Duisburg Immer mehr wollen Kleinen Waffenschein

Duisburg · Die Zahl der beantragten und erteilten Kleinen Waffenscheine in Duisburg ist im vergangenen Jahr dramatisch gestiegen.

 Monika Liehr zeigt einige Waffen, die die Polizei beschlagnahmt hat. Darunter viele Messer, deren bloßer Besitz nicht erlaubt ist.

Monika Liehr zeigt einige Waffen, die die Polizei beschlagnahmt hat. Darunter viele Messer, deren bloßer Besitz nicht erlaubt ist.

Foto: Reichwein

In 2016 haben 1752 Personen einen Kleinen Waffenschein erteilt bekommen. Insgesamt 2007 Personen hatten ihn beantragt. Zum Vergleich die Zahlen aus 2015: 200 Anträge, 163 Genehmigungen. Das sei eine besorgniserregende Steigerung, sagt Susanne Liehr vom Fachbereich Waffenrecht. Die Menschen fühlten sich unsicher, vor allem die Geschehnisse in der Silvesternacht in Köln seien für den starken Anstieg verantwortlich, "aber auch ganz allgemein die Angst vor Terroranschlägen", sagt Liehr. Eine ältere Dame habe einmal zu ihr gesagt, wenn ein Terrorist vor ihr stünde, dann wisse sie wenigstens, wie sie sich wehren könne.

Doch diese Aussage ist nicht nur Zeugnis dafür, dass sich die Klientel verändert hat. "Mittlerweile kommen die Anträge aus allen gesellschaftlichen Schichten, jedes Alter ist dabei und immer mehr Frauen", sagt Liehr. Die Aussage mache zudem deutlich, dass sich die meisten Menschen durch das Tragen einer Waffe in Sicherheit wähnen - das sei aber zu kurz gedacht. Daniela Krasch, Sprecherin der Duisburger Polizei, sagt: "Die Menschen sind überhaupt nicht im Umgang geübt und machen sich keine Gedanken, was es heißt, eine Waffe auf jemanden zu richten und eventuell sogar zu schießen." Zumal eine Waffe - selbst wenn es nur eine Schreckschusswaffe ist - in den meisten Fällen für Gefahrensituationen angeschafft werden, in denen es ohnehin nicht leicht ist, die Nerven zu behalten. Da das Gesetz verbietet, eine Schreckschusswaffe offen sichtbar mitzuführen, müsste sie erst mal aus der Tasche geholt werden. Liehr: "Dieses Suchen führt nicht nur beim Träger zu erheblichem Stress, sondern auch beim Angreifer, wodurch sich seine Bereitschaft, Gewalt anzuwenden, noch erhöht."

In wirklichen Gefahrensituationen rät die Polizei dazu, die 110 zu wählen und Menschen in der Nähe gezielt um Hilfe zu bitten. Auch ein sogenannter Taschenalarm, der bei Betätigung ein extrem lautes Geräusch von sich gibt und Aufmerksamkeit erzeugt, kann effektiv sein. Ein Selbstverteidigungskursus kann helfen, sich sicherer zu fühlen. Doch tatsächlich ist es weniger Aufwand, einen Kleinen Waffenschein zu beantragen.

Es muss lediglich bei der Polizei ein Antrag gestellt werden. Die Behörde holt dann Auskünfte aus dem zentralen staatsanwaltlichen Verfahrensregister und dem Bundeszentralregister ein sowie diverse polizeiliche Auskünfte. Zudem wird ein Bezirksdienstbeamter zu dem Antragsteller geschickt, der sich die Lebensumstände anschaut. Gibt er grünes Licht und ist auch sonst nichts zu beanstanden, steht dem Kleinen Waffenschein nichts mehr im Wege. 55 Euro kostet das Ganze einmalig. Zu wenig, findet Liehr. Auch sollten ihrer Meinung nach die Anforderungen höher sein, um eine Genehmigung zu bekommen. Zwar sind mit dem Kleinen Waffenschein nur erlaubnisfreie Waffen erlaubt, doch auch damit könne man einen Menschen töten.

Anfang vergangenen Jahres, als die Zahl der Anträge merklich zu steigen begann, habe man noch versucht, mit den Menschen zu sprechen und sie davon abzubringen. "Aber meisten sind da beratungsresistent. Sie wollen unbedingt eine Waffe führen." Gänzlich verboten sind eine Vielzahl von Messern, etwa das Butterflymesser, oder Waffen wie Schlagringe. Wer diese Gegenstände mit sich führt oder auch nur besitzt, macht sich strafbar. Wohingegen einige andere Messer, wie etwa Einhandmesser, besessen, aber nicht mitgeführt werden dürfen. Auch Gaspistolen dürfen nicht sichtbar mit sich getragen werden, da sie heutzutage kaum von "scharfen" Waffen zu unterscheiden sind und einen Großeinsatz auslösen könnten.

Ein Ende der Popularität Kleiner Waffenscheine ist übrigens nicht in Sicht. Seit Jahresanfang sind bei der Duisburger Polizei fast so viele Anträge eingegangen, wie im kompletten Jahr 2015.

(RP)
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