Duisburg Heimspiel mit dem "Ich-auch-Mensch-Effekt"

Duisburg · Die Duisburgerin Lili Koehler las im Stadttheater aus ihrem ersten Buch "Mein zartgrünes Leben".

Lili (Elisabeth) Koehler, geboren 1991 und aufgewachsen in Duisburg, ist Schauspielerin, Autorin und Model - sie legt Wert auf diese Reihenfolge. Jetzt las sie im Opernfoyer im Theater aus ihrem ersten Buch "Mein zartgrünes Leben". Das war wie ein Heimspiel.

Als sie das Buch schrieb, wusste sie noch nicht, dass sie ein Buch schrieb. Der Lyrikband in sehr geschliffener Sprache rundet sich aber durchaus zum eigenen Kosmos. Das eigene, noch junge berufliche und private Leben ist die Grundlage in schonungsloser Offenheit. Das könnte peinlich oder überflüssig wirken, würde die begabte Nachwuchsautorin nicht immer wieder die Kurve kriegen zu dem, was sie selbst den "Ich-auch-Mensch-Effekt" nennt. Bei ihrem zweijährigen Schauspielstudium in New York entdeckte sie: "Je mehr man aufmacht, umso mehr erkennen die anderen: Ach, das ist ja nicht nur bei mir so!" Von "Literatur" kann man ja nur sprechen, wenn das allgemein Menschliche getroffen wird. Das gelingt hier meistens, ob Lili Koehler von ihrer Liebe zu Büchern dichtet (laut ihrer Mutter soll sie schon zum Kinderarzt einen Rucksack voll Bücher mitgenommen haben), ob sie mit dem allzu "rechteckigen" New York hadert, ob sie hinderliche gegen wünschenswerte "Mauern" setzt oder ob sie ihrer "kleinen" Schwester Lotti (jünger, aber inzwischen noch größer gewachsen als sie selbst) als ihrer "ersten Liebe" ein rührendes Denkmal setzt. Den Nagel auf den Kopf trifft sie dann mit dem Porträt ihres derzeitigen Freundes als unvollkommen, also wahrhaft menschlich.

Ein besonderer Pluspunkt des Abends war die gleichfalls noch junge Harfenistin Katrina Szederkenyi aus den Reihen der Duisburger Philharmoniker, geboren in Kanada und aufgewachsen in Österreich. Sie verzauberte mit perfekt passenden Werken von Alphonse Hasselmans, Henriette Renié und Ferenc Farkas.

(hod)
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