Duisburg Kostenlose Kulturtickets für Bedürftige

Duisburg · Beifall im Kulturausschuss: Die Kulturloge Ruhr, die finanziell schwächer gestellten Menschen kostenlose Eintrittskarten zur Verfügung stellt, wird noch vor Weihnachten eine Zweigstelle bei der Bürgerstiftung Duisburg eröffnen.

 Menschen mit geringem Einkommen können sich den Besuch einer Theatervorstellung nicht leisten. Die "Kulturloge Ruhr", die demnächst in Duisburg eingerichtet wird, gibt für arme Kulturinteressierte Freikarten aus.

Menschen mit geringem Einkommen können sich den Besuch einer Theatervorstellung nicht leisten. Die "Kulturloge Ruhr", die demnächst in Duisburg eingerichtet wird, gibt für arme Kulturinteressierte Freikarten aus.

Foto: hans jörg michel (dor)

Es sei ein dummes Vorurteil, dass Menschen mit geringem Einkommen niemals Interesse an kulturellen Veranstaltungen haben. Das sagt Brigitta Blömeke, ehemals Schulleiterin in Gelsenkirchen und nun nach ihrer Pensionierung stellvertretende Vorsitzende des Vorstandes der Kulturloge Ruhr. Dieser im Kulturhauptstadtjahr 2010 gegründete gemeinnützige Verein will Menschen, die kein Geld für Eintrittskarten bezahlen können, die Teilnahme an attraktiven Kulturveranstaltungen ermöglichen. Zurzeit ist die Kulturloge Ruhr in den Städten Essen, Gelsenkirchen, Mülheim, Witten, Oberhausen, Dortmund und Lünen aktiv. Demnächst soll Duisburg dazukommen.

Kulturdezernent Thomas Krützberg, Brigitta Blömeke von der Kulturloge Ruhr und Manfred Berns, Geschäftsführer der Bürgerstiftung Duisburg, haben die entsprechenden Weichen gestellt. Berns, der die Federführung für die Kulturloge in Duisburg übernommen hat, rechnet damit, dass noch vor Weihnachten die ersten regulären Duisburger Kulturlogen-Tickets verteilt werden können.

Die Kulturloge Ruhr hat bereits jetzt Kontakte zu 120 Kulturpartnern im gesamten Ruhrgebiet. Krützberg berichtete gestern, dass in Duisburg die Philharmoniker, das Stadttheater beziehungsweise die Rheinoper, das Lehmbruck-Museum, das Kultur- und Stadthistorische Museum und das Museum der Deutschen Binnenschifffahrt, die Volkshochschule und die Stadtbibliothek bereit sind, kostenlose Tickets an Menschen auszugeben, die nicht mehr als 930 Euro netto im Monat verdienen. Die Marke liegt etwas oberhalb des Hartz-IV-Satzes, wird demnächst wohl auf 970 Euro angehoben.

Nutznießer können, so Brigitta Blömeke, auch viele Rentner sein, die während ihres Berufslebens gerne ins Theater gegangen sind. Theoretisch können auch Studenten, die vom BAföG leben, kostenlose Kulturlogen-Tickets bekommen. "Aber Studenten nehmen bislang kaum unser Angebot in Anspruch", berichtete gestern Brigitta Blömeke im Pressegespräch. Vermutlich gibt es für Studierende ohnehin genügend Möglichkeiten, an preiswerte Tickets zu kommen.

Seit Gründung der Kulturloge Ruhr vor drei Jahren wurden 15000 Tickets an 2500 Gäste verteilt. Aktuell registriert seien 1500 Gäste, weil der Nachweis auf Bedürftigkeit jedes Jahr neu gestellt werden muss. Ist dieser Nachweis einmal erbracht, ist das Prozedere einfach: Die Interessenten kreuzen an, an welchen Veranstaltungen sie Interesse haben. Die ehrenamtlichen Helfer rufen an, wenn Tickets vergeben werden können, wobei darauf geachtet wird, dass diejenigen, die einmal leer ausgingen, beim nächsten Mal besonders berücksichtigt werden. Kostenlos ausgegeben werden jeweils zwei Tickets, die auf den Namen des Kulturlogen-Gastes an der Abendkasse hinterlegt werden. Hier wird kein Nachweis der Bedürftigkeit mehr verlangt. Das sorge dafür, dass die Hemmschwelle zum Theater- oder Ausstellungsbesuch niedrig bleibt.

Erste Versuche habe es in Duisburg schon gegeben. So stellte die Rheinoper für eine nicht ausgebuchte Vorstellung 20 Tickets zur Verfügung, die heiß begehrt gewesen seien. Demnächst möchte die Kulturloge das Angebot noch auf den Sportbereich ausdehnen. Der MSV will es offenbar wie Schalke machen und der Kulturloge für Heimspiele einige Freitickets zur Verfügung stellen.

Brigitta Blömeke fand bei der Vorstellung des Kulturlogen-Projekts gestern Nachmittag im Kulturausschuss durchweg Beifall. Die Sorgen einiger Politiker, die nach Folgekosten und Missbrauch der Freitickets fragten, konnte sie zerstreuen. Der Verwaltungsaufwand sei sehr gering, da alle Sozialverbände sowie die Tafeln die entsprechenden Bescheinigungen abstempeln könnten. Auch könne über diese Einrichtungen der Kontakt zu den Kulturgästen leicht hergestellt werden. Bislang habe es so gut wie keinen Missbrauch der Freitickets gegeben. Im Gegenteil: Die Kulturgäste hätten sehr dankbar das Angebot angenommen.

Der Name "Kulturloge" sei gewählt worden, um das Angebot, das sich an Menschen mit geringen Einkommen wendet, bewusst hochwertig erscheinen zu lassen. "Das soll kein Schmuddelangebot sein!", so Brigitta Blömeke, die bei ihrer Verabschiedung im Duisburger Kulturausschuss sagte, dass es in keiner Stadtverwaltung, in der sie in den vergangenen zwei Jahren Kulturlogen eingerichtet habe, so schnell und unkompliziert zugegangen sei wie in Duisburg.

(RP)
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