Duisburg Helges Spagat zwischen Jazz und Comedy

Duisburg · Helge Schneider gelang es am Samstagabend in der Mercatorhalle erneut, im Rahmen seiner "Ene, mene, mopel"-Tournee Comedy und Slapstick mit lässigem Jazz zu einer unterhaltsamen Mischung zu vereinen.

Der Spagat gelingt ihm noch immer. Nonsense, Albernheiten, Gags und schräge Sprüche mit seriösen Jazz-Standards zu verheiraten, müsste eigentlich ein unauflöslicher Widerspruch sein. Nicht für ihn. Der 62-jährige Musiker, Comedian, Schauspieler und Regisseur, der einst als "singende Herrentorte aus Mülheim" bundesweit bekannt wurde, kann sich dabei auf seine alten Weggefährten Peter Thoms (Schlagzeug) und Rudi Olbrich (Kontrabass) verlassen. Dieses Trio beherrscht die Jazz-Standards scheinbar mühelos und so selbstverständlich, dass die Zuschauer in der fast ausverkauften Mercatorhalle schnell merken: Hier machen drei Männer mit zusammen mehr als 200 Lebensjahren die Musik, die sie selbst am liebsten mögen.

Das wurde schon anfangs bei der "Wurstfachverkäuferin" deutlich, bei der Helge Schneider nicht nur am Steinway-Flügel zaubert, sondern auch gleich ein Feuerwerk an kleinen Gags in Worten, Mimik und Gestik abfeuert. Er freue sich, in Duisburg zu sein. Duisburg sei schließlich "die schönste Stadt im Umkreis von 100 Metern". In der Folgezeit beweist Helge Schneider, dass er mit Fug und Recht als "Multi-Instrumentalist" bezeichnet werden kann. Ob Flügel oder Vibraphon, Gitarre, Cello oder Saxophon - stets ist die Liebe zum Jazz erkennbar, wenn sie auch immer wieder mit absurden und skurrilen Geschichten kombiniert wird, die scheinbar keinerlei roten Faden haben. Und einen Klassiker wie "As time goes by" aus dem Film "Casablanca" auf der Panflöte zu versuchen, ist sicher ein mutiges Unterfangen. Dabei hätte der Film auch genau so am Bielefelder Busbahnhof gedreht werden können, befindet der Mülheimer: "In den Hauptrollen: Charlton Heston, Elizabeth Taylor und Helge Schneider - ach nee, so gut wie Elizabeth Taylor bin ich ja gar nicht." Dass seine beiden Mitstreiter bereits erkennbar im Rentenalter sind, tut der Spielfreude des Trios keinen Abbruch - im Gegenteil. Das scheinbar fürsorgliche "Geht's noch?" an die Adresse des Bassisten Rudi Olbrich kommt schon nach wenigen Sekunden des Auftritts und zieht sich als Running Gag durch den ganzen Abend. Der endet mit dem unvermeidlichen "Katzeklo", allerdings als Solo-Einlage in einer völlig anderen Version, in der die Katze von einem Lkw überfahren wird. Diese Variante kann durchaus als höchste Form der Distanzierung gelten. Schließlich stürmte "Katzeklo" im Jahr 1994 die deutschen Charts und wurde mit einem umjubelten Auftritt bei "Wetten, dass..." gekrönt und machte damals noch die Katze froh.

Inzwischen macht Helge Schneider erkennbar dass, was er selbst am liebsten mag, ohne unbedingt darauf zu achten, dass es auch massenkompatibel ist. Der Beifall am Ende ist freundlich, aber nicht frenetisch. Dem coolen Jazz des spielfreudigen Trios also durchaus angemessen.

(RP)
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