Duisburg "Küche auf der Flucht" als Treffpunkt

Duisburg · Flüchtlinge und Duisburger essen und kochen vom 17. Mai bis zum 10. Juni zusammen in Neumühl.

 Organisator Andreas Reinhard in seinem Container an der Obermarxloher Straße 40 am Hohenzollernplatz in Neumühl. Hier soll ab nächster Woche gemeinsam gekocht und hinterher natürlich auch gegessen werden.

Organisator Andreas Reinhard in seinem Container an der Obermarxloher Straße 40 am Hohenzollernplatz in Neumühl. Hier soll ab nächster Woche gemeinsam gekocht und hinterher natürlich auch gegessen werden.

Foto: Christoph Reichwein

Mit Hilfe eines Kranwagens wurde auf der Wiese zwischen Gnadenkirche und Pfarrhaus in Neumühl vor wenigen Tagen ein ganz besonderer Container abgesetzt. Sein Inhalt: Eine Küchenausrüstung, Tische, Regale, Bänke - alles, was man fürs Kochen und die Bewirtung von gut zwei Dutzend Gästen braucht. Das Besondere: Hier sollen ab dem 17. Mai an jeweils fünf Abenden pro Woche Duisburger gemeinsam mit Flüchtlingen kochen und essen.

"Kitchen on the run" — also: Küche auf der Flucht — heißt das Projekt, bei dem sich Einwohner und Geflüchtete auf Augenhöhe begegnen können. Zuvor war der Container schon an zwei Standorten: im italienischen Bari und im französischen Marseille. Ins Leben gerufen wurde es von dem Berliner Verein "Über den Tellerrand e.V.". Die nächsten Standorte sind in den Niederlanden und in Schweden. Doch zunächst bleibt "Kitchen on the run" bis zum 10. Juni auf dem Kirchplatz an der Obermarxloher Straße.

Geleitet wird das Projekt u.a. von Andreas Reinhard. Er hat bereits erste Kontakte zu Gruppen in der Umgebung geknüpft, denn die gemeinsamen Kochabende wollen etwas vorbereitet sein. "Deshalb haben wir zu den lokalen Partnern bereits im Vorfeld ein kleines Netzwerk aufgebaut." Das wird er nun in den nächsten Wochen noch erweitern. Und über die Internetseite kann sich im Prinzip jeder anmelden, der mit Flüchtlingen gemeinsam kochen, sich auf fremde Kulturen einlassen und die Geschichten der Menschen kennenlernen möchte.

Dass ausgerechnet Neumühl zum Standort in Deutschland ausgewählt wurde, lag an dem Engagement von Pfarrer Michael Hüter, Sprecher des Initiativkreises "Neumühler Erklärung", und der Tatsache, dass es mit den zwei kommunalen Einrichtungen für Flüchtlinge, der des Landes und der Unterbringung von 400 weiteren Flüchtlingen in Neumühler Wohnungen sicher für viele Menschen eine besondere Situation im Ortsteil herrscht. Andreas Reinhard: "Hier bietet sich die Chance, den Menschen einen Raum zu geben, sich kennenzulernen, sich auf Augenhöhe zu begegnen und so eine offenen Haltung gegenüber anderen zu ermöglichen." Natürlich bestehe anfangs immer Skepsis — auf beiden Seiten. "Die Teilnehmer lernen sich zum Beginn eines jeden Abends zunächst einmal bei einer Vorstellungsrunde kennen." Zuvor wird schon mit dem Gastgeber des jeweiligen Abends eingekauft. Das alles ist kostenlos.

"Im Laufe der Abende haben wir schon viel Offenheit, berührende Momente und unglaubliche Geschichten gehört", erinnert sich Andreas Reinhard. Erzählt und erklärt wird notfalls mit "Händen und Füßen und immer mit einem Lächeln".

Finanziert wird das Projekt unter anderem von der Mercator-Stiftung, Spenden und durch Crowdfunding. Informationen gibt es auf der Internetseite des Projekts, dort gibt es auch die Möglichkeit, sich anzumelden, sowohl als Gastgeber wie als einfacher Gast.

www.kitchenontherun.org

(awi)
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