Duisburg Komödie mit herrlich spritzigen Dialogen

Duisburg · Das Theaterstück "Kundendienst" wurde in der Glückauf-Halle gezeigt. Für die witzigen Dialoge, humorvollen Pointen und die Leistung der Darsteller, die immer wieder in verschiedene Rollen schlüpften, gab es viel Applaus.

Die Grundkonstellation, dass ein Mann irgendwie in die Arme gleich mehrerer Damen gerät und sich so sehr in ein Lügengewirr verstrickt, dass ihm schlussendlich alles über dem Kopf zusammenbricht, ist beliebter Komödienstoff. Ein alter Hut für das Theater, könnte man meinen, doch durch charmante Charaktere und großartige Darsteller brachte Autor Curth Flatow dennoch frischen Wind in seinen "Kundendienst".

350 Zuschauer verfolgten am Sonntagabend in der Glückauf-Halle, wie Kosmetik-Vertreter Gilbert (Marcus Ganser) sich aus Liebe zu seiner Frau, die sich so sehr ein Luxusleben wünschte, bei der Verhandlung von Aufträgen auf "Essen gehen, einen Tanz und so weiter" mit den Einkäuferinnen der Kaufhäuser und Parfümerien einließ. Dabei war der jungenhafte Kavalier beim "und so weiter" so erfolgreich, dass ihn gleich zwei Großkundinnen ganz für sich allein haben und sogar ehelichen wollten. Das Ganze Spiel flog jedoch auf, als eine Mandelentzündung Gilbert ins Krankenhaus brachte, wo ihn selbstverständlich alle drei besorgten Ehefrauen besuchen wollten.

Diese ganze Geschichte bekam der Zuschauer von hinten aufgerollt. Das Stück begann in einer kargen Gefängniszelle, in der Gilbert sich prächtig mit dem herzlichen, aber einfältigen Wärter Thibaut (Gisbert-Peter Terhorst) verstand. Mit Hilfe zweier drehbarer Kulissenelemente wurde durch eine Rotation die Zelle zum Büro des Chefs, dieses wiederum zum heimischen Wohnzimmer – und im Handumdrehen war Gilbert wieder im Knast.

Genau so schnell, wie sich die Kulissen wandelten, taten dies auch die darin befindlichen Schauspieler. Mit wenigen Handgriffen wurde aus dem freundlichen Wärter Thibaut mit braunem Wuschelkopf der strenge Chef Monsieur Lavallet. Lediglich ein Nadelstreifen-Jackett, ein angeklebter Schnurrbart, eine Krawatte und die entfernte Perücke, die einen grauen, militärischen Bürstenschnitt offenbarte, verwandelten Gisbert-Peter Terhorst in die unterschiedlichen Charaktere. Als Running Gag oblag es dreimal Marcus Ganser, seinen Kollegen vor der nächsten Szene von der Wärter-Perücke zu befreien und diese schwungvoll im Papierkorb neben dem Chefsessel verschwinden zu lassen.

Gleiche Flexibilität bewies auch die weibliche Hauptrolle Claudia Wenzel, die dank verschiedener Hüte und Perücken von der naiven ersten zur russischen zweiten sowie zur verwitweten dritten Frau mutierte. Den Wechsel der Kostüme begleitete bei ihr noch etwas eindrücklicher als beim männlichen Kollegen der Wechsel der Stimme. Von kieksig-schrill bis rauchig-samtig reichten die Variationen. Und um ganz deutlich zu machen, dass tatsächlich nur eine einzige Frau alle weiblichen Rollen im Stück verkörpert hatte, durfte Wenzel nach der Pause bei einem Auftritt aller drei erbosten Ehefrauen im Büro des Chefs beweisen, was sie kann: Fliegend wechselten die charakteristischen Hüte der drei Damen, mit jeder Berührung der dazugehörigen Kopfbedeckung wurde Wenzel Denise, Isabelle oder Jeanne.

Dank spritziger, niveauvoll witziger Dialoge, die oft wunderbar eindeutig-zweideutig blieben, waren die Pointen nie platt, sondern herrlich humorvoll, was das Homberger Publikum regelmäßig durch herzhaftes Gelächter und langen Schlussapplaus honorierte.

(son)
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