Duisburg Künstler erinnern an gefällte Bäume

Duisburg · Mehr als 90 Bäume wurden vor einigen Monaten im Kantpark gefällt. Elf Künstler haben Stämme dieser Fällaktion zu Kunstwerken verarbeitet. Die cubus-Kunsthalle zeigt unter dem Titel "KantparkStämme" bis zum 3. September die Ergebnisse.

 Diese Hängebuche sollte ursprünglich auch der Neugestaltung des Kantparks zum Opfer fallen. Bürger protestierten gegen ihre Fällung. Nun "beschützt" ein roter Ring aus biologisch gefärbten Holzhäckseln den Baum.

Diese Hängebuche sollte ursprünglich auch der Neugestaltung des Kantparks zum Opfer fallen. Bürger protestierten gegen ihre Fällung. Nun "beschützt" ein roter Ring aus biologisch gefärbten Holzhäckseln den Baum.

Foto: mila langbehn

90 große Bäume mit einem Umfang von mindestens 80 Zentimentern wurden vor einigen Monaten im Kantpark gefällt. Der Grund dafür ist die bevorstehende Neugestaltung des Kantparks, die vom Berliner Planungsbüro Vogt konzipiert wird (die RP berichtete). Die Fällaktion war und ist nicht unumstritten. Fast alle gefällten Bäume waren kerngesund. Außerdem wurden kleinere Bäume, die der Neugestaltung weichen mussten, nicht mitgezählt. Das Missbehagen vieler Bürger griffen auch Duisburger Künstler auf, an erster Stelle Roger Löcherbach, der sich für eine große Kunstaktion einsetzte: Nun kehren einige der "KantparkStämme" als Kunstwerke zurück.

 Mit hellem Sand bildet Mila Langbehn das Wurzelwerk dieser gefällten Eibe nach. Auf dem Foto rechts sind einige der Künstler zu sehen, die an der Aktion "KantparkStämme" beteiligt sind, darunter der Initiator Roger Löcherbach (2. von rechts).

Mit hellem Sand bildet Mila Langbehn das Wurzelwerk dieser gefällten Eibe nach. Auf dem Foto rechts sind einige der Künstler zu sehen, die an der Aktion "KantparkStämme" beteiligt sind, darunter der Initiator Roger Löcherbach (2. von rechts).

Foto: peter Klucken und Christoph reichwein

Bis zum 3. September werden die Baumkunstwerke nun in der cubus-Kunsthalle ausgestellt. Außerdem kann man einige der Werke der ungewöhnlichen Kunstaktion auch im Park besichtigen. Darunter die künstlerisch aus einem Bergahornstamm gemeinschaftlich gestaltete Bank von Chinmayo und Hektor Troyali, die zum stillen Ausruhen einlädt. "Baum sei Dank" heißt diese praktische Liegeskulptur, die über ein geschnitztes Gesicht verfügt und farbig strukturiert ist.

Duisburg: Künstler erinnern an gefällte Bäume
Foto: Christoph Reichwein

Ein Blickfang ist Roger Löcherbachs sitzende Figur, die auf dem Kopf eine goldfarbene Kugel trägt. "Mondschein im Park" heißt diese romantische Arbeit, die Löcherbach aus einem Platanenstamm gestaltete. Auf dem Innenhof der cubus-Kunsthalle liegt die zebrastreifige Baumskulptur "Stehn im ew'gen Wirbelgang" von Angela Hiß, die Rippen in einen Silber-Ahorn sägte und den Stamm teils flämmte, teils weiß bemalte.

Die meisten "Kantparkstämme" befinden sich im Innenraum der cubus-Kunsthalle, was Sinn macht, da sie für Innenräume gedacht sind. Erstaunlich ist der Einfallsreichtum der Künstler, die ganz unterschiedliche Zugangsweisen haben. Mohamad Al Natour, der aus Damaskus stammt und seit einigen Jahren in Duisburg lebt und arbeitet, nutzte Lindenstämme, um januskopfartig Hass und Liebe symbolisch darzustellen. Wolfgang Bittner arbeitete konstruktivistisch, setzt auch Stahl ein, um einer Zeder eine rhythmische Struktur zu geben: "Zu Berg. Zu Tal" heißt seine Doppelskulptur. Arno Bortz verwandelt Rosskastanien und Bergahorn in Figurengruppen, deren Typisierung an afrikanische Kunst erinnert. Till Hausmann schnitzte und sägte aus einem Bergahorn-Stamm ein "Duisburger Alphorn, das man auch für eine 3,70 Meter lange Pfeife halten könnte; eine Interpretation, die durchaus im Sinne des Künstlers ist. Marco Morosin machte aus einer Linde eine Skulptur, die er mit dem bezeichnenden Titel "Relikt 2017" versah. Und Gudrun Schuster nutzt verschiedene Hölzer, um aus ihnen ein Phantasiewesen zu entwickeln. "Lebensraum" nennt sie ihr Werk.

Erst sehr spät hat sich Mila Langbehn dazu entschlossen, an der Kunstaktion teilzunehmen. Ihr Zögern ist durchaus Ausdruck ihrer Empörung über die Art und Weise, wie die Umgestaltung des Kantparks realisiert wird. Mila Langbehn ist studierte Gartenarchitektin, die jetzt als Freiraumgestalterin und Künstlerin arbeitet. Viele Jahre hat sie sich mit dem Kantpark beschäftigt und Vorträge über seine Entstehung und Eigentümlichkeiten gehalten. Ihrer Meinung nach hätte man bei der Umgestaltung des Parks ein ganzheitliches Konzept zugrundlegen müssen, bei dem soziale, künstlerische und botanische Aspekte gleichermaßen zu berücksichtigen sind. Anstatt die Drogenszene allein mit polizeilichen Maßnahmen aus dem Park fernzuhalten, müsse man versuchen mit Hilfe von Streetworkern die Szene bei der Pflege des Parks einzubeziehen, was ihrer Erfahrung nach durchaus gelingen kann. Mehr als schade sei, dass bei der Fällaktion auch botanische Besonderheiten vernichtet worden seien, etwa eine Farnblättrige Buche. Nicht zuletzt seien auch Bäume gefällt worden, die mit Kunstwerken im Park korrespondierten. Den vom Architekten Manfred Lehmbruck angestrebten Dialog von Kunst und Natur hätten die Parkplaner ignoriert. All das ist der Hintergrund von Mila Langbehns Arbeiten im Kantpark, die sie unter die Überschrift "Hortus connexus" fasst (Park, in dem alles miteinander verbunden ist). Dabei hat sie das Wurzelwerk der gefällten Bäume mit hellem Sand auf den Rasenflächen nachgebildet. Um eine wunderschöne Hängebuche, die vor der cubus-Kunsthalle steht, hat sie mit roten Holzhäckslern einen Schutzkreis gezogen. Dieser Baum stand ursprünglich auch auf der Liste der zu fällenden Bäume. Bürgerproteste haben den Baum gerettet.

Die cubus-Kunsthalle ist mittwochs bis sonntags von 14 bis 18 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Der Katalog "KantparkStämme" kostet fünf Euro.

(pk)
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