Rp-Serie Atelierbesuche Kunst der plastischen Aufzeichnung

Duisburg · André Schweers ist Bildhauer, Plastiker und Objektkünstler. Im Lehmbruck-Museum arbeitet er als Konservator und Restaurator. Er ist seit Jahren Mitglied im Duisburger Künstlerbund.

André Schweers arbeitet breitschichtig und ordnet seine Arbeitsergebnisse in Werkgruppen.

André Schweers arbeitet breitschichtig und ordnet seine Arbeitsergebnisse in Werkgruppen.

Foto: Klaus Dieker

André Schweers (Jahrgang 1963) studierte von 1985 bis 1992 Kunst und Geografie auf Lehramt an der Universität Duisburg. Anfangs fand zeitgleich ein Studium der Bildhauerei bei Kurt Sandweg statt, dem sich mehrere Arbeitsaufenthalte an archäologischen Ausgrabungsstätten in Italien, Griechenland, der Türkei und Frankreich anschlossen. Von 1993 an hat er dann an bedeutenden Ausstellungen, Wettbewerben und Messen im In- und Ausland teilgenommen, darunter in der Kunstausstellung NRW in Düsseldorf (1993), auf der Art Miami in den USA (2002) sowie im Museum Küppersmühle in Duisburg (2008).

Jüngst war er mit Arbeiten in gleich zwei internationalen Gruppenausstellungen vertreten: zum einen im "Institut Barcelonès D´Art" unter dem Titel "Open Mind" und im Rahmen einer Jubiläumspräsentation der Bremer Galerie Ohse im Kreismuseum Peine. Schweers ist freiberuflicher Künstler und arbeitet als Restaurator im Duisburger Lehmbruck-Museum. Sein Atelier hat er an seiner beruflichen Wirkungsstätte im Künstler- und Atelierhaus der Stadt Duisburg in der Goldstraße 15, eine Werkstatt befindet sich an seinem Wohnsitz in Moers-Repelen.

Schweers ist seit Jahren Mitglied im Duisburger Künstlerbund, der ältesten Künstlervereinigung der Stadt. Eine Vielzahl seiner Arbeiten befindet sich in privatem Besitz, wie beispielsweise in den Sammlungen großer Unternehmen, darunter ThyssenKrupp und Sachtleben Chemie, sowie im öffentlichen Raum, unter anderem in der NRW Landessammlung und im Museum Kunstpalast, beide in Düsseldorf, im Musée des Beaux-Arts Tours im französischen Rennes in der Bretagne sowie im Lehmbruck-Museum Duisburg.

Als Plastiker gestaltet er seine künstlerischen Objekte in der Hauptsache aus Papiermasse in Form von Papierguss, teils unter Einbeziehung von Paraffin - das ist eine Art chemischer Wachs - und Pigmenten. "Papier ist für mich das Material, das mir die beste Möglichkeit bietet, Abgüsse zu machen und eine Patinierung nach meinen Vorstellungen zu erstellen. So wird aus Papier ein Bildträger und damit im klassischen Sinn ein Relief. Ich modelliere aber nicht, sondern gieße das ab, was ich vorbereitet habe. Dafür finde ich den Begriff 'plastische Aufzeichnungen' zutreffend, weil er einfach alle Arbeitsschritte bis zur fertigen Arbeit umfasst."

Doch Schweers sieht sich mitnichten als Papierkünstler. Seine aus Papier gegossenen Objekte sind vielmehr Spuren, Wege oder Pfade. "Die Spuren, die Menschen in der Landschaft hinterlassen, haben etwas von Narben. Sie verweisen auf etwas Abwesendes, dennoch Dagewesenes: Furchen, Spalten, Wege - Spuren von Zivilisation halt", sagt er. Schweers arbeitet breitschichtig und ordnet seine Arbeitsergebnisse in Werkgruppen. Diese tragen die Namen "Cumuli", "Pigeonniers", "Scriptural", "Bibliotheca conservata", "Archive", "Traces" und "Florale". Schlägt man eine Werkgruppe auf und betrachtet die dortigen Arbeiten, so findet man unterschiedliche Motivstrukturen mit verschiedenen Materialien.

Seine ab 2001 entstandenen Arbeiten, die er als Werkgruppe unter dem französischen Titel "Traces", zu Deutsch "Spuren", zur Serie zusammengefasst hat, tragen zum Beispiel die Namen der Orte, an denen er sie entworfen hat, darunter "Stalker Castle II" (Schottland 2005), "Ambelos" (Kreta 2006) und "Eze" (Frankreich 2006).

Schweers: "Reisen ist Inspiration und Spurensuche. Es geht mir nicht um eine Transformation von Natur, sondern um eine Transformation von Form." Im Unterschied zur Werkgruppe "Traces", stehen in der Werkreihe "Florale" beispielsweise Oberflächen und Farbigkeit in Korrespondenz zur Zeichnung. Die Versiegelung der Oberfläche mit Paraffin hat sowohl malerische Qualitäten, verweist aber auch auf einen plastischen Prozess und den Aspekt der Konservierung als Einlagerung von Formen in einem anderen Material.

Dieser Gesichtspunkt ist ihm wichtig als eine Art künstlerisches Sichtbarmachen von Geschichte. "In meinen 'Florale'-Arbeiten", unterstreicht der Künstler, "setze ich mich mit organischen Strukturen auseinander. Das ist für mich, wie ein Blick in den Mikrokosmos. Die Farbe spielt dabei, anders als bei 'Traces', eine wichtige Rolle. So arbeite ich hierbei vorwiegend mit Erdpigmenten, um den Bezug zur Natur deutlich zu machen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort