Duisburg Heimatkundeunterricht mal anders

Duisburg · Gestern wurde ein "Kulturstadtplan für Duisburger Kinder" vorgestellt. Sowohl die gedruckte als auch die digitale Version soll die Identifikation mit der Stadt fördern. Ein solcher "Stadtplan" gilt als einmalig in Deutschland.

Bereits vor sechs Jahren wurde der Plan erstmalig entwickelt und behördenmäßig formuliert, einen "Kulturstadtplan für Duisburger Kinder" herauszugeben. Gestern war es nun soweit: Thomas Krützberg, Dezernent für Familie, Schule, Bildung und Kultur, stellte mit Mitarbeitern der Verwaltung das Werk vor. "Das ist ein Netzwerk-Projekt im wahrsten Sinne des Wortes", sagte er. Beteiligt sind an diesem kindergerechten Kulturstadtplan, der in Deutschland vermutlich kein Vorbild hat, neben Krützbergs Dezernat das Amt für Schulische Bildung, die Schulaufsicht, die SchulKulturKontaktstelle und das Amt für Baurecht und Bauberatung.

Den Machern ging es darum, Kinder und Kultur zusammenzubringen. Damit das gelingt, waren Ideen gefragt. Die zündende Idee war dabei, die Kinder selber an der Erstellung eines solchen Plans zu beteiligen. So haben in den vergangenen Jahren mehr als 3000 Schüler von dritten und vierten Grundschulklassen zusammen mit ihren Lehrern die nähere Umgebung ihrer Schule erkundet. Alles, was den Kindern besonders gut gefiel und zum stark erweiterten Kunstbegriff passen könnte, wurde da aufgelistet und zum Teil mit Worten beschrieben.

Die Kinder wiesen nicht nur auf die bekannten kulturellen Einrichtungen wie Theater, Museen oder künstlerisch gestaltete Orte hin, sondern auch auf beliebte Treffpunkte wie Spielplätze, Gemeindehäuser, Kinder- und Jugendzentren oder auch auf das eigene Schulgebäude. "Die meisten Kinder schwärmen für ihre Schule", sagte gestern bei der Vorstellung Petra Müller von der SchulKulturKontaktstelle. Zumindest bei Grundschulen sei die positive Einstellung der Schüler zu ihrer eigenen Schule viel häufiger als das Gegenteil.

Auch Kirchen wie die Dorfkirche in Friemersheim oder nicht zuletzt die große Merkez-Moschee im Duisburger Norden gehören zu den Gebäuden und Treffpunkten, die für Kinder besonders wichtig sind. Manchmal fallen Grundschülern auch Skulpturen in einem Park auf, an denen Erwachsene meist achtlos vorbeilaufen. Kinder gehen auch gerne ins Theater, wenn dort Stücke gespielt werden, die sie ansprechen. Über das Komma-Theater in Rheinhausen schreibt ein Neunjähriger beispielsweise: "Im Komma-Theater ist es toll. Da kann man zucken." Vermutlich meint der Schüler nicht wirklich "zucken", sondern zugucken. Aber das Wort erschien Bärbel Steuwer von der Schulaufsicht so "stark", dass sie den Schreibfehler ausnahmsweise nicht korrigierte. "Im Lehmbruck-Museum gibt es viel zu staunen", schreibt eine andere Schülerin. Und eine Grundschülerin findet, dass der "Lifesaver" herrlich bunt und überhaupt "der schönste Brunnen in ganz Duisburg ist".

Insgesamt gibt es bislang knapp 100 Schüler-Texte zu einzelnen Gebäuden, Einrichtungen, Plätzen oder Kunstwerken im öffentlichen Raum. Diese Texte kann man natürlich nur in der digitalen Version des Kulturstadtplans finden. Diese digitale Version soll im Laufe der kommenden Tage freigeschaltet werden. Per Mausklick können dann Kulturorte schnell gefunden und aufgerufen werden. Der digitale Kulturstadtplan ist als interaktives Angebot gedacht. Kinder können ihre Neuentdeckungen oder Neu-Einschätzungen per E-Mail kundtun. Wichtig ist dem pädagogisch ausgerichteten Kulturstadtplan-Team aber auch die gedruckte Version. "Kinder sollen lernen, Stadtpläne zu lesen, damit sie einen Eindruck davon bekommen, wie Duisburg aussieht, nämlich langgestreckt mit einem großen Fluss in der Mitte", so Petra Müller halb scherzend, halb ernst. Ab Mittwoch wird in allen 88 Duisburger Grundschulen das Kartenwerk in einem Schuber verteilt. Das Kartenwerk umfasst zehn detaillierte Pläne im Maßstab 1:9000 und einen Gesamtplan der Stadt im Maßstab 1:22 000. Der Plan ist durchaus genau, aber kindgerecht gestaltet mit kleinen Bildchen, die auf besondere Orte wie das Bienenmuseum hinweisen.

Info unter www.duisburg.de

(RP)
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