Duisburg Kein Mann von voreiligen Versprechen

Duisburg · Gerhard Meyer wird am 24. September bei der OB-Wahl gegen Sören Link antreten. Der gebürtige Ruhrorter ist davon überzeugt, dass Duisburg über viele Schätze verfügt, die es zu heben gilt.

Noch kann Gerhard Meyer die sprichwörtliche Ruhe vor dem Sturm genießen. Der parteilose Kandidat für das Amt des Duisburger Oberbürgermeisters, der vor allem die Duisburger CDU und die Grünen hinter sich weiß, wäre derzeit allerdings für Dauerläufe auch noch nicht zu begeistern. Vor weinigen Wochen hat er sich beim Sport verletzt und humpelt noch ein wenig. "Ist aber schon viel besser und bald ausgeheilt", sagt der 56-Jährige - und wird es wissen. Denn seine Ehefrau ist Ärztin.

Auf parteipolitischer Ebene hat sich Meyer in den vergangenen Jahren weniger bewegt, mehr aber auf der Gewerkschaftsbühne. Als ehemaliger Stadtwerke-Betriebsratsvorsitzender war es ihm besonders wichtig, sich für die Zukunft der Kraft-Wärme-Kopplung und damit für die Kraftwerke der Stadtwerke stark zu machen. Mit dem Eintritt des einstigen DVV-Chef Hermann Janning legte Meyer aus Protest gegen dessen Unternehmenspolitik seine Ämter (er war auch stellvertretender Aufsichtsratschef) nieder. Der Familienvater verkürzte zudem seine Arbeitszeit, um seine Ehefrau bei ihrer beruflichen Entwicklung zu unterstützen.

Der gebürtige Ruhrorter ist mit Herz und Seele Duisburger, auch wenn er inzwischen knapp hinter der südlichen Stadtgrenze in Wittlaer wohnt. Abgesehen davon, dass seine Ehefrau in einer Duisburger Radiologischen Praxis arbeitet, hat Gerhard Meyer hier viele Freunde und fühlt sich nach wie vor fest in seiner Heimatstadt verwurzelt. Ein wesentlicher Grund, warum er den Amtsinhaber Sören Link bei der Wahl am 24. September herausfordert, ist, "dass er es nicht versteht, Duisburgs Potenziale auszuschöpfen und der Stadt zu einem positiven Image zu verhelfen, was ihr zusteht". Ihn ärgert, dass Amtsinhaber Link die OB-Wahl aus strategischen Gründen (hohe Wahlbeteiligung bei der Bundestagswahl) im Alleingang vorverlegt hat, ihm missfällt, dass die kleineren demokratischen Parteien im Rat der Stadt so gut wie keine Einflussmöglichkeit auf die Politik haben und auch, dass der vom Amtsinhaber versprochene Neuanfang bis heute nicht mehr als ein Lippenbekenntnis ist.

Der 56-Jährige weiß aus seiner Tätigkeit als Arbeitnehmervertreter, dass Versprechen, die nicht gehalten werden, am Ende negativ zu Buche schlagen und hält sich daher auch mit leichtsinnigen Zusagen tunlichst zurück. Aber er will die Basis für positive Entwicklungen legen.

So ist Gerd Meyer kein glühender Verfechter des geplanten DOC auf dem Güterbahnhofsgelände. "Aber ich weiß auch, dass das Grundstück im Privatbesitz ist und halte es für dringend geboten, mit dem Eigentümer, Kurt Krieger, zu reden." Denn wohl keiner in Duisburg habe Interesse an einer Dauerbrache, aber auch nicht am Niedergang des Einzelhandels in der Innenstadt und den Stadtteilen. Entscheidend für ihn sei aber das Ergebnis des Bürgerentscheides zu diesem Verkaufszentrum (ebenfalls am 24. September).

Gerhard Meyer ist der Ansicht, dass die wirtschaftliche Entwicklung Duisburgs viel mehr Schub benötigt, um die Arbeitslosigkeit hier zu senken. Das aber setze die Art von Kommunikation voraus, an der es Sören Link mangele. Anders sei doch nicht zu erklären, dass ein großer Arbeitgeber wie Alltour der Stadt den Rücken kehren konnte, ohne dass der OB dies vorher wusste. Obwohl parteilos, hat er sich für die Stadtpolitik stets interessiert und hat nach 2004 schon den Eindruck gewonnen, dass mit dem damals ins Amts gewählten OB Sauerland Investoren verstärkt daran interessiert waren, sich hier niederzulassen. "Diese Stimmung war zwar mit der Loveparade-Katastrophe schlagartig zu Ende. Aber das ändert doch nichts daran, dass hier nach wie vor sehr viel Potenzial nicht richtig genutzt wird." Zu einer Stärkung der Wirtschaft gehört für Meyer, die Gewerbesteuerhebesätze wieder zu senken, "auch wenn ich weiß, dass darüber mit der Bezirksregierung wegen der Haushaltsperre sicherlich hart verhandelt werden muss".

Möglicherweise wird das nicht funktionieren, "aber man muss es mit aller Macht versuchen". Er steht dafür, hier die Infrastruktur zu verbessern, was nur mit Unterstützung durch den Bund und das Land gelingen könne. Er ist davon überzeugt, dass kostenfreie Kindergartenplätze unerlässlich sind. Und ebenso hält er es für dringend geboten, dass Duisburg den Makel, eine Stadt mit No Go Areas zu sein, los wird. "Auch andere Kommunen in der Umgebung haben Probleme mit rumänischen und bulgarischen Zuwanderern. Dann lass uns doch auch gemeinsam nach Lösungen suchen." Derzeit stellt sich Gerhard Meyer an der Basis der Parteien vor, die nicht mit eigenen OB-Kandidaten antreten. Er sucht auch den Kontakt zu Vereinen und Verbänden und zu den Bürgern. "Der eigentliche Wahlkampf wird erst nach den Sommerferien beginnen", ist er überzeugt und stört sich gar nicht daran, dass dies für Sören Link anders ist, der bereits jetzt seinen Amtsbonus zu nutzen versucht.

(RP)
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