Duisburg IHK fordert schnelle, konkrete Planung

Duisburg · Der Zustand der Brücken in Duisburg ist besorgniserregend. Um einen drohenden Verkehrskollaps zu verhindern, fordert Kammer-Chef Dietzfelbinger von der Stadt konkrete Angaben über anstehende und geplante Baumaßnahmen.

Für das eh schon angeschlagene Image der Stadt wäre es fatal, wenn sich jetzt auch noch die Botschaft verbreitet würde, dass man um Duisburg wegen der anhaltenden verkehrlichen Infrastrukturprobleme besser gleich einen großen Bogen machen sollte. Mit der Wiederfreigabe der A40-Rheinbrücke scheint ein Desaster zunächst abgewendet. Doch beim genaueren Hinsehen offenbart sich auch dem Laien, wie fragil ihr Zustand ist. Täglich wird die Brücke auf Schäden kontrolliert, täglich droht damit eine weitere Komplettsperrung.

IHK-Hauptgeschäftsführer Dr. Stefan Dietzfelbinger, der von "beunruhigenden" Infrastrukturproblemen spricht, fordert zügig verbindliche und belastbare Planungen, um einen Überblick über die anstehenden (und drohenden) Großbaustellen zu bekommen, damit sich Handel und Wirtschaft (und die motorisierten Bürger) vorbereiten können. Der Grundstein dafür wird in den nun regelmäßig tagenden Runden mit dem Landesverkehrsminister, der Düsseldorfer Regierungspräsidentin, den mit dem Thema Straßen befassten Landesbehörden, mit der Stadt, der Polizei und weiteren gelegt. Zweimal schon kam diese Runde zusammen und erläuterte die jeweils aktuelle Lage. Weil die neue Regierungspräsidentin in Düsseldorf in Kürze in ihr Amt eingeführt wird, findet die nächste Runde erst am 11. September statt. Dr. Ansgar Kortenjann, der bei der IHK die Abteilung Verkehr und Logistik leitet, hofft, dass dann auch über künftige konkrete Schritte und Maßnahme geredet werden kann.

So ist zum Beispiel alsbald zu klären, wann mit den Bauarbeiten für die Lkw-Sperren begonnen wird. Der üblicherweise besonders verkehrsstarke November ist dafür vielleicht nicht optimal. Auch die Vorweihnachtszeit ist problematisch. "Zu klären ist auch, wo vor den beiden Auffahrten zur Brücke die Standorte für die Waage sein sollen", so Kortenjann.

Inzwischen wisse man, dass zusätzlich zu den Waagen auf der Autobahn weitere abseits installiert werden müssen, um die abgeleiteten, weil zu schweren Fahrzeuge quasi "amtlich" noch mal gewogen werden, um weitere Schritte einleiten zu können. Für diese Messstelle aber wird Platz benötigt. Ebenfalls bekannt ist, dass in der Zeit der Bauarbeiten auf der A40 eine strikte Tempobeschränkung auf 40 Stundenkilometer angeordnet werden muss. Welche Folgen das hat, kann sich jeder ausmalen.

Dr. Stefan Dietzfelbinger macht sich entsprechend Sorgen. Es sei zu kurz gegriffen, wenn man annehme, nur Handel und Logistik seien von dem A40-Problem betroffen. Während der Sperrung in den Sommerferien hätten viele Arbeitnehmer nicht pünktlich am Arbeitsplatz sein können. Wie sehr das Thema den Arbeitgebern unter den Nägeln brennt, "hat man schon daran sehen können, dass trotz der kurzfristigen Einladung zum Gespräch mit Verkehrsminister Wüst mit nur einem Tag Vorlauf fast alle wichtigen Unternehmen vertreten waren", sagt er. So lobenswert dessen Initiative sei, "wir brauchen eine noch stärkere Koordinierung auf Landes- und auf Stadtebene", fordert der IHK-Chef.

Doch gerade bei der Stadt sehen Handel, Industrie und die Bürger erheblichen Handlungsbedarf. Die gerade erst angekündigte Sperrung der maroden Karl-Lehr-Brücke dürfte sich eine Stadt zu diesem Zeitpunkt eigentlich gar nicht erlauben, weil auf der A40-Rheinbrücke von heute auf morgen neue Sperrungen drohen. "Und das weiß hier in Duisburg doch jeder".

Vor allem aber gebe es überhaupt keine belastbaren Daten und Fakten, in welchem Zustand die alten Brücken zwischen Ruhrort und Kaßlerfeld sind, wann konkret mit dem Neubau begonnen werden könne und wann verbindlich mit der Freigabe gerechnet werden kann. "Uns nutzt nichts, wenn alle nur ihren guten Willen versprechen und wir uns mit Absichtserklärungen begnügen müssen", sagt der IHK-Chef. "Und von der Rampe am Marientor wissen wir noch weniger." Bekannt ist seit mehr als einem Jahrzehnt, dass diese provisorische Stahlkonstruktion auf Stelzen stark beschädigt ist. Bekannt ist auch, dass die darunterliegende Kreuzung am Marientor mit den Zufahrten zu dieser Rampe in Richtung A40 ein neuralgischer Punkt ist und angeblich keiner weiß, wie eine neue leistungsfähigere Lösung aussehen sollte. Die IHK hat mittlerweile in Erfahrung gebracht, dass die Stadt wohl ein neues Brücken-Provisorium dort bauen will, um dann in vielleicht zehn Jahren mal eine endgültige Lösung anzugehen. Übrigens: Die so stark geschädigte Rampe war schon vor 40 Jahren nur als "Provisorium" gedacht".....

Bei der IHK läuft derzeit noch eine Online-Befragung der Mitglieder, welche Aufwirkungen die A40 Sperrung für sie hatte. Daneben will die Kammer ihre guten Verbindungen zur UDE nutzen, um mit den Wissenschaftlern die Duisburger Brückenprobleme zu erörtern und mit ihnen zusammen Ideen zu entwickeln, wie der Verkehr rund um und in Duisburg im Fall der Fälle (also der Sperrungen) umgeleitet werden könnte.

Denn neben A40, Karl-Lehr-Brücke und Rampe am Marientor drohten weitere Engpässe. Vermutlich noch vor der Fertigstellung der neuen Rheinbrücke (frühestens 2024) wird das Kreuz Kaiserberg umgebaut. Daneben soll die A59 ab dem Kreuz Duisburg in Richtung Norden endlich dreispurig werden. Im Raum steht der weitere Ausbau der B288 im Süden. Und im Herbst will die Stadt die Brücke der Solidarität wegen Arbeiten teilweise beziehungsweise voll sperren.

(RP)
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