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Duisburg Kein Eckchen mehr für die Raucher

Duisburg · Die Raucher-Lounge bei Karstadt im Forum ist ab Mittwoch ebenso Vergangenheit wie die Raucherclubs in den Kneipen. Wer paffen will, der muss vor die Türe. Aber dort droht dann möglicherweise Ärger mit genervten Anwohnern.

Zehn Mittel zur Rauchentwöhnung
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Foto: NGZ

Edith Piel pumpt die Lungen voll — sieben Züge sind eine Kippe, zwei Kippen sind eine Mittagspause. Seit die 60-Jährige die Raucher-Lounge im Obergeschoss von "Karstadt" im Forum für sich entdeckt hat, entspannt die halbe Stunde im Qualm irgendwie ein bisschen mehr. "Hier gibt's keine Kollegen, die meckern. Und der Ausblick auf den König-Heinrich-Platz ist wunderschön." Doch das Raucherparadies ist angezählt. Die Uhr tickt. Morgen wird "Marlboro-Country" dichtgemacht. Denn morgen erklimmt das Nichtraucherschutzgesetz in NRW seine finale Stufe. Für Edith Piel bedeutet das, sie muss wieder nach unten steigen. Richtig wütend ist sie deshalb nicht. Enttäuscht, das trifft es wohl eher: "Politische Bevormundung habe ich nicht gewählt."

Weil ab dem 1. Mai in ganz NRW geschlossene Räume in öffentlichen Gebäuden rauchfrei sein müssen, wird nicht nur die Raucher-Lounge bei Karstadt geschlossen. Auch alle Kneipen, die sich in Duisburg bisher mit einer Raucherclub-Regelung aus der gesetzlichen Umklammerung befreit haben, müssen ab morgen ihre rauchenden Gäste nach draußen schicken. In Festzelten, geschlossenen Sportstadien und auf Spielplätzen ist das Rauchen ebenfalls nicht mehr erlaubt. Während Nichtraucherverbände jubeln, versteht Gastwirt Achim Lösken die Welt nicht mehr: "Das muss man sich mal vorstellen. In meiner eigenen Kneipe, in meinem Laden, darf ich mir keine Kippe mehr anstecken." Lösken raucht seit 40 Jahren. Die "Oase", seine Kneipe in Neudorf, ist bei Rauchern beliebt. Und bei Nichtrauchern auch.

"Paffen, was die Lungenflügel hergeben"

Bevor Lösken morgen das Rauchverbotszeichen an die Eingangstür pappen muss, will er sich und seinen Gästen noch einen letzten Abend im Qualm gönnen. Der "Tanz in den Mai" wird zur "Schall und Rauch"-Nacht: Lösken hat sogar einen Zigarrenhersteller eingeladen, um die nötigen Rauchwaren bereitzustellen. "Wir werden paffen, was die Lungenflügel hergeben. Das zelebrieren wir heute Abend richtig", sagt der 52-Jährige.

Wie es ab morgen weitergeht, darüber hat sich der Wirt Gedanken gemacht. Im Mini-Biergarten hinter der Kneipe liegt jetzt ein Stromanschluss für den Heizstrahler. Lösken wird seine rauchenden Gäste nach draußen komplementieren. Ob das funktioniert, weiß er aber selbst noch nicht. "Über der Kneipe wohnen Mieter, hier ist alles dicht bebaut. Ich werde natürlich das Gespräch suchen. Aber wenn meine Gäste nachts draußen stehen, sind Beschwerden eigentlich programmiert." Ähnliches erwartet Thomas Kolaric, Geschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Duisburg: "Viele Gaststätten liegen in enger Wohnbebauung. Ich denke, gerade in der Anfangszeit wird es für alle Beteiligten eine anstrengende Zeit." Kolaric appelliert an die Wirte, "jetzt nicht den Kopf in den Sand zu stecken". Vielmehr sollten sie aktiv werden, um Gäste und Anwohner gleichermaßen für einen rücksichtsvollen Umgang zu sensibilisieren.

Das Ordnungsamt sieht dem strikten Rauchverbot gelassen entgegen und verzichtet auf Zusatzkontrollen. Nur nach Beschwerden will es aktiv werden. "Im vergangenen Jahr hatten wir ungefähr 50 Fälle, in denen wegen Verstößen gegen das Rauchverbot eine Beschwerde eingegangen ist. Wir rechnen nicht mit einem deutlichen Anstieg", sagt Sprecherin Anja Huntgeburth.

(RP)
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