Duisburg Gymnasien wollen Pläne abwarten

Duisburg · CDU und FDP holen in NRW das G9-Abitur zurück, in Einzelfällen soll das Turbo-Abi aber weiterhin gewährt werden. Schulleitungen in Duisburg kritisieren die Pläne für unterschiedliche Systeme und sorgen sich um Lehrermangel.

"Wir bleiben gelassen. Alle Parteien, die bei der Wahl vorne mitmischen wollten, hatten das Thema auf dem Zettel", sagt Peter Jöckel, Schulleiter des Krupp-Gymnasiums. In der fünften Runde der Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und FDP stand das Thema "Turbo-Abi" ganz oben auf der Liste: Die Parteien einigten sich auf die Abkehr vom Turbo-Abi. Das Abitur nach neun Jahren soll in NRW wieder zum Regelfall werden.

"G9 würde die Last der Wochenstunden, die für Oberstufenschüler zwischen 34 und 36 liegt, reduzieren", sagt Thomas Herden. Der Schulleiter vom Mercator-Gymnasium möchte vonseiten der Politik aber erst einmal ein konkretes Konzept sehen. "Die Stimmung hier ist vorsichtig abwartend, die Pläne der Politik müssen erst ausgestaltet werden." Auch Holger Rinn vom Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium fehlen Informationen für weitere Diskussionen: "Unter gewissen Umständen durchaus begrüßenswerte Idee, aber die Rahmenbedingungen für eine Umstellung auf G9 sind noch völlig offen."

Offen bleibt auch, mit welcher Begründung Gymnasien auch weiterhin beim Turbo-Abi nach acht Jahren bleiben können. "Wir wollen die Wahlfreiheit grundsätzlich ermöglichen", sagte CDU-Verhandlungsführer Armin Laschet am Dienstag. Diese Schulen sollen eine gesonderte Unterstützung erhalten, so dass ein "qualitätsvolleres G8" gewährleistet werden kann.

Dass so zwei unterschiedliche Arten von Gymnasien in NRW entstehen, sieht Jöckel kritisch. ""Wenn einzelne Schulen bei G8 bleiben dürfen, führt das zu einer Zwei-Klassengesellschaft von Gymnasien", sagt der Krupp-Schuleiter, "das halte ich für nicht gut und kann ich mir auch nicht vorstellen." Zudem hadere er mit dem Ausdruck "qualitätsvolleres G8": "Reden wir dann darüber, welches Gymnasium in Duisburg qualitätsvoller ist?"

Eine Vielzahl der Duisburger Gymnasien ist sich einig: "Wenn G9, dann für alle." Bis 2019/20, so das Ziel der Koalitionsverhandlungen, soll G9 wieder eingeführt werden. Eine Umstellung, die Unruhe im Schulbetrieb mit sich bringt. "Das ist verwaltungs- und finanztechnisch mit hohem Aufwand verbunden", sagt Herden vom Mercator, "ein Jahrgang mehr bedeutet auch mehr Personal, das unterrichten muss." Den erhöhten Personalbedarf sieht auch Jöckel als Herausforderung: "In bestimmten Fächern haben wir in diesen Zeiten schon mit Lehrermangel zu kämpfen; ich weiß nicht, wie das in zwei oder drei Jahren aussieht."

In Duisburg sei die Lage nicht euphorisch, sondern entspannt. "Ich glaube, dass die Diskussionen um Rahmenbedingungen und Wechsel anstrengender sind als die Umstellung selbst", sagt Jöckel.

(laha)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort