Einzelhandelsbilanz in Duisburg Größter Wandel seit Selbstbedienung

Duisburg · Der Duisburger Einzelhandel hat keinen Grund, in lauten Jubel auszubrechen. Das vorige Jahr brachte zwar leicht gestiegene Umsätze, aber 55 Prozent der Händler mussten einen Rückgang verkraften. Eine Folge: Die Arbeitslosigkeit in der Branche stieg in Duisburg um 5,3 Prozent.

Zu schaffen machen dem Handel unter anderem eine unklare Stadtentwicklung. Bekanntlich hat der Einzelhandelsverband Duisburg/Niederrhein Veto gegen das geplante Factory Outlet Center und die Möbelstadt auf dem Güterbahnhofsgelände eingelegt. Angesichts des demografischen Wandels könnten zusätzliche Einzelhandelsflächen großen Schaden anrichten, wenn mit ihnen nicht ein schlüssiges Konzept einhergeht. Jeder fünfte Einzelhändler, so ergab die Umfrage des Verbandes, sieht die Entwicklung mit Sorge und wünscht sich, dass die Politik die Stadtteilzentren stärkt. "Eine deutliche Botschaft an die lokalen Entscheidungsträger", meint Alfred Walzer, Vorstandsvorsitzender des Verbandes. "Die Zahl der Einwohner und damit die Kaufkraft ist in der Region deutlich gesunken", und sie werde weiter sinken.

Gleichfalls Magenschmerzen bereitet den Händlern der Internethandel. "Viele Umsätze werden heute über das Internet abgewickelt und führen dazu, dass insbesondere dem Fachhandel Marktanteile verloren gehen", so Wilhelm Bommann, Verbandsgeschäftsführer. Negative Beschäftigungseffekte seien die Folge. Bei der jüngsten Befragung gab fast jeder dritte Händler an, selbst über das Internet zu verkaufen. Die getätigten Umsätze hätten dabei überwiegend nur fünf Prozent des Gesamtumsatzes ausgemacht, so Walzer. Nahezu jeder (88 Prozent) der Händler sieht im Internethandel eine Gefahr für seine Geschäfte. "Der Einzelhandel befindet sich im größten Strukturwandel seit Einführung der Selbstbedienung", konstatiert der Verband.

Er will seine Zusammenarbeit mit den Akteuren in den Stadtteilen intensivieren. Das ehrenamtliche Engagement der 20 in Duisburg vorhandenen Werbe- und Interessensgemeinschaften dürfe nicht unterschätzt werden, mahnt Walzer. Ein professionelleres Marketing könnte nach seiner Ansicht dazu beitragen, die Vermarktung noch zu verbessern. Mehr Kundenfreundlichkeit ließe sich aus seiner Sicht erzielen, wenn es standortbezogene Kernöffnungszeiten gäbe. Voraussetzung sei aber, dass sich dies auch betriebswirtschaftlich rechne.

(hch)
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