Duisburg Grünen-Politiker in Türkei festgenommen

Duisburg · Felix Banaszak, Sprecher des Kreisverbandes der Grünen, wurde in Istanbul in Gewahrsam genommen, als er für die Rechte von Homosexuellen demonstrierte.

Ein wenig mitgenommen sieht er aus. Kein Wunder, hat Felix Banaszak, Sprecher des Duisburger Kreisverbands der Grünen, doch Stunden in türkischem Gewahrsam verbracht. In einer Videobotschaft, die er nach seiner Freilassung aufgenommen und auf seinem Facebook-Profil gepostet hat, bedankt er sich bei allen Unterstützern und verliest das Pressestatement, das überhaupt erst zu der Festnahme geführt hatte.

Banaszak war, wie auch schon im Jahr zuvor, zu der türkischen Ausgabe des Christopher Street Days - der Istanbul-Pride - gereist, um dort für die Rechte homosexueller Menschen zu demonstrieren. Normalerweise gibt es dazu eine große Parade, die wurde jedoch durch den Gouverneur Istanbuls verboten. "Die Gründe waren, dass sie die Sicherheit der Teilnehmer nicht gewährleisten können, weil sich eine gewaltbereite Gegenbewegung angekündigt hat. Weitere Gründe waren die Terrorgefahr wegen des IS und die religiösen Gefühle, die durch die Parade hätten verletzt werden können, weil Ramadan ist", erklärt Banaszak. In der Vergangenheit habe die Demo aber auch während des Ramadans stattgefunden, was niemanden gestört habe. Eigentlich ginge es aber um etwas ganz anderes, meint der 26-Jährige. "Es geht darum, Macht zu beweisen, vor allem, weil die Bewegung zu den oppositionellen Kräften im Land zählt."

In Gewahrsam genommen wurden Banaszak, sein 19-jähriger Parteikollege Max Lucks, der ebenfalls dabei war, und zahlreiche türkische Freunde, als sie die besagte Presseerklärung verlesen wollten, die sich für eine offene Welt und für die Rechte der LGTB-Community (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle und Transgender-Personen) ausspricht. Auch der Bundestagsabgeordnete Volker Beck sowie die Grünen-Europaabgeordnete Terry Reintke waren kurze Zeit festgehalten worden.

Da eine mögliche Verhaftung zuvor bereits angekündigt wurde, kam sie für Banaszak nicht wirklich überraschend. Heftig sei aber, mit welcher Aggression die Polizisten - teilweise unter Einsatz von Wasserwerfern und Tränengas - gegen die friedlichen Demonstranten vorgegangen seien. "Sie waren so gewaltsam und das, obwohl Menschen lediglich von ihrem Bürgerrecht Gebrauch gemacht haben." Körperliche Schäden habe Banaszak bis auf ein paar blaue Flecken am Arm nicht davon getragen.

Besonders getroffen habe ihn aber, dass die Behörden es geschafft hätten, ein Klima der Angst zu verbreiten, so dass viele - auch internationale - Gäste sich gar nicht erst getraut hätten zu kommen. Genau diese internationale Aufmerksamkeit sei es aber, die die LGTB-Bewegung in der Türkei brauche, sagt Banaszak. Er selbst habe unter anderem das Generalkonsulat im Rücken und sei daher glimpflich aus der Situation herausgekommen. "Aber was ist mit den Menschen, die all diese Vorteile nicht haben? Wir sind bloß ein- bis zweimal im Jahr in der Türkei. Aber es gibt so viele Aktivisten, die sich jeden Tag dieser Gefahr aussetzen müssen."

Es gehe ihm, Banaszak, darum, zu zeigen, dass die Türkei mit ihrer derzeitigen Einstellung kein geeigneter politischer Partner für die Bundesregierung sei. "Ich hoffe, dass es durch diese Aktion wieder ein Stückchen deutlicher geworden ist und wir unseren türkischen Freunden wenigstens so ein bisschen helfen können."

(RP)
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