Duisburg Kein Verständnis für den Bäderantrag

Duisburg · Gesonderte Schwimmezeiten für Muslime? Die Duisburger schütteln den Kopf über einen entsprechenden Prüfauftrag des Integrationsrates und zeigen dafür kein Verständnis.

Der Prüfantrag für Schwimmzeiten für Muslime, den wie berichtet der Integrationsrat gestellt hat, sorgt in der Stadt für Diskussionsstoff. In der Redaktion meldeten sich gestern empörte Bürger, die kein Verständnis für diesen Vorstoß haben. Übereinstimmende Meinung: Eine solche Trennung widerspricht allen Integrationsbemühungen.

Gestellt hatte den Antrag am Montag die "UMMAH, Unabhängige multikulturelle Menschen aller Herkunftsländer". Die Bewegung steht laut ihrer Internetseite für folgende politische Inhalte: "Wir setzen uns ein für die Partizipation von Migranten in der Gesellschaft durch gleichberechtigte Chancen im Bildungssystem und in der Arbeitswelt, mit besonderem Fokus auf sichtbar muslimische Frauen und Mädchen. Wir fordern Verbesserung der interkulturellen und interreligiösen Kompetenz innerhalb der sozialen Arbeit mit Migranten, durch verstärkte Teilhabe von Migrantenorganisationen. Wir stehen für die Achtung der Menschenrechte und gegen jegliche Form von Diskriminierung, nationalistische und rassistische Anschauungen." Im 27-köpfigen Integrationsrat mit 18 direkt gewählten und neun vom Rat der Stadt entsandten Mitgliedern hat die UMMAH einen Sitz. Die Bewegung wird dort vertreten durch Faime Tekiner.

Wörtlich heißt es in dem Antrag der UMMAH: "Die Verwaltung wird gebeten zu prüfen, ob Schwimmzeiten und Schwimmkurse für muslimische Einwohner eingerichtet werden können.... Diese sollten möglichst wöchentlich und flächendeckend in allen Duisburger Bädern angeboten werden." CDU-Ratsfrau Sylvia Linn kann diese Entscheidung nicht nachvollziehen: "Dieses Gremium wurde gebildet, um Menschen unterschiedlicher Kulturen und Religionen zusammenzuführen. Der Antrag will das Gegenteil: Er will trennen. Das kann nicht das Ziel von Duisburger Politik sein. Eine funktionierende Gemeinschaft unterscheidet nicht nach Rasse, Geschlecht oder Religion. Wenn künftig an Duisburger Schwimmbädern genau diese Trennung vollzogen wird, hat die hiesige Politik versagt."

Vor einigen Jahren hatte es schon einmal eine ähnliche Bestrebung gegeben. Da wurde darüber diskutiert, dass türkische Frauen die öffentlichen Hallenbäder nicht nutzen könnten, weil sich dort auch Männer aufhalten. Die Verwaltung hatte geprüft und kam zu dem Ergebnis, dass die Anforderungen extrem hoch wären. In den Bädern müssten zum Beispiel die Fenster blickdicht abgehängt werden, und das Badpersonal dürfte nur aus Frauen bestehen. Bei dem neuen Antrag werden allerdings keine gesonderten Schwimmzeiten nur für muslimische Frauen, sondern für Muslime allgemein gefordert.

"Neben praktischen und finanziellen Hindernissen ist es fraglich, ob eine solche Trennung der Integration dienlich wäre", stellt auf Nachfrage auch der städtische Eigenbetrieb DuisburgSport fest und versichert in seiner Stellungnahme: "Muslime sind jederzeit in allen Bädern und allen Schwimmkursen willkommen; eine Teilnahme ist ohne Probleme auch in einem Burkini möglich."

"Ich habe auch im persönlichen Gespräch mit SPD-Mitgliedern kein Argument gehört, das diesen Antrag rechtfertigt. Ausgerechnet die Sozialdemokraten, die sonst gerne für sich in Anspruch nehmen, Integration voranzutreiben, bewirken mit ihrer Enthaltung genau das Gegenteil", ist Sylvia Linn empört. Die CDU werde jedenfalls mit allen Mitteln versuchen, eine Trennung nach Religionszugehörigkeit in Duisburger Schwimmbädern zu verhindern.

Duisburg-Sport stellte gestern klar, dass der Prüfauftrag selbstverständlich in der Verwaltung abgearbeitet werde. "Das Ergebnis geht dem Integrationsrat zu."

(RP)
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