Duisburg Heimat: Akzente-Motiv kommt aus Essen

Duisburg · Auf den Programmheften und Plakaten zu den diesjährigen Kulturwochen unter dem Motto "Heimat" ist eine Aufnahme des Zollvereins Essen verarbeitet worden. "Heimat ist da, wo man hinscheißt", heißt eine Installation mit Dixieklo.

 Das künstlerische Dixieklo steht nun an der Ecke Beekstraße/Münzstraße.

Das künstlerische Dixieklo steht nun an der Ecke Beekstraße/Münzstraße.

Foto: Rainer Kzonsek (Festivalbüro)

Man muss schon gut hinschauen, damit man das Bildmotiv auf den Akzente-Plakaten und -Programmheften identifizieren kann. In einem mit Strichen durchzogenen herzförmigen Bild ist eine Industriekulisse zu erkennen, die sich in einem kleinen Gewässer spiegelt. Auf den ersten Blick könnte man meinen, dass hier eine Aufnahme des Landschaftsparks Duisburg-Nord genutzt wurde, um das diesjährige Akzente-Thema "Heimat" zu illustrieren. Doch wer sich ein wenig in der Region auskennt, sieht auf den zweiten Blick, dass die Plakatmacher nicht im Duisburger Landschaftspark, einem der Attraktionsorte der Stadt Duisburg, sondern in der Zeche Zollverein, einem Attraktionsort der Stadt Essen, fündig geworden sind.

 Im Herzen ist die Zeche Zollverein zu sehen. Dass Essener umgekehrt schon einmal mit einem Duisburger Motiv geworben haben, ist nicht bekannt.

Im Herzen ist die Zeche Zollverein zu sehen. Dass Essener umgekehrt schon einmal mit einem Duisburger Motiv geworben haben, ist nicht bekannt.

Foto: Reichwein

"Ist da etwas schief gelaufen?", fragen sich in diesen Tagen einige Duisburger Akzente-Besucher. Ausgerechnet beim Thema Heimat findet man nicht in der eigenen Stadt, sondern anderenorts ein passendes Plakatmotiv?! "Nein, nichts ist schief gelaufen", heißt die offizielle Antwort. "Beim Thema Heimat geht es nicht nur um die Heimat hier in Duisburg, sondern um den Begriff Heimat allgemein", heißt es auf die entsprechende Anfrage beim Festivalbüro. Mit der Plakatgestaltung wurde das Designer-Büro "Freiwild Kommunikation" in Essen beauftragt. Und das lieferte eben das Bildmotiv vom Zollverein. Und dieses Motiv wurde vom Duisburger Festivalbüro ausgewählt, weil, so die Meinung dort, das Thema "Heimat" ansprechend umgesetzt worden sei. Abgelehnt habe man im Festivalbüro einen ersten Plakatentwurf, der eine Idylle aus Wald und See angedeutet habe.

So richtig überzeugen kann das die Plakatkritiker allerdings nicht: Natürlich müsse man den Heimatbegriff nicht eng auslegen, aber irgendwie sollte der Begriff Heimat doch Gesichtspunkte beinhalten, die etwas mit Nähe zu tun haben. Böse Zungen könnten sagen: Ein Baumhaus in Papua Neuguinea ist für die dort lebenden Menschen gewiss ein Heimatmotiv und würde zu einer Logik passen, die Heimat "auf irgendeine Weise" verortet und verbildlicht.

Die Designer des Plakatmotivs hätten vielleicht um des Auftrags willen ihre Heimat in Essen verlassen sollen, um ihre Idee beispielsweise im Landschaftspark Duisburg-Nord, der ein auch optisch herausragendes Motiv ist, zu verwirklichen. Das hätte gewiss nicht kitschig gewirkt und dennoch so etwas wie "Heimatgefühl" zugelassen.

Nun zu etwas Anrüchigem in gleicher Sache. Zunächst kommt eine bemerkenswerte Feststellung: "Heimat ist ein vielschichtiger Begriff. Vor allen Dingen hat er aber viel mit der eigenen Identität zu tun." Das Künstlertrio Rainer Kzonsek, Nina Kradepohl und Halil Özet schrieb diesen Satz ins Akzente-Programmheft. Der Titel der Installation, die die die drei zu den Akzenten beisteuern, ist weniger fein: "Heimat ist da, wo man hinscheißt!" Die Installation ist das, was man in der Kunstgeschichte als "Readymade" bezeichnet, ein gewöhnlicher Gegenstand, der zur Kunst erhoben wird. Beim Duisburger Künstlertrio, das im Marxloher Medienbunker beheimatet ist, handelt es sich um ein Dixieklo. Heimat sei ein romantisches Gefühl von Dazugehörigkeit und Geborgenheit, ein urmenschliches Bedürfnis, meinen die drei Künstler. Und fragen rhetorisch: "Was symbolisiert einen Ort wie diesen besser als eine Baustellentoilette?" Und das Dixieklo soll Menschen dazu einladen, ihre Bedürfnisse loszuwerden. "Ganz ehrlich und unverblümt", fügen die drei hinzu.

Nehmen wir das alles mal so hin und notieren als Erkenntnisgewinn, dass der Begriff Heimat nicht nur geografische, soziale, politische, historische und emotionale Aspekte enthält, sondern auch fäkalische ...

Das Kunst-Dixieklo ist ab heute vor dem ehemaligen Lokal Alex an der Ecke Beekstraße/ Münzstraße zu finden; am 20./ 21. März wird es auf der Grünfläche des König-Heinrich-Platzes vor dem Stadttheater stehen.

(RP)
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