Duisburg Im Wunderland der tiefen Töne

Duisburg · Die junge Dame mit dem großen Hut und dem folkloristischen Sommerkleid scheint direkt aus wilden Hippie-Zeiten zu kommen. Doch die erst 20-jährige Polin Kinga Glyk gehört vielmehr zu den hochbegabten Enkeln der alten musikalischen Helden. Die sympathische E-Bassistin ist Shooting-Star der internationalen Jazz-Szene, die gerade erst mit einer internationalen Profi-Besetzung ihr Album "Dream" veröffentlicht hat.

Jetzt war die vielversprechende Virtuosin mit dem höllischen Groove mit dem Pianisten Rafael Stepien und Papa Irek Glyk am Schlagzeug im Intermezzo-Konzert in der Duisserner Lutherkirche zu Gast, um mit ihrem gewaltigen Sound auf den Spuren ihres großen Vorbildes Jaco Pastorius zu wandeln, der in den frühen 80er Jahren das Bass-Spiel revolutionierte. Das Publikum in der restlos ausverkauften Kirche erlebte ein denkwürdiges Konzert. Nicht umsonst gehört der alte Pastorius-Kracher "Teen Town", der dem Jazz-Rock-Fan ein Leben lang nicht aus dem Ohr geht, zum Repertoire von Kinga Glyk, die aber mit Claptons gefühligem "Tears in Heaven" einen zweiten Hit der großen alten Männer spielt, den sie hier als Zugabe wählte. Ansonsten präsentierte die Musikerin ihre eigenen Kompositionen.

Zur Eröffnung blies das Trio mit einem Höchstmaß an elektronischer und rhythmischer Energie zum Angriff, den die junge Bassistin mit einem orgiastischen Funk-Solo einleitete. Papa Irek Glyk vollendete das polnische Gemeinschaftswerk mit einem Donnergewitter an den Drums. Dem schwergewichtigen Blues folgte die entspannte Ballade "My Hope", bei der sich Rafael Stepien auf dem Flügel als sensibler Lyriker vorstellte und Kinga Glyk ihren Bass sehr melodisch zum Singen brachte.

Mit "Walking Baby" ging es dann messerscharf ab in die groovende Soul-Disco. Das von den Stühlen gerissene Publikum folgte der Einladung in die rhythmisch unwiderstehliche Funk-Hexenküche mit Begeisterung und feierte das Wunderkind aus Kattowitz mit stehenden Ovationen.

(RP)
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