Duisburg Hartnäckige Ermittler mit Fingerspitzengefühl

Duisburg · Die Mitarbeiter im KK 11 sind zur Stelle, wenn ein Mensch gewaltsam oder auf ungeklärte Art ums Leben gekommen ist. In dem Job sind nicht nur Belastbarkeit und ein starker Magen gefragt. Auch der richtige Umgang mit den Angehörigen der Opfer ist wichtig.

 Achim Wawrzeniewski hat viele Jahre im KK 11 gearbeitet - eine harte und oft belastende Zeit, erinnert er sich.

Achim Wawrzeniewski hat viele Jahre im KK 11 gearbeitet - eine harte und oft belastende Zeit, erinnert er sich.

Foto: Reichwein/ Archiv

Achim Wawrzeniewski hat beinahe zwei Jahrzehnte im KK 11 gearbeitet, dem Kriminalkommissariat, das Tötungsfälle untersucht und auch Brandermittlungen durchführt. Heute sitzt er in der Pressestelle der Polizei, was er für genau so spannend hält. Aber Arbeitszeit und Freizeit sind für ihn heute wesentlich besser planbar. Denn im KK 11 kommt es immer wieder vor, dass der Feierabend flach fällt, Heiligabend am Tatort "gefeiert" wird und - wie bei den Ermittlungen bei den Mafiamorden - Wochen oder gar Monate lang der Arbeitstag 15, 16 oder mehr Stunden hat.

"Ich habe als Kradfahrer bei der Polizei angefangen, habe am Düsseldorfer Hauptbahnhof Taschendiebe gefangen und Wirtschaftsdelikte bearbeitet", erzählt Wawrzeniewski. Bei seinem Wechsel zum KK11 brachte er ein großes Fachwissen mit, was in dem Kommissariat sehr wichtig ist, das bei allen ungeklärten Todesfällen ermittelt.

Dabei kann es sich um die Seniorin handeln, die leblos in ihrer Wohnung gefunden wurde und der Arzt keine eindeutige Todesursache bescheinigt hat, oder um das Opfer einer Selbsttötung, dessen Angehörige verständigt und die Hintergründe geklärt werden müssen, oder auch um den klassischen Mordfall.

 Eine der aufwendigsten Ermittlungen seit Jahrzehnten wartete im August 2007 in Neudorf auf die Beamten der Mordkommission. Es dauerte Jahre, bis die Mafiosi, die sechs Männer erschossen hatten, hinter Schloss und Riegel waren.

Eine der aufwendigsten Ermittlungen seit Jahrzehnten wartete im August 2007 in Neudorf auf die Beamten der Mordkommission. Es dauerte Jahre, bis die Mafiosi, die sechs Männer erschossen hatten, hinter Schloss und Riegel waren.

Foto: Probst, Andreas (apr)

Im KK 11 arbeitet eine Stammbelegschaft, die anlassbezogen erweitert wird um Beamte aus vielen verschiedenen Dezernaten und Abteilungen. Diejenigen, die von außen dazukommen, werden nicht "verdonnert", sondern sie werden gefragt, ob sie Interesse haben. Es können ebenso Beamte im Streifendienst dabei sein wie Experten für Betrug oder Diebstahl.

In einer solchen Kommission gibt es nicht die "kleinen Dummen" und die großen Alleswisser. Teamarbeit ist oberstes Gebot. Wer den besonderen Belastungen in dieser Kommission nicht gewachsen ist, der steigt aus, ohne beschämt sein zu müssen. Bei der Polizei weiß jeder, dass die Arbeit im KK 11 extrem hart sein kann.

Kommissar im KK 11 - ein harter Job

Die Kommissare im KK 11 dürfen keine "Weicheier" sein. In der Realität sieht ein Tatort weit weniger appetitlich aus, als in der Fernsehwelt dargestellt. Und wie es in einer Wohnung riecht, in der ein Toter mehrere Tage gelegen hat und wie es in einer Wohnung aussehen kann, in der jemand platt gesagt abgestochen worden ist... anderes Thema.

Die Mitarbeiter im KK 11 müssen nicht nur hart, sondern auch äußerst sensibel sein, zum Beispiel dann, wenn sie Todesnachrichten überbringen und Angehörigen gegenüber sitzen, die zusammenbrechen - und zugleich theoretisch auch Täter sein können. Ein schwieriger Spagat! Es gehört schon eine Menge Professionalität dazu, diesen "Job" auszuüben. Gleichfalls viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl sind nötig, um einen des Mordes Verdächtigen zum Sprechen zu bringen und dann auch noch mit dem, was er erzählt, fertig zu werden.

Die Neudorfer Morde: Wawrzeniewskis schwierigster Fall

Ungeklärte Todesfälle - und dazu zählt auch der plötzliche Herztod oder die tödliche Sturzverletzung ohne Fremdverschulden - werden fast zu 100 Prozent aufgeklärt. Eine für einen Fall zusammengestellte Mordkommission wird bei einem Verbrechen nicht eher Ruhe geben, bis Todesursache, Hintergründe und Tatverdächtige ermittelt sind. Doch noch nie war das so aufwendig wie im Fall der Neudorfer Morde. Weit über ein Jahr dauerte es, bis im Zusammenwirken mit Polizeibehörden im In- und Ausland die Täter gefasst und hinter Gittern waren.

"Vor allem in der Anfangsphase, haben wir gearbeitet, gearbeitet, gearbeitet. Zwischendurch sind wir mal für ein paar Stunden zum Schlafen nach Hause gegangen, und dann ging es gleich weiter", erinnert sich Achim Wawrzeniewski, der selber für Vernehmungen nach Italien reiste.

In aller Welt machte das Verbrechen über Wochen Schlagzeilen, bei dem im August 2007 auf der Mülheimer Straße zu nächtlicher Stunde sechs Menschen mit zum Teil mafiösen Kontakten von Tätern aus dem gleichen Milieu regelrecht hingerichtet wurden. Dieser Fall hat sich auch bei Achim Wawrzeniewski tief ins Gedächtnis gegraben, der sicherlich zu recht drauf stolz sein darf, an der Aufklärung beteiligt gewesen zu sein.

(RP)
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