Interview: Robert Tonks Im Englisch-Kurs soll gelacht werden

Duisburg · Der Vorsitzende der Deutsch-Britischen Gesellschaft und Autor witziger Bücher über die falsche Verwendung der englischen Sprache im Deutschen bietet in der VHS einen Denglisch-Kursus samt Aussicht aufs Denglisch-Diplom an.

 Dem gebürtigen Waliser Robert Tonks ist der britische Humor ins Gesicht geschrieben. Seine Bücher über das "Denglische" sind überaus amüsant zu lesen.

Dem gebürtigen Waliser Robert Tonks ist der britische Humor ins Gesicht geschrieben. Seine Bücher über das "Denglische" sind überaus amüsant zu lesen.

Foto: ARchiv

Bei Loriot kann man in der Volkshochschule ein Jodel-Diplom erwerben. Haben Sie bei Ihrem Duisburger "Denglisch-Diplom" an Loriot gedacht?

Tonks Klar. Loriot war ein Genie und der britischste unter den deutschen Stars. Entstammt nicht Jasper Fetherstone from Middle Fritham, unweit von North Cothelstone Hall in Thrumpton Castle, nahe Nether Addlethorpe, seiner Feder?

In der Tat!.

Tonks Loriot war der Einzige damals, der mit seinem Sketch das englische "th" - am liebsten in Kombination mit einem "s" - feierte. Herrlich! Damals mühte ich mich auf Deutsch mit den Unterschieden zwischen "e" und "ä", "o" und "ö" und "u" und "ü" ab. Für Muttersprachler des Englischen wie mich stellen die Umlaute im Deutschen ein ähnliches Teufelswerk dar wie für Deutsche das englische "th". Meine mit 91 Jahren verstorbene Schwiegermutter aus Meiderich pflegte ich häufig zu korrigieren, wenn sie beim traditionellen Sonntagskaffee und -kuchen von der Königin und der Di erzählte: "Schau mal Liesel. Das britische Staatsoberhaupt heißt wie du. Sag doch Queen Elizabeth. Du musst dabei nur lispeln". "Kwien Elithabeth", sagte sie.

Beim Jodeldiplom hat die Ehefrau "was Eigenes", heißt es bei Loriot...

Tonks Der satirische Begriff Jodel-Diplom wird metaphorisch für gering geschätzte Bildungsabschlüsse verwendet. Aber immerhin hat es Loriot mit dem Jodel-Diplom geschafft, die deutsche Umgangssprache nachhaltig zu bereichern. Einen ähnlich nachhaltigen Einfluss auf die deutsche Alltagssprache hatten scheinbar auch die Gelehrten und Bildungspolitiker, die den Bachelor und den Master hierzulande einführten. Womöglich wird der Begriff "Diplom" von der englischsprachigen Konkurrenz verdrängt, während das Jodel-Diplom umgangssprachlich überleben wird! Respekt. Das Denglisch-Diplom ebenfalls? Oder entwickeln wir den Denglisch-Bachelor und den Denglisch-Master? Das passt auch.

Sie erzählten, dass das " Denglisch-Diplom" eigentlich nur ein April-Scherz war. Wie wurde daraus ein tatsächlicher Kursus?

Tonks Das Denglisch-Diplom haben das WDR-Fernsehen, die Volkshochschule Duisburg, die St. George's International School Duisburg-Düsseldorf und meine Wenigkeit am 1. April 2014 eingeführt. Da meldete sich der Chef einer Arbeitsagentur einer großen Nachbarstadt am Rhein, der zehn Plätze im Kursus belegen wollte. "Dann mach' doch ein tatsächliches Seminar daraus", meinte Klaus Barbian von der VHS. Aus dem Scherz wurde also Ernst: Erfolgreiche Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten sogar eine Urkunde: Das "General Certificate of Denglisch Education" - so heißt das Denglisch-Diplom - wird vom Lord of Denglesey persönlich unterschrieben. Mein Vorbild für den fiktiven Lord aus der fiktiven Grafschaft Denglesey auf der - tatsächlichen - nordwalisischen Insel Anglesey war übrigens Loriot.

Sie haben drei heitere Denglisch-Bücher geschrieben: "It is not all English what shines", "Denglish in Pool Position" und "The Denglisch Doosh Reader". Sind diese Bücher nun Arbeitsbücher für den VHS-Kursus?

Tonks Wieso Arbeitsbücher? Im Kursus soll ja nicht gearbeitet werden, sondern gelacht. Meine Lernmethode lautet: "Learning by Laughing"! Meine drei Bücher enthalten über 150 schräge Beispiele des Denglischen. Sie bilden in der Tat den Kern, wenn auch nur einen Bruchteil des Lernmaterials, das sich mir täglich anbietet. Neulich, zum Beispiel, grüßte mich eine junge Bekannte ungewohnt sexy mit den Worten: "Hello Baby!". Ich fragte sie, ob sie mich anmachen wolle. "Nee", antwortete sie, "so heißt doch der Englischkursus für die Kleinen in der Krabbelgruppe, von der ich gerade komme. "So spreche ich meine Frau an, wenn ich ihr morgens einen Tee ans Bett bringe. So spricht doch kein Erwachsener ein Baby an", erwiderte ich. "In Deutschland schon", meinte sie. Tja. Vielleicht konzipieren wir das "Pränatale Denglisch-Diplom", "Denglisch für bald Geborene". Letztere würden dann die ersten echten denglischen Nätiffschpieker!

An wen richtet sich der Denglisch-Kursus?

Tonks Die Unterrichtssprache ist weder Deutsch noch Denglisch, sondern Englisch. Das ist ein Kursus für Fortgeschrittene, die Englisch privat oder beruflich auf hohem Niveau verwenden wollen. Wir werden in den Seminaren von mir entwickelte "Begriffsprofile" (Word Profiles) erstellen. Dabei sollen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lernen, wie sie erfahren können, was Menschen aus dem angelsächsischen Raum vor ihrem geistigen Auge sehen könnten, wenn sie denglische Begriffe sehen oder hören.

Wie könnte das im Unterricht umgesetzt werden?

Tonks Hier also vorab zwei Hausaufgaben: Heute bekam ich Werbepost von der "Bad Live Workstation ... Ihre erste Adresse für Bad und Heizung". Das ist ein denglisches Wortkonstrukt. Was ist die beabsichtigte Bedeutung des deutschen Erfinders? Und was könnten Muttersprachlerinnen und Muttersprachler des Englischen mit dem Begriff assoziieren? Zweites Beispiel: In einer Anzeige für das Hartl Golf Resort in Bayern las ich neulich: "Bad Griesbach sucht 1111 Quellness-Tester". Was meint der deutsche Werbetexter mit diesem Denglischhammer? Was könnte meine Nichte in London darunter verstehen? Wer möchte, kann seine Antworten an mich mailen: robert@robert-tonks.de.

Haben Sie noch ein schönes Denglisch-Beispiel parat?

Tonks Meinen derzeitigen Favoriten entdeckte ich auf einer Wormser Webseite mit touristischen Angeboten: "Nordic Walking Worms". Wo gehen sie denn, die Würmer mit Wanderstöcken? Wer Marketing in Worms oder Petting in Bayern betreibt, steht besonderen Herausforderungen gegenüber. Stellen Sie sich das folgende Schaufenster eines Damenbekleidungsgeschäfts im Sommerschlussverkauf vor: "Mega Petting Dress Wow! Final Summer Sale".

(RP)
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