Duisburg Großer Handlungsbedarf für die City

Duisburg · Michael Rüscher, für den Einzelhandel zuständiger Geschäftsführer der IHK, glaubt an das Potenzial der westlichen Innenstadt. Allerdings muss hier wie auch an anderer Stelle noch einiges bewegt werden.

 Die Duisburger Altstadt-Initiative ist unzufrieden mit dem derzeitigen Zustand des Viertels. Und sie macht auch keinen Hehl daraus, wer für sie die Verantwortung dafür hat.

Die Duisburger Altstadt-Initiative ist unzufrieden mit dem derzeitigen Zustand des Viertels. Und sie macht auch keinen Hehl daraus, wer für sie die Verantwortung dafür hat.

Foto: Archiv

Mit der Eröffnung der neuen Stadtbibliothek im Stadtfenster an der Steinschen Gasse wird der westliche Teil der Innenstadt vermutlich eine Belebung erfahren. Und das hat er dringend nötig, denkt wie viele auch Michael Rüscher, Geschäftsführer und Einzelhandelsfachmann bei der Niederrheinischen IHK.

 Trostlos: Der untere Teil der Münzstraße mit dem leerstehenden ehemaligen C&A-Gebäude wirkt wenig einladend.

Trostlos: Der untere Teil der Münzstraße mit dem leerstehenden ehemaligen C&A-Gebäude wirkt wenig einladend.

Foto: Hohl, Ralf (hohl)

Das Quartier - wie Stadtviertel heute oft genannt werden - zwischen Münzstraße, Steinscher Gasse, Innenhafen und Altstadt war einmal gespickt mit großen Textilhäusern (Sinn, P&C, C&A), Möbelgeschäften und viel Einzelhandel, wovon so gut wie gar nichts geblieben ist. Zwischen Steinscher Gasse und Münzplatz sind zwar nahezu alle Ladenlokale belegt, aber vorwiegend für eine Kundschaft, die mit Waren aus dem Segment "Ein-Euro-Artikel" zufrieden ist. Mit dem "Knüllermarkt" zieht die Straße zumindest noch eine Käuferschicht an, die für Dekorationsartikel zu begeistern ist. Der Blick in die abzweigende Beekstraße und in die Münzstraße weiter in Richtung Schwanenstraße ist hingegen nur noch gruselig.

"Ich glaube nicht, dass sich für die beiden großen, leerstehenden Textilhäuser von C&A und P&C noch Nachmieter aus der gleichen Branche finden lassen", sagt Rüscher. Das habe weniger mit der (fehlenden) Attraktivität des Standortes zu tun als mit der allgemeinen Entwicklung. Aber die Idee aus dem (sieben Jahre alten) Masterplan von Norman Foster, hier ein Kreativquartier für (freischaffende) Künstler oder ein Wohngebiet mit Anbindung an den Innenhafen entstehen zulassen, hält er nach wie vor für machbar und vielleicht sogar wünschenswert.

Dass dies an dieser Stelle alles andere als leicht werden wird, weiß er. "Denn keiner kann einen Hausbesitzer zwingen, sein Ladenlokal nur an Mieter aus einer bestimmten Branche abzugeben."

Viel Lob hat er für die Altstadtinitiative, die versucht, in das Stadtviertel wieder Leben zu bringen. "Dieser Versuch an sich ist schon gut. Denn immer nur schimpfen führt nicht weiter." Hilfe bekommen die Altstadtbewohner möglicherweise schon bald durch einen Fachmann. Denn die Stadt hat die Genehmigung bekommen, einen Altstadtmanager einzustellen.

Allerdings ist inzwischen in der gesamten City der Handlungsbedarf groß. So hat es die Stadt auch nach sieben Jahren noch nicht geschafft, die im Masterplan als wichtig beschriebene verbesserte Anbindung an den Innenhafen hinzubekommen. "Hilfreich wäre hier schon allein eine gute Beschilderung", so Rüscher. Und dass der Straßenbelag auf der Kö immer schlechter wird und die Brunnenmeile kaum noch "brunnt" - das ist auch nicht im Sinne der Kunden und Besucher (und vieler Duisburger). Rüscher würde sich wünschen, dass das sieben Jahre alte Masterplan-Konzept erneut diskutiert wird. "Wir sollten schauen, was von den Zielen umgesetzt oder in Angriff genommen worden ist und welche Ideen inzwischen vielleicht gar nicht mehr verfolgt werden sollen", regt er an. Die Konsequenz müsste dann aber auch sein, dass Politik und Stadtspitze die erarbeiteten neuen oder auch alten Zielvorgaben wirklich weiterverfolgen.

Der IHK-Fachmann hält es für absolut wichtig, dass Duisburg ein professionelles Stadtmarketing bekommt. Nach innen und außen für Duisburg werben - das sei enorm wichtig, gerade weil der Stadt ein so schlechtes Image anhängt. Zum Nutzen des Einzelhandels könne es sein, auch so zu arbeiten wie große Onlinehändler. Wer dort bestelle, erhält danach oft Angebote, die zu der bestellten Ware "passen". Interessant findet Rüscher die technischen Möglichkeiten, dass das Geschäft quasi mit dem Kunden spricht. Geht er an einem Laden vorbei, in dem vor geraumer Zeit eingekauft hat, bekommt er aufs Handy zum Beispiel automatisch Hinweise auf aktuelle Sonderangebote. "Das funktioniert schon", so Rüscher. Voraussetzung dafür sei, dass die Innenstadt über viele "Hot-Spots" mit kostenfreiem W-Lan-Zugang verfügt - was heute noch nicht der Fall ist. Rüscher zweifelt nicht daran, dass eine solche Ausrichtung neben der Jugend auch für die ältere Generation von Interesse ist. Denn Senioren seien zweifellos heute in der Lage, Smartphone und Tablet zu bedienen und im Internet Waren zu bestellen.

(RP)
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