinge leben werden, kann Link noch nicht absehen. "Sie wird Notunterkunft sein, so lange wir sie brauchen." Link betonte gestern, dass die Glückauf-Halle nur eine "temporäre Lösung" sei. Was nun mit den Veranstaltungen in der Halle passieren wird, ist noch völlig offen. Am 18. Oktober sollte beispielsweise der nächste Modellbahn- und Spielzeugmarkt in der Glückauf-Halle stattfinden, am 25. Oktober ein Secondhand-Markt für Kinder, am 7. November der Ball der Schifffahrt. Am 26. November soll das nächste Stück im Rahmen der Theaterreihe gezeigt werden. Und dann steht schon die Karnevalssession 2015/16 vor der Tür. Nicht nur die Narrenzunft Homberg hat die Glückauf-Halle wieder für ihre Veranstaltungen gebucht.

Ebenfalls ist die Frage nicht geklärt, was mit den zahlreichen Sportlern ist, die die Halle nutzen, beispielsweise die Oberliga-Handballer und diversen Jugendmannschaften des VfB Homberg. Oder die Radsportler des RMSV "Wanderlust", der hier trainiert und Turniere austrägt. "Ich habe Verständnis, wenn sich Vereine jetzt sorgen", sagte Link. Er versprach, dass man nach Lösungen suchen werde. "Das ist jetzt der zweite Schritt", so Link. Man werde schauen und überlegen, ob man Veranstaltungen verlegen könne, auch in andere Bezirke.

Was ist was - Begriffe zum Thema Flüchtlingsunterkünfte
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Unterdessen bestätigte die Bezirksregierung Düsseldorf gestern auf Anfrage, dass sie die Zeltstadt am Kerskensweg in Walsum nicht als Landeseinrichtung nutzen und bereits am morgigen Mittwoch aufgeben werde. Ursprünglich hatte sie geplant, die Zelte des Deutschen Roten Kreuzes gegen winterfeste Leichtbauhallen einzutauschen und das Areal als eigene Notunterkunft für 200 Flüchtlinge zu nutzen. "Bei der Überprüfung hat sich dann aber herausgestellt, dass dies nicht so kurzfristig und einfach umzusetzen ist", erklärte Sprecher William Wolfgramm. Es müssten zum Beispiel weitere Versorgungsleitungen verlegt werden. Zudem sei die Lärmbelästigung durch die Autobahn sehr hoch. "Es gibt eine Frist bis zum 30. September. Wir mussten eine Entscheidung treffen. Und wir haben uns im Sinne der Menschen entschieden", so Wolfgramm. Was ab Mittwoch mit den Flüchtlingen passiert, die in der Zeltstadt in Walsum leben, ließ er offen. "Ich bin sicher, wir finden eine Lösung", so der Sprecher. Link sagte: "Von der Entscheidung der Bezirksregierung bin ich auch überrascht worden. Wir werden das jetzt gemeinsam klären. Ich kann noch nicht sagen, wie es in Walsum weitergeht." Fest stehe, dass Duisburg bis zum Jahresende noch 1000 weitere Plätze für Flüchtlinge einrichten müsse. "Bei der Suche danach wird es keine Tabus geben", kündigte Link an.

(skai)
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