Duisburg Hamborn: Kalifornischer Wein auf der Orgel

Duisburg · Axel Berchem formte aus den 22 Registern der Eule-Orgel durchaus passende Klänge.

 Der Moerser Kantor Axel Berchem spielte ein klug konstruiertes Programm.

Der Moerser Kantor Axel Berchem spielte ein klug konstruiertes Programm.

Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Halbzeit bei den 21. Sommerlichen Orgelkonzerten an der evangelischen Friedenskirche Hamborn, jeden Mittwoch in den Sommerferien, Zeit für eine Zwischenbilanz. Während die ersten beiden Abende mit den Besonderheiten "vierhändig und vierfüßig" beziehungsweise "Barockoboe" programmatisch Champagner und und interpretatorisch eher Schwarzbrot waren (die RP berichtete), wirkte die dritte Ausgabe ausgeglichener.

Hinter dem schlichten Titel "Vier Suiten für Orgel" - wobei eine "Suite" erst einmal einfach eine Abfolge von Sätzen ist - verbarg sich ein klug konstruiertes Programm, dabei nannte der 1956 in Düsseldorf geborene Moerser Kantor Axel Berchem es "leichthinnig". Zwei Suiten französischer Komponisten rahmten zwei Suiten deutschsprachiger Meister, der vierte Urheber war ein Elsässer. Auf je eine barocke Suite folgte eine aus dem 20. beziehungsweise 19. Jahrhundert. Wohlan: Die "Suite du deuxième ton" (1710) von Louis-Nicolas Clérambault (1676-1749) ist ein Musterbeispiel für die französische Orgelklassik, mit feinen Flöten und kraftvollen Zungenstimmen. Umfangreich, aber kurzweilig dann die "California Wine Suite" op. 40 (1991) von dem 1945 geborenen Hans Uwe Hielscher. In jedem der acht Sätze verbindet sich eine musikalische Form mit einer kalifornischen Weinsorte, von den "Fanfares (Cabernet Sauvignon)" bis zur "Toccata (California Champagne)" mit dem Cantus firmus "Gaudeamus igitur". Eine Entdeckung ist die elegante dritte Suite F-Dur von dem Österreicher Ferdinand Tobias Richter (1651-1711). Bereits bekannt und beliebt dagegen die "Suite gothique" (1895) von Léon Boellmann (1862-1897).

Axel Berchem formte aus den 22 mehr sächsischen als französischen Registern der Eule-Orgel durchaus passende Klänge und folgte faszinierend dem feurigen Flug der Musik. Nur selten schwappte er über den Tellerrand des Tempos. Für die Begeisterung des Publikums bedankte er sich mit einem Gebet von Matthew Archer, einem Pendant zu dem "Prière à Notre-Dame" bei Boellmann.

Im nächsten, vierten Sommerlichen Orgelkonzert an der Duisburger Straße 174 am Mittwoch, 22. Juli, um 20 Uhr, will die Duisserner Kantorin Hye-Kyoung Kang ein barockes "Feuerwerk auf der Orgel" entfachen.

Werke von Johann Sebastian Bach (Konzert a-Moll nach Antonio Vivaldi BWV 593 sowie Toccata, Adagio und Fuge C-Dur BWV 564) rahmen solche von Dietrich Buxtehude (Toccata F-Dur) und Johann Pachelbel ("Aria Sebaldina").

Der Eintritt kostet sechs Euro. Im Anschluss an das Konzert gibt es einen Umtrunk im Kirchgarten, bei schlechtem Wetter in der Sakristei.

(hod)
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