Heimat erleben in Duisburg Immer wieder hier, geht nicht anders

Duisburg · Der aus Duisburg stammende, mittlerweile in ganz Deutschland bekannte Kabarettist hat sich der Frage gestellt: Was ist Heimat? "Wenn alle Stricke reißen, dann zieht es mich magisch hierher", gesteht er.

Fragen gibt es... Was ist Heimat? Man kann es sich einfach machen und sich an zwei große Philosophen hängen. Der eine heißt Udo Lindenberg und sang vor vielen Jahren: "Mein Zuhause ist da, wo ich meinen Hut hin häng'." Naja. Erstens trag' ich keinen Hut, aber wenn ich überlege, in welchen Hotels der Republik ich - im übertragenen Sinne - schon meinen Hut hingehängt hab': Also da waren nie heimatliche Gefühle dabei. Entschuldigung Udo: War nix.

Der andere große Gedankenzerleger Herbert Grönemeyer hat mal behauptet: "Heimat ist kein Ort, Heimat ist ein Gefühl." Ich glaube, da haben wir's eher. Ich bin knapp dreiviertel des Jahres unterwegs, es gibt Orte, wie Hamburg oder Köln, da kenn' ich mich richtig gut aus, da bin ich sogar häufiger als in Duisburg. Aber niemals käm' ich auf die Idee zu behaupten, dass meine Heimat nicht zwischen der Ruhrmündung, Friemersheim und Baerl liegt.

Nur in Duisburg kann ich Verkehrshinweise hören, ohne Angst zu kriegen. Wenn hier eine Straße gesperrt ist, weiß ich aus dem Stand drei Ersatzwege, notfalls mit im Kopf eingebauter Blitzerwarnung. In Köln kann ich mich in so einer Situation ohne minutengenaues Navi erschießen, in Hamburg nehme ich ein Hotelzimmer und warte zwei Tage ab.

Wenn ich in Stuttgart nach einem Auftritt noch Lust auf Gespräche und Bier hab', sitz' ich am Ende mit dem Handy neben der Minibar im Hotel. Wenn ich aber in Essen auftrete, fahr' ich nach dem Auftritt in meine Kneipe nach Meiderich, parke verbotenerweise auf dem Sparkassen-Parkplatz, weil ich weiß, dass das niemand kontrolliert und auch wenn alle in der Kneipe gegenüber alle meine Geschichten kennen und nicht mehr hören können: Hier werde ich nicht gefragt, was ich trinken will, mein Pils steht einfach da und die Erdnüsse müsste ich abbestellen...

Und selbst wenn ich nur allein, aber nicht einsam sein will: Am Rheinufer hat sich eigentlich immer die Ruhe eingestellt, die ich oft, sehr oft woanders vergeblich suche. Und wenn alle Stricke reißen, wenn ich das Gefühl hab', um mich herum sind nur noch Verrückte, die Termine fressen mich auf, ich krieg' keine Luft mehr, dann zieht es mich magisch hierher.

Ich gehe einmal die Königsstraße rauf und runter und denke alle 20 Meter: "Ja, was ist das denn wieder für eine schwachsinnige Scheiße?" Und fühl' mich sowas von geborgen, vertraut, aufgehoben und sicher: Das muss Heimat sein. Und wenn es das ist, dann ist das schön. Meine Stadt, hier komm' ich her, hier werde ich immer hin zurückkommen. Geht nicht anders. Ist meine Heimat. Und alle in Köln, Hamburg, Stuttgart, Essen verstehen mich.

(RP)
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