Duisburg Irritationen um neue Sat.1-Polizeiserie

Duisburg · Die Serie "Ruhrpottwache" vermittelt ein ganz spezielles Bild der angeblich realen Arbeit der Duisburger Polizei.

Duisburg: Irritationen um neue Sat.1-Polizeiserie
Foto: Sat1

Nichts ist so spannend wie die Wirklichkeit - also zeigt uns das Fernsehen immer wieder diese vermeintlich Realität. So wird es auch in der kommenden Woche sein, wenn der private Fernsehsender Sat.1 mit der Vorabendserie "Die Ruhrpottwache" überraschen wird, die laut Sender ab dem 24. Oktober werktags ab 19 Uhr ausgestrahlt wird.

Gedreht wurden die Folgen (oder zumindest einzelne Sequenzen) tatsächlich in unserer Stadt. Als "Polizeiwache Duisburg-Nord" musste die ehemalige Schule an der Bergiusstraße in Ruhrort herhalten. Doch das dürfte es an "echt" auch schon fast gewesen sein.

"Von uns ist kein einziger Polizist zu sehen", sagt Daniela Krasch, Pressesprecherin der Duisburger Polizei. Sie könne allerdings nicht ausschließen, dass Beamte aus anderen Bundesländern oder pensionierte Polizisten sich vor die Kamera gestellt haben. Ebenso habe die Duisburger Polizei keine "Fälle" geliefert, die als Vorlage für die Serie gedient hätten. Insoweit ist es für sie schon irritierend, dass der Sender behauptet, tatsächliche Einsätze als Grundlage für die Filme genommen zu haben. Aus Duisburg sind die Fälle zumindest nicht.

In einer Folge beispielsweise rücken die "Beamten" aus, weil im Wald ein Dominus und seine untergebene Sklavin ihre Spielchen treiben. Wie die Fernsehpolizisten ermitteln, handelt es sich dabei um einen Chef und seine Angestellte, die er zu seinen Fetisch Spielen zwingt.

Oder dies: Die "Polizisten" nehmen einen Verkehrsunfall mit Verletzten auf, während dessen wird den Sanitätern der Krankenwagen geklaut.

Oder dies: Eine Frau wird gegen ihren Willen in einem Striplokal festgehalten und soll auf Betreiben des Besitzers dort für die Gäste (halb-)nackt tanzen.

Der Sender schickt in seiner Serie 22 Menschen mit Polizeiausweis in Uniform oder auch in Zivil auf die Straße. Er erhebt keinen Anspruch darauf, dass sie wirkliche Fälle aus dem Duisburger Polizeialltag lösen. "Die Fälle sind tatsächlichen Einsätzen nachempfunden", behauptet Sat.1.

"Bei uns gab es keine Anfragen, ob wir Inhalte liefern können", so Krasch. "Wir haben nur die Drehtermine mitgeteilt bekommen, damit wir informiert sind."

So wurden im Sommer etliche Szenen hier gedreht, bei denen der ahnungslose Anwohner den Eindruck hätte gewinnen können, Zeugen eines echten Polizeieinsatzes zu werden. So sei zum Beispiel mal ein "Polizeihubschrauber" im Einsatz gewesen. Oder vor der Schule an der Bergiusstraße hätten "Polizeiautos" gestanden. Die wurden in der drehfreien Zeit abgedeckt. Anfragen von Bürgern, was denn da los sei, gab es bei der Duisburger Polizei aber nicht. Einmal habe sie selbst ein Fernsehteam bei einer der wöchentlichen Pegida-Demos am Hauptbahnhof gesehen, dem es offensichtlich nicht um aktuelle Berichterstattung gegangen sei. Könnte also sein, dass das Thema einer Folge ist.

Die Stadt Duisburg war in die Dreharbeiten ebenfalls nur in so weit eingebunden, als sie Sondergenehmigungen erteilte, die notwendig sind, wenn auf öffentlichen Flächen solche Filmchen gedreht werden und beispielsweise dafüt Straßen gesperrt werden. Was da inhaltlich auf Duisburg zurollt, das weiß man im Rathaus nicht.

Zuletzt hatte es hier heftige Proteste gegen eine RTL II-"Dokumentation" aus der Eisenbahnsiedlung in Hohenbudberg gegeben. Es ging vor allem um angeblich dort lebende Hartz IV-Empfänger, die so ziemlich alle gängigen Vorurteile bedienten. Die Hohenbudberger waren wie mehrfach berichtet schier entsetzt, weil sie eine positive Berichterstattung über ihren Stadtteil und seine Bewohner erwartet hatten. Die, die da vor der Kamera polterten, schrien, schimpften und sich prügelten oder betranken - kannten sie nicht.

Auch wenn noch nicht bekannt ist, welches Duisburg-Bild ab Montag den Zuschauern in unserem Lande vermittelt wird - dass es zu den derzeit intensiven Bemühungen der Stadt passt, das Image aufzuwerten, davon ist eher nicht auszugehen.

(RP)
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