Duisburg Integration ist auch Sache der Wirtschaft

Duisburg · Der "Winter"-Unternehmertag des Unternehmerverbandes mit FDP-Chef Christian Lindner als Gast stand diesmal ganz im Zeichen der Anschläge von Paris, der aktuellen Flüchtlingsproblematik und dem Zustand der EU.

 Beim "Winter"-Unternehmertag des Unternehmerverbandes in Buchholz (von links): Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer der Verbandsgruppe, Wim Abbing, Vorsitzender, FDP-Chef Christian Lindner, Ulrich Grillo, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) sowie Heinz Lison, Sprecher der Verbandsgruppe.

Beim "Winter"-Unternehmertag des Unternehmerverbandes in Buchholz (von links): Wolfgang Schmitz, Hauptgeschäftsführer der Verbandsgruppe, Wim Abbing, Vorsitzender, FDP-Chef Christian Lindner, Ulrich Grillo, Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) sowie Heinz Lison, Sprecher der Verbandsgruppe.

Foto: Christoph Reichwein

Zweimal jährlich findet die "wichtigste Veranstaltung des Unternehmerverbandes" statt, zu der jeweils prominente Gastredner eingeladen werden. Das Thema "Wie liberal sind wir noch" hatte wieder über 300 Gäste, darunter auch den BDI-Präsidenten Ulrich Grillo, in das Buchholzer "Haus der Unternehmer" gelockt, die auch gespannt darauf waren, was Gastredner Christian Lindner (FDP) aus seiner Sicht dazu beizutragen hatte.

Bevor der Bundesvorsitzende der Liberalen, der auch die FDP-Fraktion im Düsseldorfer Landtag anführt, seine Gedanken zum "Zustand der Freiheit in Deutschland und in Europa" formulieren konnte, widmete sich der Vorsitzende des Unternehmerverbandes, Wim Abbing, in seiner Eingangsrede dem Thema. Mit der Feststellung, dass aufgrund der aktuellen Ereignisse und den politischen Reaktionen darauf "die Freiheit derzeit einer großen Bewährungsprobe ausgesetzt" sei, drückte er direkt zu Beginn seines Referats seine Sorge über die aktuelle Situation in Europa aus. Dazu trage auch der derzeitige "Rechtsruck" bei, der in vielen europäischen Staaten festzustellen sei, wie zuletzt bei den Regionalwahlen in Frankreich. "Grenzen schließen, Schengen aussetzen, Euro abschaffen", mit diesen Themen werden derzeit Wahlen gewonnen, bedauerte Wim Abbing. Mahnend fügte der Verbandspräsident hinzu, dass das nationalistische Gedankengut letztendlich sogar "bedrohlich für unsere Wirtschaftsordnung" sei und zu einem "ökonomischen Desaster" führen könne. Auch zur aktuellen Flüchtlingssituation bezog der Verbandspräsident klar Stellung. Abbing wünscht sich ein besseres staatliches Krisenmanagement, sieht aber die ganze Gesellschaft und somit auch die Unternehmer in der Verantwortung: "Wir müssen uns um alle kümmern, die unseren Schutz brauchen und vor Krieg und Gewalt geflohen sind." Dabei dürfen die Betriebe nicht warten, bis Flüchtlinge, die in der Regel hoch motiviert seien, als fertige Fachkräfte vor den Werkstoren stehen, sondern selbst bei der Ausbildung aktiv werden: "Die Integration ist nicht nur Aufgabe des Staates."

Christian Lindner machte in seinem Referat deutlich, dass man in der Flüchtlingspolitik zu "Maß und Mitte" zurückfinden müsse, da unsere Möglichkeiten "nicht unbegrenzt" seien. "10.000 Menschen können wir auf Dauer nicht täglich aufnehmen", so der FDP-Vorsitzende. Es sei dringend erforderlich, die Flüchtlings-Camps in Jordanien, der Türkei und im Libanon finanziell zu unterstützen und so die Situation vor Ort zu stabilisieren: "So wie die Situation dort derzeit ist, würde sich jeder auf den Weg machen." Lindner machte klar, dass Deutschland endlich ein modernes, strategisch orientiertes Einwanderungsgesetz brauche. Das Asylrecht möchte er dabei nicht angetastet sehen, denn das sei aus "humanitären Gründen" nicht in Frage zu stellen. Mit Blick auf die Anschläge von Paris stellte Lindner klar, dass es eine "absolute Sicherheit" nicht geben kann. Anschläge dieser Art seien überall, also auch in Deutschland möglich, da sie dem "westlichen Freiheitsbild" gelten. Die flächendeckende Vorratsdatenspeicherung erhöht seiner Meinung nach nicht die Sicherheit, zielführender wäre eine Überwachung der derzeit bekannten 500 "Gefährder", auch wenn dazu ein erhöhter Personalaufwand nötig sei.

(RP)
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