Duisburg Institut untersucht "Macht" von Industrieangestellten

Duisburg · Mehr und mehr wird es für die Gewerkschaften zur Zukunftsfrage, wie sie Angestellte am besten organisieren. Denn mit dem Strukturwandel sind in der Industrie inzwischen ebenso viele Angestellte wie Arbeiter beschäftigt. Der Einfluss in der Tarif- und Betriebspolitik hängt entscheidend davon ab, ob es gelingt, auch diese Beschäftigtengruppe als "Machtquelle" zu erschließen.

Neue Initiativen sollen sie aktivieren und organisieren. Diese hat das Institut Arbeit und Qualifikation (IAQ) der Universität Duisburg-Essen (UDE) in einem von der Hans-Böckler-Stiftung unterstützten Forschungsprojekt untersucht.

Wie die IAQ-Forscher Prof. Dr. Thomas Haipeter, Dr. Tabea Bromberg und Christine Slomka feststellten, gestaltet sich die Interessenvertretung von Ingenieuren und anderen qualifizierten Angestellten schwierig: Sie wollen ihre Probleme eigenständig lösen. Es gilt nach wie vor als Karriere- und Entwicklungshemmnis, den Betriebsrat einzuschalten. "Erstaunlich" ist der Umgang mit Problemen wie Arbeitsverdichtung, langen Arbeitszeiten, tariflicher und außertariflicher Bezahlung - sie werden nicht als kollektive Probleme wahrgenommen, sondern oft werden individuelle Lösungen gesucht.

Als anspruchsvolle Klientel verlangen die Industrieangestellten gute Argumente, bewerten Infos und machen sich ein eigenes Bild von der Situation. Neue Initiativen wollen nicht allein die gewerkschaftliche Organisationsmacht stärken, so die IAQ-Forscher. Sie knüpfen häufig an "Gelegenheitsstrukturen" an, an Problemen wie drohenden Standortschließungen oder betrieblichen Konflikten. Hier können Angestellte als "Experten ihrer Arbeit" eingebunden werden, bringen Kompetenzen in den Betriebsrat ein. Auch Themen sind neu zu finden: Es geht nicht einfach um Arbeitszeitverkürzung, sondern um die Begrenzung überlanger Arbeitszeiten und gleichzeitig mehr Arbeitszeitautonomie.

(RP)
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