Duisburg Industriekultur zieht Touristen an

Duisburg · Ziemlich unbemerkt von den meisten Einheimischen steigen seit einigen Jahren die Besucherzahlen in Duisburg. Im vergangenen Jahr wurde nach der jüngsten Statistik eine Rekordsteigerung von 13 Prozent verzeichnet.

 Die Landmarke "Tiger & Turtle" auf der Heinrich-Hildebrandt-Höhe ist bei auswärtigen Besuchern zum beliebten Ziel geworden. Gerne sehen sich Besucher auch auf der Marxloher Brautmodenmeile (kleines Foto links) oder im Landschaftspark Nord um.

Die Landmarke "Tiger & Turtle" auf der Heinrich-Hildebrandt-Höhe ist bei auswärtigen Besuchern zum beliebten Ziel geworden. Gerne sehen sich Besucher auch auf der Marxloher Brautmodenmeile (kleines Foto links) oder im Landschaftspark Nord um.

Foto: duisburg-kontor/Reichwein

Eine Hafenrundfahrt und ein Besuch im Duisburger Zoo: das waren viele Jahre lang in den Augen der meisten Duisburger die einzigen Trümpfe, mit denen man Besucher in die Stadt locken konnte. Mit dem angeblich unattraktiven Schmuddelimage der Stadt hatten sich die meisten resigniert abgefunden. Das änderte sich aber im Laufe der vergangenen Jahre. Ziemlich unbemerkt von den meisten Einheimischen steigen seit einigen Jahren die Besucherzahlen in Duisburg. Jetzt vermeldet Duisburg-Kontor nach Auswertung der jüngsten Statistik eine Rekordsteigerung von 13 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (2015).

"Seit einiger Zeit kommen immer mehr Touristen von weit her, um etwas zu besichtigen, das es so noch gar nicht lange gibt: Die einzigartigen Attraktionen der Industriekultur", heißt es in einer Bewertung der Stadt. Duisburg habe davon gleich einige, und zwei davon befinden sich nach Besucherzahlen in den Top Ten des Landes Nordrhein-Westfalen: Der Landschaftspark Duisburg-Nord und Tiger and Turtle mit zusammen mehr als einer Million Besucher. "Tiger and Turtle - Magic Mountain" ist eine einer Achterbahn nachempfundene Landmarke auf der Heinrich-Hildebrand-Höhe im südlichen Teil Duisburgs, in Wanheim. Die Großskulptur ist ein Kunstwerk von Heike Mutter und Ulrich Genth, das im Rahmen der Kulturhauptstadt Ruhr 2010 entwickelt wurde. Es handelt sich also um eine vergleichsweise junge Attraktion.

Der Landschaftspark Duisburg-Nord ist in seiner jetzigen Form rund zehn Jahre älter. Er wurde in den Jahren 1990 bis 1999 unter Federführung des Landschaftsarchitekten Peter Latz gestaltet. Erst vor wenigen Tagen zeigte der WDR eine vorzügliche Dokumentation über die Entstehung und Philosophie dieses Parks, der international eine Signalwirkung hatte: Peter Latz und dem Stadtplaner Karl Ganser ist es im Laufe der Jahre gelungen, einen positiven Blick auf einen Bereich zu lenken, der zuvor am liebsten aus allen Touristikbroschüren gestrichen wurde: die Industrie, und da besonders die Industrie der vergangenen Jahre. Latz und Ganser machten aus einer Industriebrache ein beispielhaftes Stück Industriekultur. Und die Duisburger Industriekultur wird zunehmend zu einem Pfund, mit dem die Touristiker der Stadt wuchern können. Die Bettenanzahl der Stadt wurde in den letzten Jahren aufgestockt.

Die neue Tourist-Information empfängt Besucher an exponierter Stelle mit breitgefächertem Service. Besucher können sich vorab online auf duisburglive.de über kulturelle Highlights informieren und die Touristiker von Duisburg Kontor besuchen die wichtigsten Tourismusmessen, um über Duisburger Themen zu berichten. Duisburgs Thema auf der diesjährigen ITB in Berlin wird u.a. der zunehmende Radtourismus sein.

Der verdankt seinen Aufschwung in unserer Region den vielen Ausflugszielen der Industriekultur. In einem Schreiben von Duisburg-Kontor heißt es: "Die Industriekultur hat unser Leben verändert. Sie ist dabei, den klassischen Tourismuszielen NRWs auf Augenhöhe zu begegnen." Man komme schon lange nicht mehr allein wegen Drachenfels und Kölner Dom nach Nordhein-Westfalen, sondern auch um den Landschaftspark zu besichtigen und dort attraktive Veranstaltungen wie das Klavier-Festival Ruhr, die Triennale, das Sommerkino oder die ein oder andere Messe zu besuchen.

Gewissermaßen im Schatten der Industriekultur finden auch weniger aufwendige Angebote, bei denen das eher kernige Image der Stadt genutzt wird, ihr Publikum. Dazu gehören beispielsweise geführte Straßenbahnfahrten vom Hauptbahnhof in den Duisburger Norden mit verschiedenen Haltepunkten (etwa an der Brautmodenmeile in Marxloh) oder auch die "Schimmi"-Touren auf den Spuren des Tatortkommissars Horst Schimanski. Der ironisch-gefärbte Verweis auf Duisburgs Schmuddel-Image kommt da gut an.

(pk)
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