Duisburg Hier kämpft Mann gegen Mann

Duisburg · Christian Brückner, amtierender "König der Vorleser", las in der gut gefüllten Zentralbibliothek als Auftakt des Literaturprogramms der 39. Duisburger Akzente "Nie wieder Krieg?" aus der Homer zugeschriebenen "Ilias".

 Christian Brückner las aus dem wohl frühesten Werk europäischer Literatur.

Christian Brückner las aus dem wohl frühesten Werk europäischer Literatur.

Foto: Tanja Pickartz.

Da geht es wahrhaft zeitlos um den Krieg. Das unter dem Namen Homers überlieferte, über 15.500 Verse umfassende Epos "Ilias" ist als wahrscheinlich frühestes Werk der griechischen Dichtung und überhaupt der europäischen Literatur wohl im achten Jahrhundert vor Christus entstanden. Sein Titel ist abgeleitet von "Ilion", dem zweiten Namen der an der Westküste Kleinasiens gelegenen Stadt Troja, deren Zerstörung um 1200 v. Chr. den Hintergrund bildet. Helena wurde von Paris geraubt, deshalb belagern die Griechen seit zehn Jahren Troja. Da trifft Mann auf Mann, wird um das Leben von Freunden gekämpft und um Angehörige getrauert. Die Handlung erzählt nichts anderes als das Entstehen, die Folgen und dasVergehen des Zorns des Griechen Achilleus. Nach einem Streit mit dem Heerführer Agamemnon um die Verteilung der Kriegsbeute fühlt sich Achill gekränkt und nimmt nicht mehr am Kampf teil. Seine Mutter, die Meergöttin Thetis, erfleht von Göttervater Zeus, die Ehre ihres Sohnes wiederherzustellen. Zeus beschließt, den Troern so lange die Oberhand über die Griechen zu geben, bis diese die Beleidigung Achills gesühnt haben.

Christian Brückner begann mit dem berühmten Beginn des Epos im altgriechischen Original, um einen Eindruck vom Klang zu geben: "Menin aeide, thea, Peleaideo Akhileos...". Das war hier übersetzt mit "Singe vom Ingrimm, Göttin, des Peleus-Sohnes Achilleus..." Daran erkannte man, dass hier die gerade erst im vergangenen Jahr erschienene, jüngste große "Ilias"-Übersetzung von Kurt Steinmann verwendet wurde. Die ist gut in das Versmaß eingepasst und philologisch korrekt, aber weitgehend ohne die geflügelten Worte wie eben "geflügelte Worte" oder "der listenreiche Odysseus".

Brückner hatte etwa die erste Hälfte des Werkes geschickt auf eine einstündige, durchlaufende Abfolge dramatischer Szenen mit Rede und Gegenrede eingedampft. Er stand auf der Bühne an Mikrofon und Notenständer, warf die gelesenen Blätter jeweils zu Boden. Der bewährt gleichförmige Klang seiner immer wieder faszinierenden Stimme half hier nur bedingt dabei, den anspruchsvollen Text - der auch in der Antike schon keine Alltagssprache war - menschlich aufzufassen.

Das Literaturprogramm der Akzente in der Zentralbibliothek im Stadtfenster (Steinsche Gasse 26) geht weiter am heutigen Mittwoch, 7. März, um 20 Uhr. Dann liest Axel Hacke aus seinem Buch "Über den Anstand in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wir miteinander umgehen". Diese Veranstaltung ist bereits ausverkauft. Dagegen gibt es noch Karten (zu fünf Euro, an der Abendkasse sechs Euro) für die literarisch-musikalische Reise vom Mittelalter ins Heute "Nibelungen - relaoded" mit Werner Streletz und dem Duisburger Zepp Oberpichler am Freitag, 9. März, um 20 Uhr.

Erwähnt werden muss noch die Akzente-Tagung "Eberhard Fechner - ein deutscher Erzähler" über einen der bedeutendsten deutschen Filmemacher (1927-1992) im Konferenzzentrum "Kleiner Prinz" (Schwanenstraße 5-7). Es beginnt am Freitag, 16. März, um 20 Uhr, mit einem Einführungsvortag von Prof. Dietrich Leder (Kunsthochschule für Medien Köln), die eigentlichen Vorträge laufen dann am Samstag, 17. März, von 10 bis 18 Uhr.

Der Eintritt zur Fechner-Tagung ist frei, Voranmeldung unter Telefon 0203 283-2593.

(hod)
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