Duisburg Im Boogie-Woogie-Sturm

Duisburg · Pianist Jörg Hegemann gab den 70 Zuschauern in der Rheinhauser Bezirksbibliothek am Sonntagnachmittag kaum Zeit zum Begrüßungsapplaus. Nur ein kurzes Nicken, und schon flogen seine Hände über die Tasten des Pianos. Erst nach dem flotten Einstieg war dann kurz Zeit zum Verschnaufen.

"Es ist toll, dass trotz des Sturms so viele gekommen sind. Ich werde versuchen, mit dem Piano dagegen zu halten, und hier drin einen Boogie-Woogie-Sturm entfachen", versprach Hegemann und hieb schon wieder mit flinken Fingern auf die kleinen Tasten. "A Tribute to Albert Ammons" hieß sein Programm und zollte "einer der Schlüsselfiguren des Boogie Woogie und Swingjazz" den gebührenden Respekt.

Im Feuer der frühen Rhythmen

Neben zwei weiteren Musikern hatte Ammons eine Vorreiterrolle seiner musikalischen Linie inne und war maßgeblich an der Entwicklung der "tollen Bassfiguren" beteiligt, die den Sound dieser Musik ausmachen.

"Ammons hatte damals ganz bescheiden 'King of Boogie Woogie' auf seiner Visitenkarte stehen, und das war er auch", erzählte Hegemann. Der Jazz entstand Anfang des 20. Jahrhunderts in New Orleans, und die Interpreten nannten ihn "Hot Jass". "Die Schreibweise änderte sich erst, als Gegner der neuen Musik begannen, vorne das ,J' wegzustreichen. Von da an wurde aus dem doppelten ,s' das heutige ,zz'", erklärte er.

Dass die Bezeichnung "hot" ("heiß") nicht von ungefähr kommt, bewies bei Hegemann das griffbereit liegende Handtuch am Piano: Wer so enthusiastisch und mit dem Feuer der frühen Rhythmen in die Tasten haut, darf auch schwitzen.

Dieses Tempo durchzuhalten war fast unmöglich, so dass der Pianist gekonnt die Balance zwischen langsamen und schnellen Titeln suchte, denn ein flotter Boogie Woogie zehrt an den Kräften.

Gassenhauer im Boogie-Stil

Außer Atem, doch mit einem glücklichen Lächeln löste Hegemann sich zwischen den Songs von seinem Instrument und erklärte Wissenswertes rund um die Geschichte des Jazz im Allgemeinen und seinen Favoriten Albert Ammons im Besonderen.

"Ammons hat sich einen besonderen Kniff überlegt und Gassenhauer im Boogie-Woogie-Stil gespielt", ließ er wissen. Mit der Adaption von "You are my sunshine" gab er erst ein solches Ammons-Original zum Besten, dann interpretierte er "Oh when the saints" nach diesem Vorbild selbst.

(RP)
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