Interview: Bernd Thewissen Kümmerer helfen, wo sie können

Duisburg · Der Homberger Politiker ist seit Anfang 2012 Kinder- und Jugendkümmerer im Bezirk Homberg/Ruhrort/Baerl. Ein Gespräch über seine Motivation, die Sorgen und Wünsche seiner jungen Gesprächspartner und Pläne, die er hat.

 Bernd Thewissen hofft, dass noch mehr Kinder und Jugendliche das Angebot der Kümmerer in Anspruch nehmen.

Bernd Thewissen hofft, dass noch mehr Kinder und Jugendliche das Angebot der Kümmerer in Anspruch nehmen.

Foto: Reichwein

Der Homberger Politiker ist seit Anfang 2012 Kinder- und Jugendkümmerer im Bezirk Homberg/Ruhrort/Baerl. Ein Gespräch über seine Motivation, die Sorgen und Wünsche seiner jungen Gesprächspartner und Pläne, die er hat.

Herr Thewissen, warum sind Sie Kinder- und Jugendkümmerer geworden?

Thewissen Ich interessiere mich für die Belange von Kindern und Jugendlichen - allein schon wegen meiner zehnjährigen Tochter. Dort sehe ich natürlich jeden Tag, was aktuell ansteht an Problemen. Wenn man Kinder hat, ist man per se näher dran. Ich war auch in der Schulpflegschaft ihrer Grundschule, weil ich mich dafür interessiere. Eine weitere Motivation ist, dass ich in vielen Gesprächen mit Kindern und Jugendlichen gehört habe: "Politik - wieso, warum, weshalb?" Mit meiner Arbeit will ich ein wenig die Hemmschwelle herabsetzen. Deshalb bieten wir Kinder- und Jugendkümmerer auch einmal im Monat eine Sprechstunde an. Das war meine Idee. Kinder und Jugendliche können hier ihre Sorgen loswerden und Wünsche äußern. Und sie sehen gleichzeitig, dass Politiker ganz normale Menschen von nebenan sind, mit denen man über alles reden kann.

Wird dieses Angebot gut angenommen?

Thewissen Es könnten noch mehr sein. An manchen Tagen kommen vielleicht nur zwei Leute. Da ist also noch Luft nach oben. Unser Angebot muss einfach noch bekannter werden. Aber wir sind ja auch im Arbeitskreis Kinder und Jugend des Bezirks - allein dadurch sind wir schon sehr gut vernetzt und viele Menschen wissen, dass es uns gibt.

Und wer sind die Leute, die zu Ihnen in die Sprechstunde kommen?

Thewissen Meist kommen die Kinder und Jugendlichen mit ihren Eltern, die dann oft auch für sie sprechen, weil ihre Kinder sich selbst nicht trauen. Aber das ist ja völlig in Ordnung.

Welche Themen werden dabei angesprochen?

Thewissen Wir hatten schon einige Fälle, wo Eltern kamen, die persönliche Probleme hatten. Da ging es beispielsweise ums Sorgerecht. Da verweisen wir dann an Experten, vermitteln einen Kontakt. Denn das sind Sachen, die über unsere Möglichkeiten hinausgehen. Wenn man da nicht den entsprechenden fachlichen Background hat, kann man viel zu schnell zu viel falsch machen.

Bei welchen Themen können Sie denn helfen?

Thewissen Etwa beim Thema Spielplätze, das sehr oft angesprochen wird. Da geht es meist um die Beschaffenheit, Sicherheit und Pflege. Auch wurde in diesem Jahr beispielsweise der Bolzplatz an der Halener Straße schon mehrfach angesprochen. Davor befindet sich ziemlich viel Buschwerk, und auf der Bank davor sitzen oft Personen, die Alkohol konsumieren. Daran stören sich viele Kinder und Eltern.

Und, gab es eine Lösung?

Thewissen Bislang noch nicht, aber demnächst. Wegen der Brutzeit der Vögel konnte noch nichts gemacht werden. Aber jetzt im Herbst können die Hecken zurückgeschnitten werden. Das haben wir bereits mit den Wirtschaftsbetrieben und dem Jugendamt abgesprochen. Dann ist dort wieder mehr Licht und der Bolzplatz kann besser eingesehen werden. Wo wir leider noch nicht weitergekommen sind, das ist der Bolzplatz an der Kronenstraße. Der liegt hinter einem ehemaligen Wasserspielplatz, der einige Unfallschwerpunkte birgt. Wir müssen einen Weg finden, dass der Zugang zum Bolzplatz sicher ist. Und der Platz selbst muss dann auch noch saniert werden. Das soll aber in der nächsten Zeit angegangen werden.

War nicht die drohende Schließung des Homberger Kombibades im vergangenen Jahr auch ein großes Thema bei den Kindern und Jugendlichen?

Thewissen Allerdings. Viele kamen zu uns und wollten wissen, wie es weitergeht. Wir konnten immer nur versichern, dass wir an dem Erhalt arbeiten. Und im Endeffekt hat es ja auch geklappt.

Das Kombibad ja auf jeden Fall - aber sind denn auch schon andere Themen, die an Sie herangetragen wurden, auf der Tagesordnung einer Bezirksvertretungssitzung gelandet?

Thewissen Ja, das kam schon vor. Dann stellen wir Anfragen oder Anträge. Aber das, was man auf dem kleinen Dienstweg erledigen kann, etwa durch einen Anruf bei den Wirtschaftsbetrieben oder beim Jugendamt, bearbeiten wir lieber gleich. Nur wenn wir da nicht weiterkommen, schlagen wir den politischen Weg ein.

Hat Ihre Tochter eigentlich die Tatsache, dass sie direkt an der Quelle sitzt und einen Kinder- und Jugendkümmerer zum Vater hat, schon mal "ausgenutzt"?

Thewissen (lacht) Nein, eigentlich nicht. Natürlich ergibt sich in den täglichen Gesprächen das ein oder andere Thema. Aber offiziell hat sie noch keine Wünsche an den Kinder- und Jugendkümmerer Bernd Thewissen herangetragen.

Gibt es noch etwas, das Sie loswerden möchten?

Thewissen Ja, da ist tatsächlich noch etwas: Es wäre schön, wenn es ein Projekt gäbe, das man völlig neu angehen und gemeinsam mit Kindern und ihren Eltern aufziehen könnte. Das müsste natürlich etwas sein, das an uns herangetragen wird. Ideen sind immer willkommen. Eine Frau fragte neulich, ob es Sinn macht, eine Bürgerinitiative zu gründen, die Spielplätze selbst fördert. Wir unterstützen so etwas sehr gerne, stellen Kontakte her, etwa zum Jugendamt, so dass man das weiter vorantreiben kann.

SANDRA KAISER FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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