Duisburg Hier trauen sich Kinder etwas Neues zu

Duisburg · "Manege frei!", heißt es ab heute in Großenbaum. Die Schulkinder dort haben sich intensiv vorbereitet auf ihren großen Auftritt und ganz nebenbei auch noch ihren Zusammenhalt untereinander gestärkt.

 Daumen hoch: Die Arbeit im Zirkus macht den Kindern sichtlich Freude.

Daumen hoch: Die Arbeit im Zirkus macht den Kindern sichtlich Freude.

Foto: Fabian Strauch

Solch' aufmerksame Schüler sind der Traum eines jeden Lehrers. Matthias und Yasmin hören ganz konzentriert zu, als Maria Casselly ihnen erklärt, wie man Feuer spuckt. Die beiden Kinder des Schulverbunds Lauenburger- und Lüderitzallee wollen nämlich beim Zirkusprojekt als Fakir glänzen. Eine Woche lang proben sie dafür im Zirkuszelt auf der Festwiese an der Saarner Straße, die die Schützen zur Verfügung stellen.

Anna hat sich für die Tierdressur entschieden. Gerade kippt sie mit den anderen eine Fuhre Mist in den Container. "Lieber Stall ausmisten als Unterricht", meint die Achtjährige kess. Die Kinder haben sich ihr Zirkusprojekt zum großen Teil erlaufen. 8500 Euro sind bei den Sponsorenläufen zusammen gekommen, damit kann ein großer Teil der Kosten gedeckt werden. Das Projekt lohnt sich in den Augen von Schulleiter André Lengsfeld und Konrektorin Magdalene Rompe-Franzen auf jeden Fall: "Hier probieren die Kinder Dinge aus, die sie sich vorher nie getraut hätten. Das ist ganz wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung." So fasst Matthias, ansonsten ein zurückhaltendes Kind, unter Anleitung von Maria Casselly ganz mutig ins Feuer. Die Zirkuschefin ist eine begnadete Pädagogin, zwar ohne Studium, aber mit jeder Menge praktischer Erfahrung. Sie hat sieben Kinder groß gezogen und ist seit nunmehr 23 Jahren mit dem Kinderzirkus in Schulen und bei Ferienprojekten im ganzen Land unterwegs. Alle sieben Casselly-Kinder und auch die Enkel arbeiten mit. Tochter Carola etwa, die bei Roncalli und auch in Las Vegas aufgetreten ist, unterrichtet die Artisten. Sohn Antonio übernimmt die Clowns. Die 277 Großenbaumer Grundschüler üben neben den beiden Stunden Schulunterricht nun täglich zwei Stunden für den Zirkus - und zwar nicht klassenweise, sondern bunt gemischt. Die Kinder kommen auch motorisch weiter, vor allem natürlich die Seiltänzer und die Bodenakrobaten. Die Konrektorin sieht begeistert, wie ein Mädchen, das ansonsten ziemlich ängstlich ist, sich sehr geschickt auf dem Seil bewegt. Und die kleine Chinesin, die die Großenbaumer Grundschule noch nicht lange besucht, ist voll integriert.

"Der Zirkus fördert den Zusammenhalt der Schüler", versichert Maria Casselly. Die Kinder tauschen sich noch Monate später über ihre gemeinsamen Kunststücke aus. Ein Projekt mit Langzeitwirkung - also gut angelegtes Geld.

(RP)
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