Duisburg Henkels Engagement für den Sport

Duisburg · Die diesjährige Vortragsreihe des Landesarchivs NRW zum Thema "Geschichte(n) in Bewegung" ist beendet. Zum Abschluss referierte der Sporthistoriker Andreas Luh die Geschichte des Betriebssports am Beispiel von Henkel.

 Bei der Eröffnung des Sporparks Niederheid 1976 war auch der junge Mann dabei (oben links), der heute schon über 40 Jahre alt sein müsste. Konrad Henkel sprach bei der feierlichen Grundsteinlegung (oben rechts). Am Eröffnungstag des Sportparks war auch die Halle (unten rechts) gut besucht. Zuvor hatte Konrad Henkel (Bild unten rechts, Mitte) sich von Stadtdirektor Karl Ranz (links daneben) das Modell des Parks erklären lassen. Rechts des damalige Düsseldorfer OB Bungert.

Bei der Eröffnung des Sporparks Niederheid 1976 war auch der junge Mann dabei (oben links), der heute schon über 40 Jahre alt sein müsste. Konrad Henkel sprach bei der feierlichen Grundsteinlegung (oben rechts). Am Eröffnungstag des Sportparks war auch die Halle (unten rechts) gut besucht. Zuvor hatte Konrad Henkel (Bild unten rechts, Mitte) sich von Stadtdirektor Karl Ranz (links daneben) das Modell des Parks erklären lassen. Rechts des damalige Düsseldorfer OB Bungert.

Foto: SFD

Wenn sich auch der Titel seines Vortrags "Sport als Bestandteil betrieblicher Sozialpolitik vom Kaiserreich bis zur Gegenwart" eher sperrig anhört, bekamen die Zuhörer doch ein spannendes und kurzweiliges Stück Zeitgeschichte geboten. Mit dem Satz "Ich habe mein Hobby zum Beruf gemacht" stellte sich der frühere Geschichts- und Sportstudent seinen "Gasthörern" vor. Zu seinen Forschungsthemen gehörten neben Untersuchungen zur Entwicklung des Betriebssports auch so attraktive Themen wie die Geschichte des Fußballs im Ruhrgebiet. Seine Betrachtungen des Betriebssports bei Henkel zeigten die historische Entwicklung dieser Sportbewegung beispielhaft auf.

"Das verlief bei allen Großunternehmen ähnlich", erläuterte der Sporthistoriker. Luh beleuchtete am Beispiel Henkel vier Epochen deutscher Betriebssportgeschichte, die sich immer an den jeweiligen politischen Rahmenbedingungen zu orientieren hatte. Der Wissenschaftler erläuterte, dass Henkel nach seiner Gründung im Jahr 1876 sein Düsseldorfer Betriebsgelände bereits 1899 von Oberbilk nach Holthausen - wo man bis heute noch ansässig ist - verlagerte.

Wie viele Unternehmen gegen Ende des 19. Jahrhunderts bot auch die Firmenleitung von Henkel den Mitarbeitern die Möglichkeit zu sportlicher Betätigung an. Zu diesem Zweck legte man drei Sportplätze an, wo die Mitarbeiter - getrennt nach Männern, Frauen und Jugendlichen - in ihrer Freizeit Sport treiben konnte.

Das Ganze hatte - anders als zu späteren Zeiten - keinen organisierten Rahmen. "Zu der Zeit stand für die Unternehmen der soziale und karitative Aspekt im Vordergrund", so Professor Luh.

Das sollte sich in der politisch unruhigen Weimarer Zeit schnell ändern. Da wurde der Sport gefördert, um ein Gegengewicht zum "roten" Arbeitersport und den Aktivitäten der Arbeiterbewegung zu bilden. "Sport wurde in dieser Zeit zum Massenfaktor, der Betriebssport wurde zudem Bestandteil der Sozialpolitik", erläuterte Luh.

1927 wurde mit dem "SV Henkel" ein eigener Sportverein gegründet. Sportlicher Höhepunkt waren viele Jahre die "Henkel - Olympiaden".

In der NS-Zeit (ab 1933) änderten sich auch die betriebssportlichen Strukturen total. Der Betriebssport wurde der "Kraft durch Freude" - Bewegung der "Deutschen Arbeitsfront" unterstellt. Bei Henkel wollte man einerseits an der traditionellen Organisationsform festhalten, "passte sich aber andererseits bereitwillig an nationalsozialistische Strukturen an". Im Jahr 1937 kam es dann endgültig zur Auflösung des Vereins. Spätestens zu diesem Zeitpunkt war die sportliche Betätigung der Henkel-Mitarbeiter, oftmals geprägt von Massenaufmärschen, fremdbestimmt und Bestandteil der staatlich organisierten Disziplinierungs- und Kontrollmechanismen.

In der Nachkriegszeit fand man bei Henkel in Sachen Betriebssport zu den alten und bewährten Organisationsformaten zurück. Die Wirtschaftskrise zu Beginn der 1970er-Jahre führte - Henkel war inzwischen als Unternehmen ein "globaler Player" - zu neuen Betrachtungen der bisher rein arbeitgeberseitig organisierten Sport-Aktivitäten.

Zum Firmenjubiläum 1976 schenkte Henkel den Sportlern im Stadtteil eine hoch moderne Multifunktions-Sportanlage (Sportpark Niederheid). Ein Jahr zuvor wurde der heute über 3300 Mitglieder starke Verein "SFD 75 Düsseldorf" gegründet.

Die Sportstätten wurden zur Bezirkssportanlage und von der Kommune, die somit für die Folgekosten der für 17 Millionen DM von Henkel finanzierten Anlage verantwortlich war, übernommen. Auch wenn der Breitensportverein "SFD 75" für alle Sportbegeisterte offen ist, geführt wird er bis heute immer noch von führenden Henkel-Mitarbeitern. Die Gesamtkonstruktion hält Andreas Luh für ideal: "Das hat Modellcharakter für den modernen Betriebssport, der Verein ist gleichermaßen attraktiv für die Belegschaft und den Stadtteil."

(RP)
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