Duisburg Königsgalerie - Operation Abriss

Duisburg · Von dem Eingang der Galeria wird am Ende dieser Woche wohl kaum noch etwas zu sehen sein. Die Arbeiten werden täglich von vielen Passanten ganz genau beobachtet.

Duisburgs größte Baustelle - die neue Königsgalerie
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Duisburgs größte Baustelle - die neue Königsgalerie

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Die Fußgängerampel an der Steinschen Gasse zeigt längst schon Rot, da stehen die Passanten immer noch ehrfürchtig staunend mitten auf der Straße und schauen hoch zu der alten Galeria. Dort hat gerade ein stählernes Ungetüm einen breiten Stahlträger aus dem Beton gerissen und legt ihn so vorsichtig auf den Boden ab, als hielte es zwischen den Zangen ein rohes Ei.

Seit einigen Tagen wird wie berichtet der Eingangsbereich des einstigen Einkaufszentrums an der Kuhstraße/Steinsche Gasse abgerissen. Das weitgehend entkernte Haus wird um- und zum Teil neu gebaut und soll schon im kommenden Jahr Duisburgs feinster Shopping-Tempel mit dem adligen Namen "Königsgaleria" sein.

Wie ein Dinosaurier

Faszinierende Bilder fesseln derzeit die Passanten. Der riesige Abrissbagger sieht mit der übergroßen Greifzange am Ende des Auslegers aus wie ein urzeitlicher Dinosaurier, der sich so leicht durch Beton und Stahl frisst, als hätte er weiche Butter vor sich. Mit ohrenbetäubendem Lärm reißt er allerdings äußerst stabile Decken und harte Stahlträger auseinander, schaufelt Schutt zur Seite und durchtrennt allzu große Stücke in "handlichere" Portionen. Dass der Bagger hier zerstörerische Arbeit verrichtet, lässt sich kaum sagen. Es ist schon eher feine Sezierarbeit, die er vornimmt. Kein Griff scheint zufällig zu sein, nichts wird zur Seite geschafft, was nicht auch tatsächlich entfernt werden soll. Tagelang arbeitete sich das Ungetüm haarscharf an den Glastüren vorbei, die einst den mittleren Galeria Teil von dem halbrunden Eingangsturm abtrennten. Dass die Schieben dann gestern doch zu Bruch gingen, war kein Versehen, sondern geplant.

Obwohl der einst stählerne halbrunde Trum immer kleiner wird, wächst der Schuttberg zu seinen Füßen nicht. Denn täglich werden die Spuren, die der Greifbagger hinterlässt, beseitigt. Ein Grund ist, dass die Ablagefläche an der Kuhstraße sehr beengt ist. Doch wesentlicher: der Galeria-Bauschutt ist kein lästiger Abfall, sondern ein Wertstoff. Bliebe er einfach frei auf der Straße liegen, es wäre nur eine Frage kurzer Zeit, bis die ersten Schrottdiebe sich die Taschen voll machen würden, oder genau, des Nachts mit Lastwagen den Baustahl abtransportierten.

Viel Staub wirbeln die Bauarbeiter und ihre schweren Geräte indes nicht auf. Ständig werden die Ruinen und der Bauschutt bewässert. Die Nachbarschaft würde sich ansonsten wohl lautstark beschweren. Aber noch viel mehr wohl die Zaungäste: Denn dichte Staubwolken würden ihnen schließlich den freien Blick auf den faszinierenden Abriss vernebeln. Und so schnell, wie die Arbeiten voranschreiten, ist in der kommenden Woche von ihnen eh nichts mehr zu sehen.

(RP)
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