Duisburg Himmlisches Licht in zwei Kirchen

Duisburg · Für Ludger Hinse ist das Kreuz nicht nur ein Zeichen des Leids, sondern auch Symbol für Erlösung und Auferstehung. In der Salvatorkirche und in der Karmelkirche sind seine Werke bis Ostern zu sehen.

 Ludger Hinse unter seinem Lichtkreuz in der Salvatorkirche. Der Künstler steht zum Kreuz, durchaus auch in provokativer Haltung.

Ludger Hinse unter seinem Lichtkreuz in der Salvatorkirche. Der Künstler steht zum Kreuz, durchaus auch in provokativer Haltung.

Foto: Christoph ReICHWEIN

Seit vielen Jahren ist für Ludger Hinse das Kreuz ein Hauptmotiv seines Schaffens. Wie es dazu kam, erklärte der Recklinghäuser Künstler jetzt bei einem Pressegespräch: Im Jahr 1998 habe er mit anderen europäischen Künstlern in Chile an einer Gemeinschaftsausstellung mitgewirkt. Da habe er auf der Straße Menschen gesehen, die für mehr Demokratie demonstrierten. Die Demonstranten trugen Holzkreuze in der Hand - als Schutz vor Übergriffen durch die Polizei. Dieses Erlebnis sei gewissermaßen für ihn eine Inititalzündung gewesen. Seitdem habe er mehr als 100 Kreuze geschaffen, oft zur Verwunderung seiner Künstlerkollegen und gelegentlich auch Kunstsammler, die nicht so recht akzeptieren wollten, dass er in der "Ecke der klerikalen Kunst" arbeitet. Ludger Hinse (Jahrgang 1948) ist selbstbewusst genug, mit solchem Schubladendenken umzugehen. Zwar beschäftigt er sich nicht ausschließlich mit dem Kreuz als künstlerischem Motiv, aber er steht zum Kreuz. Und das durchaus auch in provokativer Haltung. Vor einigen Jahren stellte er einige Arbeiten unter dem Motto "Das Kreuz mit dem Kreuz" bereits in Duisburg aus. Seitdem hängt ein großes Lichtkreuz in der Liebfrauenkirche in Hochheide. Nun gibt es erneut die Gelegenheit, den Künstler zu erleben. Und zwar in einer ökumenischen Verbundausstellung, die am Sonntag eröffnet wird und bis Ostersonntag besichtigt und erlebt werden kann: In der evangelischen Salvatorkirche und - nur wenige Schritte davon entfernt - in der katholischen Karmelkirche.

In der Salvatorkirche hat Ludger Hinse ein großes Lichtkreuz frei schwebend im Chorraum aufgehängt. Das Kreuz besteht aus Plexiglas, das je nach Lichteinfall und Drehung in unterschiedlichen Farben schimmert. In der Karmelkirche ist das so genannte "Splitter-Sternenkreuz" zu sehen, das seine Existenz eigentlich einem Unfall zu verdanken hat: Vor einigen Jahren fiel ein Plexiglaskreuz zu Boden, und Hinse setzte aus den Spittern ein neues Kreuz zusammen.

 Hinses "Buch der Bücher" liegt während der Passionszeit auf dem Taufaltar der Salvatorkirche.

Hinses "Buch der Bücher" liegt während der Passionszeit auf dem Taufaltar der Salvatorkirche.

Foto: pk

Das Besondere an Hinses Kreuzen ist, dass sie ästhetisch schön sind. Sie spielen mit Lichteffekten und rufen so eine Fülle von positiven Assoziationen hervor. Ludger Hinse stellt seine Lichtkreuze in Verbindung zum christlichen Osterglaube.

Er schreibt in einem Katalog: "Meine Kreuze des Lichts sind keine Kreuze, die niederdrücken, sondern der Versuch, das himmlische Licht einzufangen. Das Lichtkreuz stellt uns vor Augen, dass der Tod für Gott keine Macht ist, die das Leben vernichten kann." Das Kreuz selber deutet er so, wie es in der christlichen Ikonographie und Symbolik gesehen wird: Der vertikale Balken verbindet die menschliche Welt mit der göttlichen Sphäre; der horizontale Balken verbindet die Menschen miteinander. Im Zeichen des Kreuzes verbinden sich die Gegensätze: Oben, unten und die Horizontale treffen sich im Mittelpunkt, dort "wo sich das vermeintlich Unvermeidliche versöhnt". In der Karmelkirche sind außer Ludger Hinses "Splitter-Sternenkreuz" auch sechs Fototafeln mit Kreuzen des Künstlers ausgestellt. In der Salvatorkirche liegt auf dem Taufaltar Hinses "Buch der Bücher", das ist eine die Bibel stilisierende Marmorskulptur, auf der ein eiserner Sperrgürtel aufliegt - ein Zeichen dafür, dass die Bibel keine leichte Lektüre ist.

In den Sonntagsgottesdiensten am 5. März kann man den Künstler persönlich kennenlernen. Im Gottesdienst in der Salvatorkirche (Beginn: 10 Uhr) wird Ludger Hinse über sein eigenes künstlerisches Schaffen sprechen. Und im Gottesdienst in der Karmelkirche, der um 11.30 Uhr beginnt, wird Ludger Hinse sogar predigen. Diese Predigt dürfte spannend sein. Hinse schreibt in dem erwähnten Katalog: "Sicherlich ist ein Pfarrer auf Reden orientiert, aber der Glaube ist mehr, denn die Augen glauben mit."

Die Kreuze Hinses werden auch bei den anderen Gottesdiensten in der Salvatorkirche und der Karmelkirche sowie bei verschiedenen Anlässen und Zusammenkünften während der Passionszeit auf unterschiedliche Weise einbezogen. In beiden Kirchen liegen Faltblätter mit den Terminen aus.

(pk)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort