Duisburg Krings rät Sauerland zu "großer Geste"

Alt-OB Josef Krings hat Sauerland geraten, offiziell ein Disziplinarverfahren gegen sich selbst einzuleiten. Rainer Wendt, Vorsitzender Polizeigewerkschaft, nimmt Sauerland hingegen in Schutz. Die Grünen sind nach dem Abwahlverfahren weiter zerstritten.

Duisburg: Schicksalstag für OB Sauerland
7 Bilder

Duisburg: Schicksalstag für OB Sauerland

7 Bilder

Altoberbürgermeister Josef Krings rät seinem Nachfolger Adolf Sauerland zu einer "großen Geste". Nachdem durch die Ratsentscheidung klar ist, dass Sauerland im Amt bleiben kann, sei es in Krings' Augen angebracht, wenn Sauerland in den nächsten Tagen gegen sich selber offiziell ein Disziplinarverfahren einleiten würde.

Bis darüber entschieden wird, solle er sein Amt ruhen lassen und die Aufgaben seinem Stellvertreter, also Stadtdirektor Dr. Peter Greulich, übertragen. Das wäre kein Rücktritt, aber ein Zeichen für einen möglichen Neuanfang.

Rainer Wendt nimmt Sauerland in Schutz

Rainer Wendt, Vorsitzender der Polizeigewerkschaft, hat in einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" Oberbürgermeister Sauerland in Schutz genommen.Dass ein Mensch öffentlich vernichtet werde, seine Familie verstecken müsse und sich massiven Angriffen bis hin zu Morddrohungen ausgesetzt sei, dürfe in einem Rechtsstaat nicht passieren. Wendt hielte es für angebracht, wenn die CDU dem wegen der Loveparade-Katastrophe in die Kritik geratenen OB eine Aufgabe außerhalb der Stadt verschaffe. Damit werde er aus der Schusslinie genommen. Sauerland habe zwar politische Fehler gemacht, unmittelbar verantwortlich für die Tragödie sei er aber nicht.

Grüne im Streit

Die halbe Fraktion der Grünen fehlte am Montag im Ratssaal. Bei der Abstimmung über die Abwahl von Oberbürgermeister Adolf Sauerland nahmen mit Nazan Aksu, Doris Janicki und Prof. Dieter Kantel gleich drei von sechs Ratsmitgliedern der Partei nicht teil.

Nazan Aksu hatte eine wichtige Prüfung an der Uni und konnte daher nicht kommen. Dass Doris Janicki und Dieter Kantel nicht gegen Adolf Sauerland stimmen würden, hatten die beiden schon im Vorfeld signalisiert. "Dass die beiden nicht kamen, war nicht korrekt. Schließlich hatte die Partei schon zuvor deutlich gemacht, dass die Abstimmung eine Gewissensentscheidung jedes einzelnen Ratsmitgliedes ist — auch wenn die Mitgliederversammlung empfohlen hatte, Sauerland abzuwählen", so Matthias Schneider, Kreisvorsitzender der Grünen in Duisburg.

Von einer tiefen Spaltung der Duisburger Grünen will Schneider aber nichts wissen: "Es sind nur einige wenige, die sich in vielen inhaltlichen Fragen von unserem Wahlprogramm entfernt haben. Zwei Drittel oder drei Viertel der Basis stehen hinter unserem Programm."

Eine der drei grünen Ratsmitglieder, die am Montag die Abwahl Sauerlands mit einem deutlichen "Ja" befürworteten, war die Rheinhauserin Claudia Leiße. Sie hatte damit gerechnet, dass die nötige Zweidrittel-Mehrheit im Rat verfehlt wird. Sie hätte Verständnis dafür gehabt, wenn Janicki und Kantel gegen die Abwahl gestimmt hätten, sagte sie im Gespräch mit der RP. Dennoch wolle sie innerparteilich nicht zur Tagesordnung übergehen. "Wir werden uns noch einmal zusammensetzen müssen. Einige haben wohl nicht verstanden, welche Rechte und Pflichten ein Ratsmitglied und welche besonderen Pflichten ein Fraktionsvorsitzender hat", mahnte sie. Im Hinblick auf wegweisende Entscheidungen in den nächsten Wochen müssten die Grünen wieder zu einer einheitlichen Linie finden.

Umfrage

Die Duisburger Bürger sind in der "Sauerland-Frage" gespalten. Das hat eine Umfrage in der Duisburger Innenstadt ergeben.

(rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort