Duisburg Kritik an Ehrung Schwarzers

Duisburg · Pfarrerin Dr. Sabine Plonz, Beauftragte der evangelischen Kirche in Duisburg für Islamarbeit und Integration, kritisiert zusammen mit dem Verein Islamischer Studierender und anderen die neue Mercator-Professorin.

Das ist Alice Schwarzer
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Foto: dpa/Henning Kaiser

Heute Abend, 18 Uhr, wird Alice Schwarzer im längst ausgebuchten Audimax der Duisburger Hochschule ihren ersten Vortrag im Rahmen ihrer Mercator-Professur halten (die RP berichtete). Die Wahl Alice Schwarzers zur Mercator-Professorin kritisierten gestern bei einem Pressegespräch Pfarrerin Dr. Sabine Plonz, Beauftragte der evangelischen Kirche in Duisburg für Islamarbeit, Integration und Migration, Vertreter des Vereins Islamischer Studierender, die Grünen Hochschulgruppe und Hartmut Reiners, Geschäftsführer des Anti-Rassismus Informations-Centrums in Nordrhein-Westfalen. Ihre Kritik: Alice Schwarzers Thesen über den Islam seien zu kurzsichtig. Sie setze sich weder sachkundig noch differenziert "mit den muslimischen Identitäten in unserer Gesellschaft auseinander".

Rabia Akin vom Verein Islamischer Studierender, selber Kopftuchträgerin, sagte gestern, dass die Frauenbewegung Alice Schwarzer viel verdanke. Sie wolle ihre Verdienste nicht schmälern. Aber bei der Islam-Diskussion bediene Schwarzer das Stereotyp der durch den Islam unterdrückten Frau. Die bekannte Publizistin argumentiere ideologisch. Sie stigmatisiere alle islamischen Frauen, die Kopftücher trügen, als potenzielle Terroristinnen.

"Mein Kopf gehört mir"

Sie selber, so sagte die junge Politikwissenschaftlerin, trage das Kopftuch als Zeichen der Gottergebenheit. Das sei ihre private Sache. Kämpferisch fügte sie hinzu: "Mein Kopf gehört mir." Sie empöre, so Rabia Akin, dass Alice Schwarzer das Kopftuch als "Flagge des Islamismus" bezeichnet habe.

Pfarrerin Dr. Sabine Plonz glaubt, dass Alice Schwarzer nicht dazu beitrage, den Dialog zwischen den Religionen zu fördern. Sie schüre statt dessen Ängste und "konstruiere Verschwörungstheorien". Dabei gebe es längst Untersuchungen von Migrationsforschern, die differenzierte Betrachtungsweisen zur Rolle der islamischen Religion in Deutschland ermöglichten. Das Kopftuch sei ein religiöses Zeichen, so wie bei Christen das Kreuz. "Religion stört nur dann nicht, wenn sie nicht sichtbar ist", meinte die Pfarrerin. Hartmut Reiners forderte einen "Dialog auf Augenhöhe". Der sei jedoch bei einem Vortrag im Rahmen der Mercator-Professur nicht möglich. Deshalb sei es falsch, Schwarzer mit der Mercator-Professur, die auch als Ehrung zu verstehen sei, ein Forum zu bieten.

Alexander Grossert von der Grünen Hochschulgruppe forderte, dass künftig nicht allein das Uni-Rektorat über die Wahl der Mercator-Professoren entscheidet, sondern der größere Uni-Senat. Grossert hält auch die vorherigen Mercator-Professoren, Necla Kelek (2006) und Peter Scholl-Latour (2009), für problematisch.

(RP)
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