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Duisburg IHK-Chef fordert Bekenntnis zu Wirtschaft

Duisburg · Für Duisburg muss es aus Sicht von Dr. Stefan Dietzfelbinger, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK), vor allem eine zentrale Aufgabe geben: mehr Arbeitsplätze schaffen.

 Blick auf das Areal von Logport I in Rheinhausen. Große Ansiedlungen neuer Firmen habe es - von Logport abgesehen - seit Jahren nicht mehr gegeben, kritisiert IHK-Chef Dietzfelbinger.

Blick auf das Areal von Logport I in Rheinhausen. Große Ansiedlungen neuer Firmen habe es - von Logport abgesehen - seit Jahren nicht mehr gegeben, kritisiert IHK-Chef Dietzfelbinger.

Foto: reichwein

Der Hauptgeschäftsführer der IHK blickt mit Sorge auf die Entwicklung der vergangenen Jahre. "Wir haben in unserer Stadt rund 160.000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte und zugleich 30.000 Bedarfsgemeinschaften, also Menschen, die sich in der Arbeitslosigkeit eingerichtet haben", sagt Dr. Stefan Dietzfelbinger.

Dieses Verhältnis sei ungesund. Und Stadtspitze sowie Politik seien gefordert, dagegen etwas zu unternehmen. Große Ansiedlungen neuer Firmen habe es - von Logport abgesehen - seit Jahren nicht mehr gegeben, kritisiert er. Hier fordert er die Handelnden zu mehr Engagement auf, "wobei wir alle Unterstützung geben, die wir geben können".

Ein Grund für das Missverhältnis sei das fehlende klare Bekenntnis zu Wirtschaft, Industrie und Handel. Ein anderer sei Duisburgs schlechtes Image, "und das hat aus meiner Sicht nichts mehr mit der Loveparade-Katastrophe zu tun". Am Beispiel von Dortmund werde deutlich, wie eine Stadt den Strukturwandel mit Erfolg gestaltet. Dazu habe auch Duisburg eine Chance, wenn sich die Handelnden in der Stadt klarer dazu bekennen, dass Duisburg als Logistikdrehscheibe europaweit führend sei und Stadtentwicklung darauf abgestimmt sein müsse.

Der bundesweite Wirtschaftsaufschwung sei bislang leider an der Stadt vorbeigegangen. "Wir als Kammer können selber keine neuen Arbeitsplätze schaffen. Aber wir können mahnen und warnen", so Dietzfelbinger. Zum Beispiel vor einer erneuten Anhebung der Gewerbesteuer. "Sollte die Politik im Zuge der Haushaltsberatungen hier noch einmal eine Erhöhung beschließen, so sind die Folgen für die Stadt fatal."

Kein ansieldungswilliges Unternehmen richte sich ausschließlich nach der Höhe dieser Steuer. "Aber sie ist eines von vielen Kriterien, die vor einer Ansiedlung geprüft werden." Ein Beispiel sei die Firma Amazon, die sich gegen Duisburg und für Rheinberg entschieden hatte.

Konkret hält es Dietzfelbinger für sehr wichtig, weitere Gewerbeflächen auszuweisen. Duisburg habe zum Flughafen Düsseldorf die gleiche Entfernung wie Ratingen, das von dieser Nähe im Gegensatz zu unserer Stadt sehr profitiere. Überhaupt hält es der Kammer-Chef für ausgesprochen wichtig, nicht nur Kontakte ins Ruhrgebiet, sondern auch in Richtung Rheinschiene zu pflegen. Hier sieht er noch einigen Verbesserungsbedarf.

In Neuss beispielsweise funktioniere das sehr viel besser. Der Wunsch, diese Kontakte zu pflegen, sei vielleicht bei der Stadtspitze vorhanden, aber das allein reiche nicht. "Duisburg kann von Düsseldorfs Internationalität und der Magnetkraft so viel profitieren." Er wünsche sich sehr, dass diese Chance richtig genutzt wird. Vor allem die Politik müsse sich dazu aber deutlich gegenüber dem Umland erklären.

Mit Freude beobachtet Dietzfelbinger, dass das Thema "Eiserner Rhein" wieder auf die Tagesordnung gerückt ist. "Das ist für Duisburg und für unseren Hafen so wichtig", sagt er. Doch die Schienenverbindung sei nicht allein der Schlüssel zum Erfolg. "Wir müssen hier dafür unsere Logistik noch viel mehr stärken." Dass die Logistikmesse von Ruhrort nach Berlin abgewandert ist, sei zum Beispiel kein gutes Zeichen. Und wenn eine Messe für Schiffsausrüster im niederrheinischen Kalkar offenbar besser laufe als vorher in Ruhrort, "dann stimmt auch das mich nachdenklich", so Dietzfelbinger.

Der IHK-Chef hält es für wichtig, die Verzahnung von Logistikstandort und Universität mehr in den Fokus zu rücken. "Das ist eine Chance", sagt er. Überhaupt habe er den Eindruck, dass die Duisburger ihre Hochschule viel zu wenig wahrnehmen. "Vielleicht liegt das daran, dass sie in Neudorf eher am Rand der Stadt liegt." Aber auch da lasse sich etwas gegen unternehmen, ist er sicher.

Bedauerlich ist es aus seiner Sicht, dass der Masterplan von Sir Norman Foster verwässert wird. "Wir werden eine Innenstadtkonferenz organisieren, um daran zu erinnern, worauf sich die Politik vor rund zehn Jahren verständigt hatte." Das Ziel des Masterplans, die Innenstadt zu stärken, sei absolut sinnvoll gewesen, "und daran sollten alle Beteiligten auch wieder arbeiten".

Die Stadt Duisburg habe so viel Potenzial, das noch ausgeschöpft werden könnte, dass einem Aufschwung eigentlich nichts entgegenstehe. "Ich selbst fühle mich hier recht wohl und finde es spannend, hier zu arbeiten, auch wenn ich nur ein gelernter Duisburger bin".

Es komme vor allem darauf an, dass die Handelnden die wirtschaftlichen Vorteile der Stadt erkennen und darauf ihre politischen Entscheidungen abstimmen. Mehr gute Wohngebiete, ein Bekenntnis zur Stärkung der Innenstadt, eine stärkere Identifikation mit Logistik, Wirtschaft, Forschung und Lehre, mehr Annäherung an die stakten Nachbarn - alles das sei unerlässlich. "Wir bieten uns da als Partner an."

(RP)
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